Über die Gesundheit der Seele in einer Pflege-Einrichtung
27.04.2025 MöhlinÜber die Gesundheit der Seele in einer Pflege-Einrichtung
Das Möhliner Wohnund Pflegezentrum Stadelbach spricht von «Seelenwohl» und hat entsprechende Stellen geschaffen. Warum?
Ronny Wittenwiler
«Für viele Handlungen stand im vergangenen Jahr das ‹Seelenwohl› im Fokus unseres Tuns», heisst es im Geschäftsbericht über das Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach. Die Zeilen stammen von Marion Wegner-Hänggi, Co-Geschäftsleiterin, und sie nimmt es vorweg: «Sie fragen sich vielleicht, was heisst denn das konkret?» Wegner-Hänggi wird es erläutern in diesem Geschäftsbericht, im direkten Gespräch mit der NFZ sagt sie: «Ob gewollt oder ungewollt, all unsere Bewohnenden mussten ihr Zuhause aufgeben. Mit einem ‹Seelenwohl› wollen wir eine Ambiance schaffen, die für die Bewohnenden eine Brücke zu ihrem ehemaligen Zuhause schlägt. Wir werden ihr einstiges Daheim nie ersetzen können. Es ist aber unser Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem sie sich wohl und ebenso daheim fühlen.» Es sind nachvollziehbare Worte.
Neue Angebote
«Mit der Schaffung von zwei Stellen im Bereich Seelsorge und Palliative Care dürfen wir diesen so wichtigen Themen Raum geben.» Die dafür eigens finanzierten Stellen decken ein breites Angebot ab, vom Musizieren und Abendsingen, über Feuerkreise, bis hin zu Gesprächen und Beratungen. Das Angebot steht nicht nur Bewohnenden, sondern auch Angehörigen und Mitarbeitenden sowie extern Unterstützenden kostenlos zur Verfügung. Das hat Gründe: «Unseren Bewohnenden geht es nur gut, wenn sie so gut wie möglich umsorgt werden. Und unsere Mitarbeitenden können unsere Bewohnenden so gut wie möglich umsorgen, wenn es auch ihnen selbst gut geht.»
«Es ist unsere Pflicht»
Es ist ein ganzheitlicher Ansatz. Oder, um es etwas lapidar auszudrücken: Mit einem Pflaster und Verbandsmaterial ist es nicht getan. «Das nützt alles nichts, wenn man sich nicht auch um das Seelenwohl der Menschen kümmert.» In Palliativsituationen umso mehr. Wegner-Hänggi schildert es eindrücklich: «Dieser letzte Abschnitt eines Menschen ist eine riesige Herausforderung. Oftmals tauchen ganz zentrale Lebensfragen auf, die vielleicht zuvor verdrängt werden konnten. Es ist unsere Pflicht, bestmöglich Hand zu bieten, um solche Situationen auffangen zu können.» Wegner-Hänggi sagt auch: «Unsere Bewohnenden befinden sich in einem Lebensabschnitt, der zwei kritische Herausforderungen mit sich bringt.» Da sei einerseits die Gefahr der Einsamkeit, andererseits das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Beides ist ungesund. «Man weiss, dass Einsamkeit ähnlich gravierende Folgen haben kann wie eine schwere Suchterkrankung. Ich sehe es als Aufgabe eines Pflegeheims, dass auch solche Bereiche angeschaut werden.»
Willkommen «daheim»
Mit den neu geschaffenen Stellen sollen bezüglich des gepriesenen «Seelenwohls» also Taten folgen, denn dieses «Seelenwohl», so sagt es Wegner-Hänggi im Geschäftsbericht, «ist für uns die Basis eines Klimas von willkommen sein, von dazugehören, von als Mensch wahrgenommen werden. All dies braucht es, um sich an einem Ort daheim zu fühlen.» An einem Ort, der jetzt im Frühling wieder umgeben ist von Blumen, die aufs Neue aufblühen.
Auch das tut der Seele gut.