«Bäume und Parks sind die Klimaanlagen der Städte»

  02.01.2024 Persönlich, Rheinfelden

Axel Fischer: Wohnen in Rheinfelden, arbeiten bei «Grünstadt Zürich»

Als Axel Fischer vor vierzig Jahren seine Lehre als Landschafts-Gärtner abschloss, sprach noch kaum jemand von Klima und Klimaerwärmung. Aber heute gehören diese Begriffe zu den bestimmenden in seiner Arbeit als Bereichsleiter für Park- und Grünanlagen bei «Grünstadt Zürich».

Edi Strub

Axel Fischer ist in Laufenburg auf der badischen Seite des Rheins aufgewachsen. Seinen ersten Job nach der Lehre fand Axel Fischer in der Gärtnerei Rosenthaler in Rheinfelden – nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo er heute wohnt. Später habe er während rund zehn Jahren in der Gärtnerei Leuenberger in Laufenburg gearbeitet. Er hätte auch das Gärtner- und Blumengeschäft seiner Eltern im Badischen übernehmen können. An beiden Orten habe er für sich aber keine Zukunft gesehen. Stattdessen habe er sich um eine leitende Stelle im Friedhof Hörnli in Basel beworben. Dort habe es Gestaltungspotential gegeben, das ihn lockte. Er habe auch zum ersten Mal eine grössere Zahl Mitarbeiter führen dürfen. Nach einer gewissen Zeit befriedigte ihn aber auch das nicht mehr. «Friedhöfe haben Mauern, die sie einfrieden, und ich spürte die Gefahr, irgendwann Mauern im Kopf zu haben.» Da bot sich die Gelegenheit, Leiter der Basler Abfallentsorgung zu werden. Ein ganz neues Metier mit der Verantwortung für rund 70 Angestellte. Das schien ihm interessant, denn berufsbegleitend hatte er Betriebswirtschaft studiert. Viel Zeit blieb ihm allerdings nicht, sich einzuarbeiten. Denn die Kehrichtentsorgung musste perfekt funktionieren vom ersten Tag an. «In Basel wären Zustände wie in einigen italienischen Städten damals nicht akzeptiert worden.» Bald habe er aber gespürt, dass die meisten der Angestellten unzufrieden sind. Sie hätten gedacht, wer mit Dreck und Abfall beschäftigt sei, fühle sich irgendwann selbst wie Dreck, sagt Axel Fischer. Er habe ihnen das nicht ausreden können. Und so habe er sich entschieden, an einzelnen Tagen selbst auf einem der Kehrichtwagen zu sein und die Touren seiner Männer mitzumachen. Zuerst hinten beim Leeren der Container, dann auch in der Fahrerkabine als Chauffeur. Er habe dafür extra die Lastwagenprüfung gemacht. Aber die Missstimmung unter den Arbeitern habe er auch damit nicht wirklich beseitigen können. Die Leute hätten nach wie vor viel gejammert und geklagt, weil sie glaubten, ihre Arbeit werde nicht geschätzt.

Mehr Bäume
Die nächste Station sei dann bei «Grünstadt Zürich» gewesen. Der Geschäftsbereich hatte bei seiner Einstellung noch unprätentiös «Unterhalt» geheissen. Hier ist er nun als Leiter Park- und Grünanlagen wieder für Gärtnerisches zuständig. Dabei geht es aber nicht mehr bloss um Bäume und Rasen, sondern immer mehr um das Klima und die Klimaerwärmung. Bäume und Pärke sollten nach dem Willen der (mehrheitlich rot-grünen) Stadtregierung Co² speichern und im Sommer wie natürliche Klimaanlagen wirken. So sei aktuell zum Beispiel geplant, den «Kronenbedeckungsgrad» der Stadt von jetzt knapp 16 Prozent bis zum Jahr 2040 auf 25 Prozent zu erhöhen. Weniger technokratisch gesprochen heisst das, dass ein Viertel der Stadtfläche in Zukunft von Bäumen beschattet sein soll. Kein einfaches Ziel, denn in den letzten Jahren ist die Zahl der Bäume in Zürich eher kleiner als grösser geworden. Vor allem auf privatem Grund wurde viel abgeholzt, zum Teil wegen Neubauten, zum Teil aber auch wegen der schweren Unwetter und der Trockenheit. Nun gelte es gegenzusteuern, mehr Bäume anzupflanzen und dafür zu sorgen, dass sie genügend Wasser haben. Das heisse, Böden zu entsiegeln und wieder wasserdurchlässig zu machen. Statt grau und schwarz müsse die Stadt wieder mehr grün und blau werden. Ein solcher Paradigmenwechsel sei auf die Schnelle aber schwierig zu erreichen. Der Sechseläutenplatz zum Beispiel sei vor ein paar Jahren mit teuren, dunkelgrünen Platten aus Valser Quarzit belegt worden. Im Sommer wird es unerträglich heiss dort. Aber das sei halt vor rund zwanzig Jahren so beschlossen worden, als man mehr von Urbanität als von der Klimaerwärmung sprach.

Die ideale Mitte
Wie ihm Rheinfelden gefalle, wollte ich wissen. – Er und seine Partnerin fühlten sich hier sehr wohl. Im Sommer genössen sie das Grün entlang dem Rhein, liessen sich von der Strömung mit ihrem Wickelfisch flussabwärts treiben und freuten sich dann auf einen Drink in der Buvette unter den mächtigen Baumkronen des Stadtparks. Ihm und seiner Partnerin gefalle die Stadt auch, weil sie mit der Bahn so gut erschlossen sei. Von der Haustür bis zum Bahnhof brauche er bloss ein paar Minuten. Auch in Zürich sei das Büro schnell und bequem zu Fuss erreichbar. Dasselbe gelte für seine Partnerin, die bis vor kurzem jeden Tag nach Basel pendelte. Rheinfelden sei für sie die ideale «Mitte» zwischen Zürich und Basel. In der Freizeit treibe er gerne Sport. Und vor allem: er koche leidenschaftlich. Das sei für ihn Erholung pur, da könne er abschalten. Er lasse sich dabei gerne von Kochbüchern inspirieren, mache es dann aber doch meistens nach eigener Fasson. Bisweilen koche er für bis dreissig oder vierzig Leute. Das sei nicht so schwierig wie es töne, verlange aber eine gute Vorbereitung und Organisation. Geniessen können seine kulinarischen Kreation bisweilen seine Arbeitskollegen in Zürich oder, häufiger, Freunde bei ihnen in der Wohnung in Rheinfelden.


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