AEW will bei Stromunterbrüchen besser informieren
21.11.2024 BrennpunktDiesen Sommer ist es im Fricktal zu mehreren und länger anhaltenden Stromunterbrüchen im AEW-Netz gekommen. Die ungenügende Information sorgte in der Bevölkerung für Unmut. Die AEW Energie AG verspricht nun Besserung.
Walter Herzog
Im August 2024 ist es im Stromnetz der AEW im Fricktal zu grösseren Stromausfällen gekommen. Die NFZ titelte «Stromausfall: … und keiner weiss Bescheid?» und rügte in einem Kommentar die ungenügende Informationspolitik der AEW. Auch Fricktaler Grossräte unter der Leitung von Stephan Müller (SVP, Möhlin) nahmen sich dem Thema an und lancierten einen Vorstoss im Grossen Rat. Darin verlangten sie Auf klärung zur Situation mit der Stromversorgung im unteren Fricktal und insbesondere auch zur seltsamen Informationspolitik der AEW Energie AG. In der Antwort der Regierung und der AEW, welche kürzlich publiziert wurde, wird zwar vieles beschönigt, aber immerhin Besserung versprochen. Auf die Frage der Interpellanten, warum die AEW die Öffentlichkeit nicht aktiv über die Ursache informiere, lautet die Antwort wie folgt: «Da Stromunterbrüche in der Regel sehr schnell behoben werden und keine eindeutige geografische Häufung der Unterbrüche festgestellt werden kann, wurde das Interesse an der Bekanntgabe der Ursache bisher als gering eingeschätzt. Die Verunsicherung in Teilen der Bevölkerung ist jedoch nachvollziehbar. Entsprechend werde gemäss AEW zukünftig darauf geachtet, bei grösseren und längeren Versorgungsunterbrüchen über die Ursachen auf der Webseite der AEW im Anschluss an das Ereignis und nach Vorliegen der nötigen Erkenntnisse zu informieren. Die AEW Energie AG hat erkannt, dass es für Teile der Bevölkerung wichtig ist, umfassender über die Ursachen von grösseren und längeren Stromausfällen zu kommunizieren.»
Ein Vogel auf der Leitung
Zu den Stromausfällen im Fricktal erfahren wir nun auch konkret, was wirklich passiert ist: Am 3. März 2024 war ein defekter Stangentransformator, also ein defektes Gerät, die Ursache. Am 14. August war es ein Kurzsch luss i n der Leitu ng des Vorliegernetzes, welches der AEW Strom liefert. Am 22. August führten zwei gleichzeitige Ereignisse zum Stromausfall: Zuerst erfolgte ein Kurzschluss durch einen Vogel auf der Leitung Rheinfelden – Wallbach. Aufgrund dieses Kurzschlusses kam es zu einer technischen Fehlschaltung in der Station Möhlin-Bachstras se. Eine Schutzauslösung im vorgelagerten Netz führte am 1. September um 06.59 Uhr zu einem Stromunterbruch im Unterwerk Laufenburg. Am 7. Oktober kam es in Rheinfelden bei einer Schutzkomponente zu einem Kommunikationsausfall zwischen den Transformatoren. Am 14. Oktober kam es um 15.52 Uhr im Unterwerk Laufenburg aufgrund einer Schutzabschaltung im Netz der Axpo zu einem Stromausfall.
Generell wird dem Stromnetz der AEW allerdings ein gutes Zeugnis ausgestellt: «Der massgebliche Index zeigt eine sehr gute unmittelbare Versorgungsqualität der AEW. Die durchschnittliche Ausfallzeit pro Kunde lag 2023 bei 10 Minuten (Durchschnitt Schweiz: 18 Minuten). Auch im mehrjährigen Vergleich lag die AEW stets unter dem schweizweiten Durchschnitt.»
Stromversorgung in Zukunft stabil?
«Kann die AEW Energie AG zukünftig eine unterbruchsfreie Stromversorgung im unteren Fricktal sicherstellen und garantieren?», fragten die Grossräte den Regierungsrat. «Störungen lassen sich nicht vollständig vermeiden und können immer wieder auftreten. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Blitzschlägen oder Stürmen bis hin zu Tieren (zum Beispiel Vögel), die bei Freileitungen Kurzschlüsse verursachen. In solchen Fällen werden Schutzsysteme aktiviert, wodurch betroffene Teile des Leitungsnetzes automatisch abgeschaltet werden. Dieser Mechanismus ist zentral, um sowohl die Leitungen als auch die Menschen und Gebäude zu schützen und direkte Folgeschäden zu vermeiden.
Die AEW erhofft sich in der Region eine Stabilisierung durch die Spannungsumstellung auf der Netzebene 3, wodurch die vollständige Vermaschung dieser Netzebene bis Ende 2027 wiederhergestellt wird. Derzeit betreibt die zuständige Netzbetreiberin Axpo Grid AG einen Mischbetrieb mit Netz-Spannungen von
50 kV und 110 kV.»
Warum nicht via App informieren?
«Stromausfälle führen zu Verunsicherungen in der Bevölkerung und vielen Anrufen bei der Polizei. Warum werden solche relevanten Informationen nicht sofort, praktisch in Echtzeit, über die digitale Informationsplattform Alertswiss-App verbreitet?», wollten die Grossräte weiter wissen. «Alertswiss ist ein Informations- und Alarmierungskanal von Bund und Kantonen. Ob eine Meldung auf der Alertswiss-App und der Webseite publiziert wird, entscheiden die Behörden, die für die Ereignisbewältigung zuständig sind. In den meisten Fällen sind dies die Einsatzzentralen der Kantonspolizeien. Auf die Kommunikation via Alertswiss hat die AEW keinen Einfluss», heisst es in der Antwort der Regierung. Dass es mit der App offenbar doch funktioniert, hat die AEW vor zwei Wochen bewiesen, als bei einem lokalen Stromunterbruch in einer anderen Region des Aargaus überraschenderweise eine Alarmmeldung via Alertswiss erfolgte. Es geht also doch.