«Warten und Nichtstun ist das Schlimmste»
08.12.2024 LaufenburgDie «IG Asyl Laufenburg» engagiert sich für Geflüchtete
Seit Februar 2024 wohnen geflüchtete Menschen aus allerlei Ländern in der Gops, der Geschützten Operationsstätte im Untergrund des Laufenburger Spitals. Freiwillige der IG Asyl Laufenburg engagieren sich auf verschiedenen Gebieten.
Regula Laux
Eine schmale Treppe, links und rechts umgeben von zwei kahlen Betonflächen, führt hinab in die Gops*. Beim Runtersteigen schlägt dem Besuchenden eine Mischung aus vielerlei Gerüchen entgegen. «Die gute Lüftung der unterirdischen Räume ist eine grosse Herausforderung», erzählt Joel Rauber, von der betreuenden Firma Securitas als Gops-Leiter in Laufenburg eingesetzt. Im Sommer seien die hohen Aussentemperaturen eine Schwierigkeit gewesen, jetzt gelte es die richtige Mischung beim Heizen zu finden.
Ein Zimmer für Frauen mit Kindern
Zu Spitzenzeiten waren in den vergangenen Monaten rund 140 Frauen, Männer und Kinder in den Bunkerräumen des Spitals untergebracht. Bis zu 32 geflüchtete Menschen pro Zimmer, jeweils in zweistöckigen Betten. Momentan hat sich die Situation etwas entschärft, sodass die Menschen auf die Zimmer verteilt werden konnten, eines wurde für allein reisende Frauen (zum Teil mit Kindern) eingerichtet.
Afghanistan, Burundi, Türkei, Ukraine …: die gef lüchteten Menschen kommen aus vielen verschiedenen Ländern und sie haben oft lange Fluchtwege hinter sich. Umso schöner, wie sich in der Gops Freundschaften über alle kulturellen und sprachlichen Barrieren hinweg entwickelt haben. Die Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen die Schule im ehemaligen Hotel «Drei Könige» in Rheinfelden. Die Begleitung dorthin wird von einzelnen Eltern übernommen. Auch sonst gibt es «Ämtli» in der Gops, wie Wäschewaschen, Reinigungsarbeiten, Essen verteilen usw.
Aufnahmestatus als Asylsuchende
«Das Wichtigste ist, dass wir etwas zu tun haben», erzählt ein Geflüchteter, denn: Warten und Nichtstun sei das Schlimmste. Und die Zeit des Wartens kann sich lang hinziehen. Für einige vergehen Monate, bis sie einen Bescheid vom Staatssekretariat für Migration (SEM) in Bern erhalten, beziehungsweise einen vorläufigen Aufnahmestatus meist Status F oder, für Geflüchtete aus der Ukraine den Status S. Bis dahin dürfen sie offiziell keinen Sprachkurs besuchen oder einer Arbeit nachgehen.
Dankbar für den Austausch
Die Umstände und das Schicksal der unterirdisch untergebrachten Menschen rief einige der Freiwilligen der «IG Asyl Laufenburg» wieder auf den Plan, die bereits in den Jahren 2015 und 2016 aktiv waren. Damals stellte die Stadt Laufenburg Räumlichkeiten im Restaurant Schützen zur Verfügung, in welchen gemeinsam mit den geflüchteten Menschen gekocht, gegessen und Deutsch gelernt wurde. Heute sind es Räume im zweiten Stock des ehemaligen Binkert-Gebäudes, die vom Kanton angemietet wurden. Zu den früheren Freiwilligen gesellten sich einige neue, die Deutschstunden, Spielen mit den Kindern, Beisammensein im Treffpunkt und regelmässige Kleiderabgaben organisieren. Jede Abwechslung sei wichtig und werde dankbar angenommen, sind sich die Freiwilligen einig. Doch die lange Zeit des Wartens, der permanenten Unterbeschäftigung hinterlasse ihre Spuren. «Wir beobachten, dass die anfängliche Energie, der freudige Elan sich einzubringen, bei einigen nachlässt», erzählt Dora Freiermuth.
Dies war auch ein Grund für Nika Schudel und Christine Pugin, gemeinsame Bastelaktivitäten und Formen mit Ton auf dem Vorplatz der Gops durchzuführen. «So können die Kinder daran teilnehmen, ohne dass ihre Eltern sie in die Binkert-Räume begleiten müssen», erzählen die beiden. Die Kinder, manchmal gesellen sich auch einige Erwachsene dazu, nehmen das Angebot dankend an und kreieren kleine Kunstwerke aus dem mitgebrachten Ton und den kleinen Dingen aus der Natur. Kaum zu glauben, auf was für kreative Ideen die Kinder kommen, wenn man ihnen Ton, Schneckenhäuschen und anderes zur Verfügung stellt.
Die Reise ist noch nicht zu Ende
A m Dienstag vormittag bieten Raimund Strauck und Trudi Hofer jeweils Deutschlektionen für Erwachsene an, während sich Hedy Säuberli im Spielzimmer um die Kinder kümmert. Marlis Schmid und Luisita Wullschleger haben im Rahmen der «IG Asyl» die Koordination der Kleidersammlungen und -abgaben übernommen. «Es hat einen Moment gebraucht, bis wir ein praktisches System für die gerechte Abgabe der Kleider gefunden haben», berichten sie. Besonders gesucht sind momentan Kinderkleider und -schuhe für Fünfbis Zwölfjährige sowie Koffer und Taschen. Denn die Reise der Gef lüchteten ist noch nicht zu Ende. Immer wieder können Familien aus der unterirdischen Gops in eine oberirdische Unterbringung – im besten Fall in eine eigene Wohnung – verlegt werden.
* Diese Reportage entstand, bevor in der Gops ein Masernausbruch festgestellt wurde und entsprechende Massnahmen getroffen werden mussten (die NFZ berichtete).
Unterstützung gesucht
Die IG Asyl Laufenburg ist immer auf der Suche nach Freiwilligen und freut sich über jede Spende.
Kontakt «Treffpunkt»:
Dora Freiermuth, freiermuth.d@bluewin.ch
Kontakt «Kleidersammlung»:
Marlis Schmid,
Telefon 079 484 20 88
Spenden:
IBAN CH49 0076 1648 8623 9200 1
Luisita Wullschleger,
IG Asyl Laufenburg, Laufenburg