Kunst ist viel mehr als nur ein Gemälde

  04.09.2024 Laufenburg

Vieles ist neu oder anders als bei früheren Ausstellungen im Laufenburger Rehmann-Museum. Eigentlich ist alles anders. Kunstwerke gibt es nicht nur hinter Museumsmauern zu entdecken, sondern auch auf einem knapp sieben Kilometer langen Rundgang durch die Stadt Laufenburg und die nähere Waldumgebung.

Jean-Marc Felix

LAUFENBURG. Wirklich noch nie dagewesen ist die Zusammenarbeit mit dem Jurapark Aargau: «Eine Sensation», meint der Kurator Michael Hiltbrunner. Und was soll das Ganze? «Wir wollen einen fliessenden Übergang zwischen Kunst und Natur schaffen», erklärt Hiltbrunner.
Am Sonntag begleitete die NFZ eine Gruppe von Kunstinteressierten bei einer Führung des Kurators durch das Rehmann-Museum im Schimelrych und zu den zehn Positionen entlang des Kunstparcours bis zur Chrottehalde. Damit ist auch klar, dass sich der Name der Ausstellung von den Flurnamen bei Start und Ziel ableitet.

Hühner spielen Klavier

Hier einige der Highlights. Im Museum bleibt man unweigerlich beim Video «Flügel für Vögel» von Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger stehen. Hühner hüpfen auf Futtersuche auf den Tasten eines Flügels herum und klimpern willkürlich eine Melodie.

Viel zu reden gibt die Installation «Bäume selbst pflanzen» des deutschen Künstlers Stefan Strumbel. Für diese Aktion stellte der Künstler ein Wäldchen mit 50 aus dem Schwarzwald importierte junge Weisstannen ins Museum und rief dazu auf, diese im nahen Wald selbst einzupflanzen. Das ist jedoch verboten, weil diese Art von Tanne Mühe mit längeren Hitzeperioden hat. Nun bleiben die Pflanzen bis zum Ausstellungsende im Museum.

Es gibt ausserdem von Ameisen kreierte Zeichnungen, von einer Windzeichenmaschine produzierte Lichtspuren am Nachthimmel, Arbeiten mit getrockneten und mit Lack konservierten Bananenschalen der Laufenburger Künstlerin Dora Freiermuth und vieles mehr zu sehen und zu erleben. Dora Freiermuths Bananenschalen stehen auch am Anfang des Rundgangs. Hier setzte sie diese – in eine Lehmfläche gedrückt – dem Zerfall aus. Entstanden ist eine zerklüftete, faszinierende Lehm-Bananenschalen-Landschaft.

Grünflächen verwildern

Zu einem interessanten Experiment rief Jan van Oordt auf. Er bat die Bewohnerinnen und Bewohner einer längeren Quartierstrasse für die Zeit der Ausstellung ihre Gärten verwildern zu lassen; nicht mähen, keine Hecken und Bäume schneiden, nicht jäten usw. Das führte zu interessanten Diskussionen über Schönheit von Grünflächen, Ordnung und Biodiversität. Kurator Hiltbrunner ist überzeugt, dass sich auch andere Laufenburger Hauseigentümerinnen und -eigentümern spontan an dieser Aktion beteiligten. Allen voran das Rehmann-Museum selbst mit seinem Skulpturen-Garten, wo sich die Arbeiten des 2020 verstorbenen Laufenburger Künstlers Erwin Rehmann nun hinter Gras und hohen Pflanzen verstecken.

Auf den Rundgang bezogen, reicht der Platz in diesem Artikel nicht aus, um auf alle Positionen einzugehen, aber Stichworte wie Dialog mit Fischen, Fröschen, Stöcken und Steinen, Flower-Power oder Menschenscheuche zeugen von einem äusserst interessanten Rundgang und Dialog zwischen Kunst und Natur.
Einen Monat vor dem Ende der Ausstellung bezeichnet der Kurator sie als «äusserst erfolgreich». Anna Polzer, Kunstkritikerin aus Zürich, ist begeistert und bringt es auf den Punkt. «Diese Ausstellung macht deutlich, dass Kunst viel mehr sein kann als ein Gemälde an der Wand. Sie kann aufmerksam machen auf Fragen unserer Zeit».


Die Ausstellung läuft noch bis am 27. September.
7. September: Kulturnacht mit einem Spezialprogramm; 14. September: Elektronischer Pop von «Citron Citron» und «möf».
21. September: Klassisches Konzert mit dem Ensemble «Fiacorda».
Führungen sind bis Ende September möglich

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote