Der Dauerbrenner
20.07.2023 MöhlinLukas Fässler, Gemeinderat seit einem Vierteljahrhundert
Mit zarten 32 Jahren wird der Möhliner in die Exekutive gewählt. Die Jahre ziehen ins Land, Gemeinderäte kommen und gehen. Er aber bleibt.
Ronny Wittenwiler
Sie war der Schlusspunkt an der Gemeindeversammlung: jene kleine, aber feine Laudatio unter dem Traktandum Verschiedenes, gehalten von Möhlins Gemeindeammann Markus Fäs (SP) auf Lukas Fässler (SVP). Doch der Reihe nach.
28. September, 1997
An jenem Sonntag wählt die Möhliner Bevölkerung einen knapp 32jährigen Juristen in den Gemeinderat. «Jung und dynamisch» lautet der Slogan, mit dem für den Kandidaten geworben wird, und der Kandidat selbst, Lukas Fässler, sagt kurz vor dem Wahltag zur Presse: «Ich weiss um die Anliegen der Jungen und denke, dass es jemanden braucht, der hier ein offenes Ohr dafür hat.» Fässler wird gewählt, er bekommt 965 Stimmen und tritt die Nachfolge von Parteikollege René Fischler an, der nach zwanzigjähriger Amtstätigkeit nicht mehr kandidiert. Zwei weitere Neo-Kandidaten lässt Fässler deutlich hinter sich, gewählt werden auch alle Bisherigen, die erneut antreten: René Müller (Gemeindeammann, FDP), Beat Santini (Vizeammann, CVP), Marlies Bucher (parteilos) und Mario Strähl (SP).
Am 1. Januar 1998 ist Amtsantritt. Es ist das Jahr, als Gerhard Schröder zum deutschen Bundeskanzler gewählt, Alois Estermann als 31. Kommandant der Päpstlichen Schweizergarde in Rom vereidigt und Flavio Cotti nach 1991 ein zweites Mal zum Bundespräsidenten ernannt wird (Quelle: Markus Fäs und Wikipedia); Facebook und Google gab es damals noch nicht, der heutige Gemeinderat Loris Gerometta besucht zu dieser Zeit gerade die zweite Klasse und selbstverständlich: es gäbe noch manche Beispiele, die zeigten, zu welch einem Dauerbrenner Lukas Fässler in der Möhliner Exekutive geworden ist. Oder wie es Gemeindeammann Markus Fäs an ebenjener Gemeindeversammlung vom 22. Juni 2023 sagte: «Heute vor 25 Jahren, fünf Monaten und 22 Tagen hat er sein Amt als Gemeinderat hier in Möhlin angetreten und ist inzwischen auch schon in seinem 13. Jahr als Vizeammann. Gewisse Zungen haben in diesem Zusammenhang schon das Wort Sesselkleber in den Mund genommen – ich persönlich ziehe in diesem Zusammenhang eigentlich das Wort Kontinuität vor.»
Anruf bei der Gemeindeabteilung des Kantons Aargau. «Gemäss unserer Datenbank gibt es fünf Gemeinderäte, die gleich lang oder länger im Amt sind als Lukas Fässler», heisst es dort auf Anfrage; «allen voran ist es Roger Fricker, Gemeindeammann von Oberhof, dessen Amtsantritt im Jahr 1990 gewesen ist.» Zwei aktuelle Gemeindeammänner seien seit 1994 im Amt, einer seit 1996 und neben Lukas Fässler nehme ein weiterer seit 1998 Einsitz in der Exekutive. Von über 1000 Gemeinderäten seien rund 120 seit 2010 oder länger im Amt. Die Daten, das lässt man ausrichten, würden von den Gemeinden direkt erfasst und von der Gemeindeabteilung nicht noch einmal überprüft. Soviel aber ist ganz sicher: Am Sonntag des 28. Septembers 1997 wählt die Möhliner Bevölkerung einen knapp 32-jährigen Juristen in den Gemeinderat für die kommende Amtsperiode. Und darum wird jener Mann über ein Vierteljahrhundert später, am Abend des 22. Juni 2023, am Rande der Gemeindeversammlung geehrt. Dass diese Laudatio klein, aber fein war und nicht uferlos, hatte ihr Gutes, denn: einen Amtierenden über den grünen Klee zu loben, noch bevor der Tag zum Abend wird, das geziemt sich nicht. Und er selbst scheint noch lange nicht am Ende. Fässler, dieser Dauerbrenner.