Nach 71 Jahren leuchten die Farben wieder

  27.10.2019 Frick

Die Fenstersanierung an der Fricker Kirche ist abgeschlossen

Rund vier Monate dauerte die Fenstersanierung an der reformierten Kirche Frick. Letzte Woche besuchte die NFZ den Glaser, den Schreiner und den Architekten, als die alten bunten Kirchenfenster, neu aufbereitet und in einem neuen Kittbett, zurück in die Angeln gehoben wurden.

Simone Rufli

Stephan Bärenwaldt blinzelt in die Sonne. Prüfend sucht sein Blick die bunten Fenster nach Unreinheiten ab. Während vier Monaten hat sich der Glasermeister der Firma Glas-Bär GmbH in Oeschgen nun mit den Farbfenstern der reformierten Fricker Kirche befasst. Zuerst hat er alle Bleiverglasungen in ihre Einzelteile zerlegt. Eine Arbeit, die angesichts der variierenden Glasdicke von 1,5 bis maximal 4 Millimeter viel Fingerspitzengefühl und grosse Sorgfalt erforderte – zumal sich die alten Fenster mit der Zeit verformt hatten. «90 bis 95 Prozent der Gläser konnte ich dennoch übernehmen. Ein paar wenige gingen mir in der Hand kaputt», erklärt der Fachmann. Tagelang hat er in der Werkstatt die einzelnen Teile beschriftet, dokumentiert und nummeriert. Die alten, spröden und brüchigen Bleiruten (Verbindungen zwischen den einzelnen Glasstücken) hat er durch neue Verbindungen ersetzt. Durch die Anpassung der Gläser auf das neue Format mussten nicht nur rissige Teile ersetzt werden, sondern auch die äusseren Ränder neu zugeschnitten werden. Das dafür benötigte Glas wurde so originalgetreu und farbecht wie möglich ausgesucht. «Auch die neuen farbigen Gläser sind echtantik und mundgeblasen», erklärt Stephan Bärenwaldt.

Jetzt lassen sich die Flügel öffnen
Nun neigt sich die Sanierung dem Ende entgegen und die restaurierten Bleifelder kehren in einem neuen Fensterflügel an ihren alten Platz zurück. So wunderschön es ist, wenn sich das Licht der Herbstsonne einen Weg durch die bunten Kirchenfenster bahnt, so deutlich treten gerade dann die Putz-Mängel zutage. Noch ist der Glasermeister nicht ganz zufrieden, sieht er eine ganze Menge Putzarbeit auf sich zukommen. Sollte er etwas übersehen, ist das auch kein Problem. Denn nach der Sanierung lassen sich die Glasfenster nun als ganze Flügel öffnen, womit nicht nur die bunten Gläser bei Bedarf gereinigt werden können, sondern auch die vorgelagerte, neue Dreifachverglasung im alten Rahmen. Putzen im Vor-Sanierungszustand war ein Ding der Unmöglichkeit, weil nur ein kleiner Flügel im untersten Segment sich zu Lüftungszwecken aufziehen liess. «Unser Ziel war es, trotz zusätzlicher Dreifachverglasung und einer massiven thermischen Verbesserung, dieselbe Lichtmenge wie bisher ins Kirchenschiff zu bekommen», erklärt Glasermeister Bärenwaldt, der keinen Aufwand scheute, das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

Ein eingespieltes Team
Architekt Urs Weiss hat die Arbeiten im Auftrag der reformierten Kirchgemeinde von Anfang an beratend und planend unterstützt. Im Winter 2017 wurden die Grundlagen für eine energetische Sanierung erschaffen. Thermographische Aufnahmen des Kirchengebäudes zeigten deutlich, dass Schwachstellen beim Rundfester im Westgiebel und bei den seitlichen Rundbogenfenstern vorhanden waren. Gezeigt habe sich auch, dass die Holzdecke im Kirchenschiff und Chorbereich nicht luftdicht war und nur ungenügend gedämmt. «Das hat zu einem hohen Wärmeverlust geführt», so Weiss. Er habe die stets sehr gute Zusammenarbeit mit Kurator Markus Fricker, Manfred Baumann sowie den Unternehmern und Kunsthandwerkern aus der Umgebung sehr geschätzt. Der Geschäftspartner von Glasermeister Bärenwaldt, Schreiner Martin Jäggi, war verantwortlich für sämtliche Arbeiten am Holz. Er fräste die alten Rahmen so aus, dass die moderne Dreifachverglasung darin Platz fand. Viele Problemstellungen hätten sie – dank der räumlichen Nähe, der guten Kommunikation und der eingespielten Zusammenarbeit gemeinsam lösen können, betonen die beiden. Der dritte Handwerker im Bunde war Hanspeter Metzger (Metzger Maler) aus Frick, der den neuen Fensterflügeln und den alten Rahmen den richtigen Anstrich verlieh.

Zukunft und Umwelt im Blick
Die energetische Sanierung der Fenster aus dem Jahr 1948 und die Nachdämmung der Kirchenraumdecke mit Einbau einer Wärmerückgewinnungs-Lüftungsanlage (zur Wärmeund Feuchterückgewinnung) werden schon im kommenden Winter Wirkung zeigen und die Umwelt schonen. Für Architekt Weiss ist klar: «Die budgetierten und an der Kirchgemeindeversammlung bewilligten Kosten von rund 165 000 Franken sind nachhaltig und gut investiert und wegweisend für einen späteren Umstieg auf alternative Energienutzung.»


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