Schilder als Erinnerung

  12.01.2022 Laufenburg

Eine «Beizentour» durch Laufenburg

Im Laufe der Jahrzehnte sind viele Gastrobetriebe verschwunden

«Traube», «Wilde Mann», «Pfauen», «Roter Löwe», «Schlosskeller» und mehr: In der Laufenburger Altstadt gab es schon viele Restaurants. Bei einem Streifzug durch die Altstadtgassen sind immer wieder Zeugen aus der einstigen Gastrogeschichte zu finden.

Susanne Hörth

«Mehr zu als offen», geht Felix Klingele auf das aktuelle Angebot der Laufenburger Gastrobetriebe ein. Zusammen mit seiner Frau Anita führte er am Laufenburger Marktplatz fast 40 Jahre lang ein Raumgestaltungsgeschäft. 2019 gab das Ehepaar Klingele altersbedingt den Familienbetrieb, sie standen ihm bereits in dritter Generation vor, auf.

In den vielen Jahren, die Felix Klingele in der Laufenburger Altstadt lebt und arbeitete, hat er auch immer wieder sehr nah mitbekommen, wenn ein Restaurant seine Türen schloss. Manchmal für immer, manchmal nur temporär im Zuge eines Wirtewechsels.

Zu den wenigen, aktuell betriebenen Restaurants in der Altstadt gehören das «Warteck» und die «Probstei». Daneben gibt es einige kleinere Cafés und Bistros (siehe Kasten). Die Hoffnung, dass in naher Zukunft auch der «Adler» beim Marktplatz wieder Gäste empfängt, ist bei vielen gross. Seit 2018 ist die Liegenschaft «Adler» Eigentum der Stadt Laufenburg. Das Gebäude wird in den kommenden Monaten für 2,5 Millionen Franken saniert. Vorgesehen sind der Einbau von drei Atelierwohnungen im Dachgeschoss sowie vier Wohnungen im zweiten Obergeschoss. Im ersten Obergeschoss befinden sich Büros. Mit dem Ziel, wieder einen Pächter für das Restaurant zu finden, werden diese Räume ebenfalls auf Vordermann gebracht. Die Pächtersuche sei noch nicht gestartet worden, da zuerst die Sanierung angegangen wird, erklärt Stadtschreiber Marco Waser auf entsprechende Anfrage der NFZ. «Die ersten Arbeiten am Adler sind Ende 2021 gestartet. Ende Januar 2022 soll nun das Gerüst aufgestellt werden», geht er zudem auf den Stand der Sanierung ein.

Zu Zeiten, als die Post noch mittels Pferdekutschen transportiert wurde, befand sich beim «Adler» eine Zwischenstation für die Kutscher. Im Erdgeschoss des Gebäudes sollen sich die Stallungen für die Pferde befunden haben, im ersten Obergeschoss der Gastraum.

Das «Schiff» und der Weg in die Vergangenheit
Unweit vom Marktplatz befindet sich auch das «Schiff». Heute ist hier das gleichnamige Museum beheimatet. Der noch vorhandene Gastraum dient der Narro Alt Fischerzunft 1386 als Zunftstube. Wie beim «Schiff» erinnert ein paar Meter weiter Richtung alte Rheinbrücke ebenfalls ein Wirtshausschild an das einstige Vorhandensein eines Restaurants. Im 16. Jahrhundert erbaut, beheimatet das Gebäude an der Fischergasse seit 1685 das Gasthaus zum Meerfräulein. 1980 erwarb das Ehepaar Gallotti die Liegenschaft. In den nachfolgenden 30 Jahren wurde das «Meerfräulein» dank seiner guten Küche zu einem beliebten Treffpunkt für Gäste aus nah und fern. 2011 schloss das Restaurant. Die Nachkommen haben die Liegenschaft zwischenzeitlich verkauft. Wie deren weitere Verwendung aussieht, ist nicht bekannt.

Den Altstadtgassen weiter folgend, gelangt man auch zum «Sprachpanorama». Früher befanden sich in diesen Räumlichkeiten der «Schlosskeller». Auch dieses Restaurant hat seine Pforten schon vor längerer Zeit geschlossen. Ebenso der «Wilde Mann» oder die «Traube». Dann wäre da auch noch das Hotel Pfauen, dessen Schild nahe am Rhytürli an die einzige Existenz erinnert. «Es ist abgebrannt», erzählt Felix Klingele. Nach dem Wiederaufbau sei hier der Handwerksbetrieb «Bonneterie» untergebracht worden. In seiner Aufzählung nennt Klingele auch das Restaurant Fischerstube. «Soviel ich weiss, ist es im zweiten Weltkrieg geschlossen worden.»

Vom Solbad zum «Roten Löwen»
Laufenburg hatte einst auch ein Solbad. Im November 1971 wurde die damals bereits sehr marode Liegenschaft direkt beim Marktplatz in einer medialen Inszenierung gesprengt. Ein paar Jahre später öffneten sich an fast gleicher Stelle die Türen des Hotel-Neubaus «Roter Löwe». Doch auch diesen Betrieb gibt es nicht mehr. 2006 gingen Hotel und Restaurant Konkurs. Der «Rote Löwe», in dessen Obergeschossen während 40 Jahren ebenfalls das Bezirksgefängnis untergebracht war, ist zwischenzeitlich ein privates Pflegeheim.

Geschlossen ist seit geraumer Zeit auch das Restaurant Bahnhof direkt neben dem Wasentor.

Ein Betrieb, der sich seit vielen Jahren bewährt, ist das Café Maier. Nahe der Altstadt und direkt an der Hauptstrasse gelegen, ist es ein beliebter Treffpunkt. Auf der gleichen Strassenseite wie dieses Café befindet sich der «Schützen». Längst sind dessen Gastrozeiten vorbei. Wie der «Adler» in der Altstadt gehört auch der «Schützen» der Stadt Laufenburg. Die Pläne für eine Neugestaltung des Schützen-Areals sind weit vorangeschritten.

Gründe für die immer schwierigere Situation für Restaurants sieht Felix Klingele in der Gesellschaft. Waren früher «Fürobebier» Teil der gelebten Gemeinschaft, hat das heute oft im hektischen Alltag kaum noch Zeit.


Laut Stadtschreiber Marco Waser werden aktuell folgende Restaurants betrieben: Café Maier, Sole Luna, Probstei Orient Express, Café Edelstein, Kiosk, Red Lion Café, Atelier 78, Warteck, Erne Chuchi, Erwins Café (im Rehmann Museum), Café Nika, WERK 89 sowie die Besenbeiz der Laufenburger Pontoniere (wird nur im Sommer betrieben). Sie alle befinden sich in Laufenburg. Im Ortsteil Rheinsulz gibt es noch das Fischergut.

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote