«Können nicht warten, bis jemand erschlagen wird»
29.03.2018 MöhlinMöhliner Bürkli: Räumung als unumgängliche Massnahme
Revierförster Urs Steck erklärt, weshalb die über einhundert Jahre alten Buchen im Naherholungsgebiet Bürkli gefällt werden müssen.
Ronny Wittenwiler
Nahe der Möhlinbach-Mündung in den Rhein gelegen, ist das Bürkli mit römischer Wehranlage und Grillplätzen ein beliebtes Ausflugsziel. Nun ist das Gebiet gesperrt, vorgesehen ist eine Räumung des Buchenbestands. Eine radikale Massnahme, die nach Auffassung von Möhlins Revierförster Urs Steck unumgänglich ist.
Bestand zerfällt
«Natürlich tut diese Massnahme weh, das Bürkli ist ein wunderbarer Platz», sagt Steck. Doch sei ein Zuwarten nicht mehr zu verantworten. Herunterfallende Äste, armdick, seien eine latente Gefahr für Erholungsuchende. Das bestätigt nun auch das externe Gutachten eines Baumpflegespezialisten. Die Rede ist von Kronen- und Stammbrüchen, von einem überalterten und zerfallenden Buchenbestand. Das Gutachten legt ebenfalls die Räumung nahe und auch wenn Burglind zuletzt das ihre beigetragen hat, hält Steck mit Nachdruck fest «Die Äste brechen auch ohne Sturm weg. Wir können nicht warten, bis jemand erschlagen wird.» Dem Handlungsbedarf widerspricht Kreisförster Nils Osterwalder nicht und so dürfte die kantonale Bewilligung für den Holzschlag bloss noch Formsache sein. Nach Ostern sollen die Bäume gefällt und das Gebiet mit Jungbäumen bepflanzt werden – voraussichtlich Eichen, zehn Zentimeter Durchmesser, drei, vielleicht vier Meter hoch, zwanzig bis dreissig Stück an der Zahl. Bald schon wird das Bürkli wieder zugänglich sein. Jahrzehnte dagegen wird es dauern, bis dort die Bäume wieder stattliche Ausmasse annehmen. «Der Ort wird an Charme einbüssen», stellt Osterwalder sachlich fest.
Permanente Sperrung nicht durchsetzbar
Die Option, die über hundertjährigen Bäume ihrem natürlichen Zerfall zu überlassen, hätte zur permanenten Sperrung geführt. «Das wäre schlicht nicht durchsetzbar», sagt Osterwalder. «Der Ort ist als Erholungsraum zu bekannt.»
Auch der Natur- und Vogelschutz Möhlin könne die Gründe für den Holzschlag nachvollziehen, sagt Steck.
Bleibt die Frage nach der Rentabilität. «Das geschädigte Holz kann nur noch als Hackholz energetisch verwertet werden», sagt Möhlins Revierförster. Die Bepflanzung der Jungbäume eingerechnet, werden für die Ortsbürgergemeinde unterm Strich Kosten in Höhe von 20 000 bis 30 000 Franken entstehen. Für den Holzschlag gibt es also nicht einmal ein Trostpflaster.
Der Zahn der Zeit
Für die teilweise immensen Schädigungen seien mitunter Trockenheit und Hitze verantwortlich, hält das Gutachten fest. Das Bürkli steht auf einem Plateau mit felsigem Untergrund, der Zahn der Zeit nagt hier schneller als auf natürlich bewaldetem Boden. Selbst Buchen, die noch nicht so stark angeschlagen seien, müssten gefällt werden, da sich deren Prozess des Absterbens beschleunige: «Der übrige Baumbestand wird durch Wind ungünstig belastet und des Weiteren entstehen in den Buchenkronen und an der dünnen Rinde Sonnenbrand und dadurch Stammnekrosen. Dadurch werden die Bäume empfänglich für holzzersetzende Pilze.» Aber auch entfachte Feuer nahe an den Stämmen und unter den Baumkronen sowie Vandalismus an den Stämmen mit scharfen Werkzeugen hätten zu einer massiven Schwächung der Bäume beim Bürkli beigetragen. (rw)