Meeresboden wird an Ostern eingeweiht

  24.03.2018 Herznach

Vorhang auf für den Ammonitenfriedhof mitten im Bergwerk von Herznach

Am Ostersonntag, 1. April – und das ist kein Scherz – können Interessierte zum ersten Mal den freigelegten Meeresboden besichtigen. Zudem wird die Sonderausstellung «Phantastisches aus dem Untergrund – Was der Fricktaler Boden hergibt!» mit einer Vernissage eröffnet.

Simone Rufli

Nachdem am Bergwerkfest 2016 ein Teilstück des Hauptstollens für die Öffentlichkeit hatte zugänglich gemacht werden können, steht im einzigen Bergwerk in der Nordwestschweiz bereits der nächste Höhepunkt kurz bevor. Am 1. April – «bitte schreiben Sie, dass das kein Scherz ist!», gab Geri Hirt vom Verein Eisen und Bergwerke (VEB) den Journalisten mit auf den Weg – wird der Meeresboden eingeweiht. Vor rund drei Jahren hatten heftige Regenfälle grosse Wassermassen in einen bislang eher uninteressanten Seitenstollen geführt. Material wurde weggeschwemmt, zum Vorschein kamen erste Stücke eines Meeresbodens, wie Geologe Peter Bitterli an einer Informationsveranstaltung am Mittwoch erklärte. «Sie müssen weit reisen, bis sie an einem anderen Ort so etwas sehen können», hob Bitterli den Stellenwert des Fundes hervor. Der Meeresboden von Herznach ist deshalb so einzigartig, weil er überaus reich an bestens erhaltenen Ammoniten und rund 160 Millionen Jahre alt ist. Zu verdanken ist der Fund den klimatisch idealen Bedingungen im Bergwerk. Während im Freien die Ammoniten durch die Verwitterung kaputt gehen, bevor sie an die Oberfläche gelangen, blieben sie im Stollen bei konstanter Temperatur geschützt.

Herznach vor 160 Millionen Jahren
Vor 160 Millionen Jahren lag das Gebiet des heutigen Herznach im Subtropengürtel. Die Temperaturen waren wesentlich höher als heute. Das Gebiet war Teil eines riesigen Schelfmeeres (Meer mit geringer Tiefe am Rand eines Kontinentes) mit einer Wassertemperatur von 22 bis 24 Grad. Die hohe Wassertemperatur – verursacht durch eine Treibhausperiode mit sehr hohem CO2-Gehalt in der Atmosphäre – ist denn auch dafür verantwortlich, dass Makrocephaliten (Dickköpfer) aus dem tropischen Tethys-Ozean so weit nach Norden vordringen konnten und zur dominierenden Ammonitenart in dieser Schicht wurden, wie Peter Bitterli ausführte. Die Treibhausgase waren eine direkt Folge der regen vulkanischen Tätigkeit. Bitterli sprach von einer «vulkanischen Katastrophe», wobei die weltweite Entstehung neuer, warmer Ozeanböden Wasser verdrängte, was zu einem markanten Anstieg des Meeresspiegels führte. Zusammen mit Sturmfluten, verursacht durch kräftige Wirbelstürme, wurde es möglich, dass abgestorbene Ammonitentiere zusammen mit weichem Sediment in kleine Becken des Schelfmeeres geschwemmt wurden. «Der Ammonitenfriedhof im Bergwerk könnte auf diese Weise entstanden sein», so der Geologe.

Zuvor hatte Ruth Reimann, Leiterin der Ammonitengruppe des von Stefan Schraner präsidierten VEB, durch die Ausstellungsräume geführt, dort wo am 1. April zusätzlich zu den Themen Bergbau, Geologie und Fossilien die Sonderausstellung «Phantastisches aus dem Untergrund – Was der Fricktaler Boden hergibt!» eröffnet wird. Das Bergwerk war von 1937 bis 1967 in Betrieb. Insgesamt wurden rund 1,7 Millionen Tonnen Eisenerz gewonnen – Eisen für rund 67 Eifeltürme. Gegen 32 Kilometer Stollen wurden ausgebrochen. Während des 2. Weltkrieges arbeiteten bis zu 140 Personen im Bergwerk, damals der wichtigste Arbeitgeber im oberen Fricktal.

Bis zur Vernissage am Ostersonntag bleibt noch einiges zu tun. In den nächsten Tagen werden die Wege frisch gekiest, das Gitter vor dem Meeresboden entfernt, eine Art Brückli verlegt, damit die Besucher nicht direkt auf den Boden stehen. Später könnte vielleicht einmal ein Glasboden den direkten Gang über die einzigartige Fundstelle möglich machen, wie VEB Vize-Präsident Geri Hirt hofft.

Sonntag, 1. April, ab 11.30 Uhr Festwirtschaft; 13.30 Uhr Vernissage von Sonderausstellung und Meeresboden, Gratis-Bahnfahrten. Eintritt frei.


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