Grosser Kiesabbau und neues Kieswerk geplant

  22.03.2018 Brennpunkt, Rheinfelden

Rheinfelder Ortsbürger- und Einwohnergemeinde entscheiden über Projekt

Die Holcim AG will sich im Gebiet Grossgrüt im Osten von Rheinfelden Kiesabbaurechte für die nächsten Jahrzehnte sichern und in der alten Kiesgrube Chleigrüt ein Kieswerk erstellen. Im Juni entscheiden die Ortsbürgerund die Einwohnergemeinde-Versammlungen über einen Dienstbarkeitsvertrag.

Valentin Zumsteg

Bereits seit 2015 baut die Holcim im Gebiet Untere Rütenen im Osten von Rheinfelden Kies ab. Das Material wird mit Lastwagen nach Eiken transportiert, wo Holcim ein Kieswerk betreibt. Künftig will das Unternehmen das Rohmaterial aber in Rheinfelden verarbeiten. Zu diesem Zweck soll in der alten Rheinfelder Kiesgrube Chleigrüt ein neues Kieswerk entstehen, das ab 2020 pro Jahr bis zu 380 000 Tonnen Kies und Sand bewältigen kann. Es ist gemäss den Holcim-Verantwortlichen mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich zu rechnen. Dies lohnt sich aber nur, wenn im Osten von Rheinfelden auch längerfristig Kies abgebaut werden kann. Denn die Reserven in der Unteren Rütenen (bei der Landi Frila) werden bis 2026 erschöpft sein.

«Uns gefällt die Gesamtidee»
Aus diesem Grund möchte sich Holcim nun die Kiesabbaurechte für das Gebiet Grossgrüt sichern. Dort soll von 2027 bis 2046 Kies ausgebeutet werden. Das neue Abbaugebiet wird – so die Absicht – mit einem Förderband durch den Wald direkt zum Kieswerk erschlossen. Die Anlieferung des Materials aus der Unteren Rütenen ins neue Werk erfolgt per Lastwagen. Gestern informierten Vertreter der Holcim, der Stadt und der übrigen Landeigentümer anlässlich einer Medienorientierung über die Pläne.

«Uns gefällt die Gesamtidee», erklärte der Rheinfelder Stadtammann Franco Mazzi. Es sei durch das neue Kieswerk und den geplanten Kiesabbau nicht mit mehr Verkehr zu rechnen – im Gegenteil. Auch das Grundwasser werde nicht gefährdet. Dies seien die zwei entscheidenden Punkte. Ebenfalls positiv wertet Mazzi, dass im Rahmen der Wiederauffüllung von Kiesabbaustellen Deponievolumen für die Ablagerung von sauberem Aushubmaterial entstehen. Anschliessend werde das Areal rekultiviert und wieder als Landwirtschaftsland zur Verfügung stehen.

Das betroffene Gebiet im Grossgrüt umfasst gut 20 Hektaren und ist damit rund doppelt so gross wie die Abbaufläche in der Unteren Rütenen. Grundeigentümer sind die Einwohnergemeinde und die Ortsbürgergemeinde Rheinfelden, die Neumatt AG sowie Landwirt Daniel Soder aus Möhlin. Sie haben bereits eine Eigentümergemeinschaft gebildet und mit Holcim einen Dienstbarkeitsvertrag ausgehandelt. Gemäss Mazzi können die Eigentümer mit einer jährlichen Entschädigung für den Kiesabbau in der Höhe von rund einer Million Franken rechnen. Dies über 20 Jahre. Auf die Ortsbürgergemeinde und die Einwohnergemeinde würden insgesamt rund 400 000 Franken pro Jahr entfallen. Zudem würden die Ortsbürger und die Einwohner jährlich einen sechsstelligen Betrag als Baurechtszins für das Kieswerk bekommen.

Stimmbürger können entscheiden
Das Projekt steht aber noch ganz am Anfang. Die Rheinfelder Bürger werden mehrfach darüber entscheiden können. In einem ersten Schritt stimmen die Ortsbürger- und die Einwohnergemeindeversammlungen im Juni 2018 über den Dienstbarkeitsvertrag ab. Gäbe es dort ein Nein, wäre das Projekt bereits erledigt, wie Mazzi sagte. Bei einem Ja muss anschliessend für die Realisierung des Kieswerks Chleigrüt das Baugrundstück von der Gewerbe- in die Industriezone gelegt werden. Dazu braucht es einen Gestaltungsplan, der aufzeigen muss, wie die Belange des Natur- und Landschaftsschutzes berücksichtigt und umgesetzt werden. Schliesslich erfordert der geplante Kiesabbau im Grossgrüt eine Änderung des kantonalen Richtplans und die Ausscheidung einer Kiesabbauzone im Nutzungsplan Kulturland. Hierfür bedarf es auch einer umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung. Erst wenn das Projekt all diese Hürden meistert, kann in acht bis zehn Jahren mit dem Kiesabbau im Grossgrüt begonnen werden.


An einer öffentlichen Informationsveranstaltung informieren die Stadt und die Holcim über den geplanten Kiesabbau und das Kieswerk. Donnerstag, 5. April, um 19 Uhr in der Kurbrunnen-Anlage in Rheinfelden.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote