Das positive Potenzial nutzen
15.01.2018 Elfingen, Effingen, Hornussen, BözenEinführung in Fusionsprüfung von Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen
Gegen 100 freiwillig Engagierte wirken bei den Zusammenschlussabklärungen von Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen – dem «Projekt BEEH» – mit. Beim sogenannten Kick-Off vom 10. Januar in Elfingen wurde aufgezeigt, mit welchen Themen sie sich im Rahmen von sieben Workshops auseinandersetzen werden.
Phan My-Dung lebt seit zwei Jahren in Effingen. Die aus Deutschland zugezogene Ingenieurin wirkt in der Arbeitsgruppe «Energie, Wasser/Abwasser, Werkhof» mit und dies nicht zuletzt darum, um die Schweizer Politkultur und somit ihre neue Heimat besser kennenzulernen. Einen ganz anderen Beweggrund, Teile seiner Freizeit dem Projekt BEEH zu widmen, hat Walter Fuchs. Er erinnert sich gut an einen früheren Anlauf der Gemeinden Bözen, Effingen, Elfingen, Hornussen und damals noch Zeihen zur Abklärung eines Zusammenschlusses: «Ich war gegen diese Fusion», gibt der Elfinger unumwunden zu. Ihm mangelte es dannzumal vor allem an Informationen zum Prozess, darum bringt er sich jetzt aktiv ein als Mitglied der Arbeitsgruppe «Finanzen und Liegenschaften».
Zukunft gestalten
Jean-Claude Kleiner wird das Projekt BEEH als externer Berater begleiten. Beim Kick-Off gab er Einblick in seine reichhaltigen Erfahrungen aus verschiedenen Fusionsprojekten in der Deutschschweiz und zeigte auf, um was es im Kern der Sache geht: «Wir wollen noch immer mit Strukturen von gestern Probleme von morgen lösen, obwohl wir schon heute die Grenzen spüren.» So eröffnete ein Blick auf die Gemeindelandschaft der Schweiz, dass diese während Jahrzehnten kaum Veränderung erfahren hat.
Weil aber finanzielle und personelle Ressourcen vor allem in kleinen Gemeinden je länger je knapper sind, um alle Aufgaben alleine bewältigen zu können, verringerte sich die Anzahl der Schweizer Gemeinden stetig auf aktuell gut 2200 Gemeinden. 212 davon umfasst momentan der Aargau. Laut den Gemeinderäten von Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen stimmt der Zeitpunkt für die Zusammenschlussabklärungen, weil das Projekt von vier ebenbürtigen Partnern angegangen wird, in keiner der beteiligten Gemeinden ein Leidensdruck besteht und somit ein freier, ergebnisoffener Entscheid möglich ist.
Mit Tempo
Monika Mettier aus Effingen erachtet es grundsätzlich als wichtig, etwas für die Gemeinde zu tun. «Als Mitwirkende in der Arbeitsgruppe ‹Jugend/Alter, mein Wissen aus dem Gesundheitswesen einbringen, als auch die Zukunft unserer Kinder mitgestalten». Der Bözer Renato Zinniker war schon immer dafür, dass effizient gearbeitet wird. Zudem hat er im Berufsleben eine Fusion erlebt. «Aus dieser Erfahrung wuchs die Erkenntnis, dass man nicht einfach eine gute Lösung erwarten kann, sondern diese mitformen muss», so das Mitglied der Arbeitsgruppe «Ortsbürgergemeinden, Forst/Landwirtschaft.» Mit Tempo, «aber nicht Tempo-Tempo» wie Jean-Claude Kleiner schmunzelnd bemerkte, werden nun die anstehenden Fragen hinsichtlich eines allfälligen Zusammenschlusses geklärt. In sieben Workshops zwischen Februar und September 2018 wird in den bereits erwähnten Arbeitsgruppen sowie den vier weiteren «Behörden/ Verwaltung, Gemeindeordnung», «Raumordnung, Bau- und Nutzungsordnung (BNO)», «Schulwesen», «Name, Wappen, Ortsteile, Postadresse, Vereine, Kultur» intensiv debattiert werden. Jean-Claude Kleiner wünscht sich ein konstruktives Miteinander: «Es kommen während des Prozesses viele Chancen auf den Tisch, die gemeinsam realisiert werden können, Fusion hin oder her.» Darum gelte es, trotz unterschiedlicher Meinungen einen fairen Austausch zu pflegen, persönliche und politische Interessen in den Hintergrund zu stellen: «Schliesslich wollen wir alle für die Zukunft unserer Gemeinden nur das Beste.»
Einblick in die Wappenkunde
«Kopf, Portemonnaie und Herz entscheiden letztlich über eine allfällige Fusion», betonte Jean-Claude Kleiner im Wissen darum, dass insbesondere die Themen Name und Wappen einer neuen Gemeinde stets besonders bewegen. Entsprechend übergab der Projektbegleiter das Wort dem Gastreferenten Rolf Kälin. Der Profi-Heraldiker stellte gleich einleitend klar, dass gemäss kantonaler Gesetzgebung jede Aargauer Gemeinde Wappen und Siegel führen muss, jedoch selbst nach einer Gemeindefusion sämtliche Ortsteile ihre bisherigen Namen und Wappen behalten.
«Theoretisch könnte nach einer Fusion für die neue Gemeinde der Name und das Wappen einer bestehenden Gemeinde übernommen werden». Praktisch empfiehlt Rolf Kälin, einen neuen Namen samt neuem Wappen nach heraldischen Richtlinien zu schaffen. Was das heisst, erklärte er amüsant unter dem Leitwort «Ein Logo ist kein Wappen, ein Wappen ist kein Logo» anhand von mehr oder weniger gelungenen Beispielen.
Bei einem Apéro klang der informative Abend aus. Der dabei bereits rege geführte Austausch zeigte, dass im Projekt BEEH viel positives Potenzial steckt, welches alle Beteiligten mit spürbarem Interesse ausloten wollen. (mgt)