Alte Quittenbäume gesucht
11.10.2016 Aargau, Unteres Fricktal, Landwirtschaft, Oberes Fricktal, NordwestschweizHart und schwer ist auch das Holz des Baumes. Wie aus Eisen gegossen wirken die dunklen, faltigen Stämme, und muten an das Werk eines Künstlers an. Jetzt im Oktober hängt das gelbliche Obst wie ein feierlicher Segen am Baum. Reiche Ernte macht, wer einen Quittenbaum hat, der jährlich noch 400 Kilogramm trägt. Meist sind es weniger – viel weniger! Zudem sind viele Früchte von braunen Flecken und Punkten verunstaltet.
Um die Früchte dreht sich auch alles bei «Fructus – Die Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten». Deren Experten versuchen sich gezielt mit dem Auffinden alter robuster Quittensorten. Da bei der «Obst- und Beereninventarisierung Schweiz» in den Jahren 2000 bis 2005 leider nur sehr wenige Quittensorten gemeldet wurden, ist das Auffinden einer geeigneten Sorte umso wertvoller. Denn, was viele nicht wissen, unsere Quitten sind wegen fehlender Wirtschaftlichkeit, der Verstädterung und Pflanzenkrankheiten bedrohter den je und könnten in ferner Zukunft bald von der Bildfläche verschwinden. Abhilfe sollen nun alte krankheitsrobuste Quittensorten verschaffen, so die Hoffnung der Pomologen (Obstbaumkundler). Nur, wo finden sich solche Exemplare? Hier kommt «Pro Arbore – Bauminventar Schweiz» ins Spiel. So hielt Michel Brunner von «Pro Arbore» fest, dass die mächtigsten und ältesten Quitten – mit wenigen Ausnahmen – verblüffenderweise immer in der Region Fricktal und Basel stehen. Warum dem so ist, darüber kann man nur spekulieren. War es ein baumkundiger Pionier, der die ursprünglich kaukasische Baumart frühzeitig hierher brachte, oder wurden die Obstbäume hier ganz allgemein stärker gefördert wie andernorts? Auf jeden Fall scheint das milde Klima im Raume Fricktal für das Wachstum der Quitten förderlich. So findet man besonders alte Bäume in Laufenburg, Frick, Gipf-Oberfrick, Oberhof und in Magden.
Quitten-Blattbräune
Die besten Tage sind für den geliebten Obstbaum aber auch hier gezählt. Leider führt die durch einen Pilz hervorgerufene Quitten-Blattbräune je länger je mehr zu erheblichen Ernteverlusten. Wird gar die Pflanzenkrankheit Feuerbrand diagnostiziert – die seit 1989 auch in der Schweiz entdeckt wurde – wird der Baum meist ersatzlos gefällt. Die Inventur alter Individuen und die Entdeckung von Natur aus zähen Sorten sind deshalb entscheidend.
Um solche zu untersuchen, müssen die wenig verbliebenen alten Quitten aber erst einmal gefunden werden. Dafür an dieser Stelle ein Aufruf an interessierte Leser: Denn wer ein solchen Quittenbaum kennt oder in seinem eigenen Garten stehen hat, melde dies bitte an die untenstehende Adresse. In einem zweiten Schritt werden Früchte und Blätter eines solchen Baumes untersucht und die Sorte bestimmt. Man hofft dadurch einzigartige Sorten finden zu können, die sich speziell an das Schweizer Klima angepasst haben, und diese gezielt zu vermehren, um sie der Nachwelt zu erhalten. Oft sind es gerade die ganz alten Exemplare – auch wenn der Stamm längst hohl und aufgesplittet ist – die mit robustem Erbgut gesegnet sind. So konnte bereits festgestellte werden, dass ausgerechnet die ältesten Exemplare ausgesprochen gut mit der Quitten-Blattbräune zurechtkommen. Pauschal kann man also sagen, je älter der Baum, desto grösser die Chance, dass es sich dabei um eine alte und robuste Sorte handeln könnte. Eine Untersuchung im Labor wird darüber Ausschluss geben können.
Kriterien zur Meldung alter Quittenbäume
In erster Linie muss das Alter der Quitte mindestens 70 Jahre betragen. Bäume die jünger sind, tragen fast immer neue, bekannte Sorten. Ein Indiz für ein hohes Alter ist der Stammumfang. Der Umfang des Stammes muss in 1Meter Höhe ab Boden gemessen, mindestens 1,30 Meter betragen. Falls die Sorte oder das Alter des Baumes bekannt ist, wäre das hilfreich. Meldungen bitte an Michel Brunner: lindenbaum@gmx.ch (mgt)