Fische finden den Weg ins neue Umgehungsgewässer
14.08.2014 Möhlin, Wissenschaft, Unteres Fricktal, Wirtschaft, NaturNeun Millionen Franken hat das Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt in die neuen Fischaufstiegsanlagen investiert. Nach einer Bauzeit von rund 18 Monaten ist Anfang April das 1,2 Kilometer lange Umgehungsgewässer auf deutscher Seite geflutet worden. Etwas später erfolgte die Fertigstellung des Fischpasses im Mittelpfeiler des Kraftwerks.
Fische werden auf deutsche Seite geleitet
Das Besondere dabei: Die Fische werden, nachdem sie den Einstieg in den Fischpass gefunden haben, quer über den Rhein auf die deutsche Seite geleitet, wo sich das Umgehungsgewässer befindet. Der neue Fischpass besteht aus mehreren 40 Tonnen schweren Fertigbetonelementen. Der Bau sei eine technische Meisterleistung gewesen, sagte Beat Karrer, Geschäftsführer der Kraftwerk Ryburg-Schwörstadt AG, am Dienstagnachmittag anlässlich einer Presseorientierung.
Sowohl beim Mittelpfeiler als auch an der Ufermauer sind so genannte Sohlanschlüsse erstellt worden. «So stellen wir sicher, dass auch schwimmschwache und bodennah orientierte Arten den Weg bewältigen können», betonte Karrer.
«Kein Vergleich zu vorher»
Um die Funktionsfähigkeit des neuen Umgehungsgewässers zu prüfen, haben im Mai und Juni Mitglieder von Schweizer und deutschen Fischereivereinen die aufsteigenden Fische gezählt. Die Zahlen sind vielversprechend, wie die Verantwortlichen am Dienstag erklärten: Total 2735 Fische und 25 verschiedene Arten konnten innerhalb von sechs Wochen gezählt worden. Am häufigsten kamen Barben (55 Prozent) und Flussbarsche (22 Prozent) vor. Der grösste Fisch, der gezählt wurde, war ein 87 Zentimeter langer Karpfen. Es wurden auch mehrere seltene und gefährdete Arten wie Äschen, Felchen, Nasen und Schneider gesichtet.
«Das sind bereits sehr gute Resultate sowohl was die Artenzahl als auch was die absolute Zahl aufgestiegener Fische betrifft», erklärte Jochen Ulrich, Leiter Ökologie bei der Energiedienst AG, der Betreiberin des Kraftwerks. Auch die Fischer sind zufrieden: «Die neuen Fischaufstiege funktionieren sehr gut. Das ist kein Vergleich zu vorher. Ich bin überrascht über die Anzahl der Fische. Sie haben die neuen Anlagen sehr schnell angenommen», sagte Rolf Bürgi vom Fischereiverein Bezirk Rheinfelden. Im September und Oktober wird die Zählung fortgesetzt. Zudem ist 2015/16 eine ganzjährige koordinierte Fischzählung bei allen Kraftwerken am Hochrhein geplant.
Neuer Steg bald fertig
Im Rahmen der Neukonzessionierung (2010 bis 2070) muss das Kraftwerk insgesamt 17 Ausgleich- und Ersatzmassnahmen umsetzen. Ein grosser Teil davon ist bereits realisiert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 20 Millionen Franken. Das Umgehungsgewässer ist dabei die grösste Einzelmassnahme. Bis im Herbst soll alles abgeschlossen sein. Ende September wird voraussichtlich auch der neue Fussgänger- und Fahrradsteg beim Kraftwerk in Betrieb genommen.