Alles nur «Heissi Luft»? Von wegen
16.07.2020 Laufenburg«Wunderkram» beschreitet mit Laufenburger Videoclips neue Wege
Auftritte waren während vieler Wochen auch für die Laufenburger Musiker Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer nicht möglich. Um trotzdem nahe beim Publikum zu sein, aber auch um «gluschtig» auf ihr grosses Repertoire zu machen, haben sie nun vier Filme drehen lassen.
Susanne Hörth
Überlange Sitzungen, ausufernde Diskussionen sowie nicht zünden wollende Ideen sorgen nicht selten für rauchende Köpfe. Mit «Heissi Luft» packen die Laufenburger Musiker Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer von «Wunderkram» die ernüchternde Erkenntnis so manch frustrierter Sitzungsrunde in einem rhythmischen Lied zusammen. Während die beiden in ihrem von milchigen Plexiglasscheiben umgebenen Treibhäuschen in die Gitarrensaiten greifen, die gesungenen Worte hinaus in die Dunkelheit der Nacht getragen werden, schleppt ein sonnenbebrillter Mann mit Krawatte unsinnige Gegenstände in das Gartenhaus.
Gleicher Garten, anderes Szenario: Zwischen blühenden Fliederbäumen, vorbei an grünen Bäumen, hinunter zum Rheinufer und von dort mit einem Boot auf das glitzernde Wasser hinaus nehmen die Musiker mit auf ein Stück «Heimatland». Heimat ist bei ihnen aber auch immer da, wo Texte entstehen, Noten sich zu einer Melodie zusammenfügen und aussergewöhnliche Instrumente aufeinandertreffen. Aber auch da, wo Gabriel Kramer auf dem Einrad oder am Mischpult sitzt und Sonja Wunderlin im Garten oder in der Küche wirkt.
Das Wortgefüge aus beider Nachnamen widerspiegelt sich als eine Fülle von «Wunderkram» in den gesungenen Mundartgeschichten, den verschiedenen Stil-Richtungen sowie den unterschiedlichsten Schauplätzen. Bei all dem wie auch den oben beschriebenen Szenen lässt das Duo sein Publikum für einmal etwas anders teilhaben. In den aufgrund der Corona-Situation auftrittslosen Wochen haben Sonja Wunderlin und Gabriel Kramer vier Musikvideos an verschiedenen Orten in Laufenburg gedreht. «Es war uns dabei sehr wichtig, authentisch rüberzukomme», erklärt Gabriel Kramer.
Was wiederum verlangte, von jemandem mit der Kamera begleitet zu werden, der ihren Ideen und Vorstellungen vertraute und sie auch filmisch umzusetzen verstand. In der Person des gerade einmal 20-jährigen Linus Ehi aus dem bernischen Jura fanden sie die richtige Person. «Er wurde uns empfohlen», so Kramer. Es sei alles sehr unkompliziert gewesen. Vieles sei sogar erst beim Drehen spontan entstanden. Und auch beim Schneiden habe es kaum Korrekturen bedurft. Zwischenzeitlich sind drei der Clicks hochgeladen und können auf Youtube aufgerufen werden. Ein viertes Video, gedreht im Rehmann-Museum und dem dazugehörenden Skulpturengarten wird nächstens ebenfalls aufgeschaltet.
Mit den Videos möchte «Wunderkram» auf die grosse Palette ihres abwechslungsreichen Repertoires aufmerksam machen. Die Corona-Situation hat in ihrem zu Jahresbeginn noch gut gefüllten Auftrittskalender grosse Lücken hinterlassen. «Jetzt beginnt er sich langsam etwas zu füllen», sagt Gabriel Kramer. Dem kommt entgegen, dass wieder vermehrt Privatfeste mit überschaubaren Gästezahlen durchgeführt werden. Wunderkram wird bei solchen Feiern gerne für Live-Auftritte gebucht. Gabriel Kramer wirkte in den vergangenen Monaten auch auf Bühnen ohne Publikum, ohne Instrument und ohne Gesang. Seine Arbeitsuntensilien bestanden aus Pinsel und Farbe. Er grinst. «Nach dem Bemalen des Pumphäuschens am Laufenburger Rheinufer, konnte ich auf dem nebenstehenden Bauernhof auf dem zirka sechs Meter hohen Betonsilo weitermachen.» Ein nächstes grosses Malvorhaben wartet bereits auf ihn. Er kann eine Fassade bei einem Altstadtgebäude mit einem Kunstwerk versehen. Wenn er auch schon weiss, was es werden soll, so will er es doch noch nicht verraten. So wie bei der Musik schätzt er das spontane Miterleben.