Die Burg Chaistel in Kaisten

  29.04.2020 Kaisten

Die unbekannte Burg Chaistel

Auf der Kaister Anlage lebte wahrscheinlich eine Hochadelsfamilie

Einst stand auf dem Fasnachtsberg in Kaisten eine Burg. Von der Geschichte dieser aus dem 11. Jahrhundert stammenden Burg Chaistel weiss man so gut wie nichts. Um die noch vorhandenen Mauerreste zu schützen, hat die Kantonsarchäologie aktuell eine Bestandesaufnahme gemacht.

Susanne Hörth

«Der Kulturerbetag in Kaisten war ein Anstoss für die Untersuchungen bei der Burgruine. Es war aber schon seit längerer Zeit geplant, eine Zustandsüberprüfung vorzunehmen», erklärt Thomas Doppler von der Kantonsarchäologe Aargau. Der für den 14. Juni geplante Kulturerbetag – ein Gemeinschaftsprojekt von Kantonsarchäologie, Kantonaler Denkmalpflege, Bibliothek und Archiv Aargau, Museum Aargau und der Abteilung Raumentwicklung – musste, wie vieles andere auch, aufgrund der Corona-Situation abgesagt werden. Ausgewählt für diesen Anlass werden jeweils Gemeinden, die über ein besonders reiches Kulturerbe verfügen. Zur Kaister Kulturgeschichte gehört auch die eingangs erwähnte Burg Chaistel auf dem Fasnachtsberg. Bei der Anwesenheit der Kantonsarchäologie wurden laut Doppler kleine Bereiche der Mauer freigelegt, um deren Erhaltungszustand zu prüfen. «Da die Mauerreste bislang nie konserviert wurden und unmittelbar unter dem Waldboden liegen, war unklar, wie stark sie der Witterung und der Erosion ausgesetzt sind», so der Fachmann. Und: «Wir konnten feststellen, dass die Mauerreste in einem insgesamt guten Zustand sind, teilweise aber auch Sanierungsbedarf besteht.»

Teil des Heimatweges
Von der ehemaligen Burg ist heute nicht mehr allzu viel zu erkennen. Damit ihre Geschichte aber in Erinnerung bleibt wurde sie zu einer der Stationen des 2017 eröffneten Kaister Heimatweges. Eine unterhalb der Lourdeskapelle aufgestellte Tafel gibt in Text und Illustrationen Auskunft über die einstige Burganlage. «An wenigen Stellen sind die Mauerreste gut sichtbar. Der Grossteil der Mauern liegt jedoch unter dem Humus. Da die Überreste aber an vielen Stellen nur mit wenig Erdreich überdeckt sind, zeichnet sich bei genauem Hinschauen der Mauerverlauf im Gelände ab, so dass die Umrisse der Burg einigermassen zu erahnen sind», erklärt Thomas Doppler.

Quellen, die etwas über die Geschichte der Burg Chaistel erzählen, gebe es keine. Auch über deren Besitzer wisse man nichts. «Sinnbildich dafür ist die frühere Vermutung, es handle sich um eine römische Befestigung, aufgrund der Halsgräben und besonders wegen des Namens Chaistel, der mit Kastell übersetzt wurde», so der Kantonsarchäologe.

In den Jahren 1911 und 1912 wurden im Auftrag der Römerkommission im Bereich der Kapelle Sondiergrabungen durchgeführt. «Es sind die bislang einzigen Untersuchungen der Burgstelle», so Doppler. Dabei kam eine 1,8 Meter dicke polygonale Ringmauer einer turmlosen Burganlage von 35 auf 20 Metern Ausdehnung zum Vorschein. An die Innenseite dieser Mauer waren zwei Steinhäuser angebaut. Doppler erwähnt auch einen weiteren, an die Ringmauerinnenseite gesetzten, Steinbau mit sechseckigem Grundriss. Hier ist unklar, um was es sich dabei handelte. Möglich wären eventuell eine Zisterne oder ein Bergfried. Im Südwesten waren der Burg zwei Gräben und im Nordosten ein Graben vorgelagert.

Bau im 11. Jahrhundert
Es wird davon ausgegangen, dass die Burg im 11. Jahrhundert errichtet wurde und ihre Auflassung ins 13. Jahrhundert datiert. «Damals stieg das nahegelegene Dorf Laufenburg von einem Zentralort mit Warenumschlag und Handwerk um 1207 zur Stadt auf. In dieses neue Zentrum, das über zwei Burgen verfügte, könnten die auf dem Chaistel sitzenden Herren ihren Wohnsitz verlegt haben», führt Doppler dazu aus. Und: «In Anbetracht des Alters der Burg ist von einer Hochadelsfamilie auszugehen, die vermutlich vor Ort den Besitzungen des Stifts Säckingen als Vogt vorstanden. Da die Grafen von Lenzburg bis 1173 und nach ihnen die Grafen von Habsburg die Obervogtei über das Stift ausübten, werden die auf dem Chaistel bei Kaisten sitzenden Burgherren zur Gefolgschaft der Lenzburger und nach ihrem Aussterben 1173 zur Gefolgschaft der Habsburger gehört haben.»


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