Kranker Wald im neuen Revier

  21.02.2020 Zeiningen

Grossflächige Rodungen im ehemaligen Gebiet Zeinigerberg-Looberg

Massenweise kranke Bäume in den Waldungen von Zeiningen, Zuzgen, Hellikon, Mumpf und Obermumpf zwingen die Verantwortlichen des neuen Forstbetriebs Region Möhlin zu Räumungen.

Ronny Wittenwiler

Die Tinte unter dem Zusammenschlussvertrag ist noch frisch und schon dröhnen im Fischinger- und Wegenstettertal die Kettensägen im Akkord. Für Förster Urs Steck aus Möhlin, das räumt er offen ein, gibt es Angenehmeres, und auch deshalb nimmt er es gleich vornweg: «Wir machen das nicht, um damit Geld zu verdienen, im Gegenteil. Wir wären bereits froh, wenn am Ende mit dem vielen Schadholz eine schwarze Null resultiert.»

Ausgangslage
Steck ist Betriebsleiter des neuen Forstbetriebs Region Möhlin. Das Gebilde ist mit seinen 1927 Hektaren eines der grössten im Kanton, hervorgegangen am 1. Januar aus den bisherigen Forstrevieren Möhlin und Zeinigerberg-Looberg. Zuvor war Steck für das Forstrevier Möhlin (666 Hektaren) verantwortlich. Durch die Fusion fallen neu auch die Waldungen auf Gemeindebann Zeiningen, Zuzgen, Hellikon, Obermumpf und Mumpf in seine Zuständigkeit. Just über diese knapp 1261 Hektaren verteilt kommt es nun zu mehreren Zwangsrodungen. In einem Abschnitt in Zeiningen zum Beispiel ist jetzt kein Wald, wo eben noch einer war, eine Fläche grösser als ein Fussballfeld. Riesige Holzpolter säumen den Weg links und rechts.

Engpässe in der Bewirtschaftung
Man wolle nicht den Eindruck erwecken, nach der Fusion kämen jetzt die Möhliner mit dem Zweihänder und legten einfach so mal reihenweise Bäume um, sagt Steck. «Viele Menschen aber spazieren hier im Wald. Uns ist es wichtig, dass sie wissen, weshalb wir derart grosse Flächen roden müssen.» Genau wie an vielen anderen Orten hatte auch im ehemaligen Forstrevier Zeinigerberg-Looberg der Borkenkäfer seine Finger im Spiel. «Wir stellten fest, dass es in praktisch allen Gemeinden dieses Reviers riesige Flächen an kranken Bäumen gibt.» Auch in Möhlin hielt in der Vergangenheit der Borkenkäfer das Forstpersonal zwar auf Trab, «mittlerweile haben wir dort die Problematik aber im Griff», sagt Steck, «Holzschläge deswegen sind nicht mehr nötig.»

Dass es in den Waldungen der Talgemeinden Nachholbedarf gibt, habe wohl mit den damaligen Rahmenbedingungen dort zu tun, sagt Steck. Im Forstrevier Zeinigerberg-Looberg seien vor dem Zusammenschluss weniger personelle und finanzielle Ressourcen für die Waldbewirtschaftung zur Verfügung gestanden, wie das etwa in Möhlin der Fall gewesen war. So akzentuierten sich dort die Folgen des trockenen Sommers 2019 um ein Mehrfaches. Hinzu kamen fehlende Absatzmöglichkeiten, weshalb viele Holzschläge im Zeinigerberg-Looberg liegen geblieben sind. Im August 2018 sagte Steck zur NFZ, als er mit seinem Personal in Möhlin gegen den Borkenkäfer ankämpfte: «Befallenes Holz muss rasch abgesetzt werden. Lassen wir es liegen, fliegt die nächste Generation der Borkenkäfer aus und befällt weitere Bäume.» Solches, so scheint, ist in jüngster Vergangenheit in den Waldungen der Talgemeinden eingetroffen. Insgesamt dürften im gesamten Bann 8000 Kubikmeter Holz vom Borkenkäfer befallen sein, die Hälfte davon muss noch gerodet werden. «Wir werden uns im Frühling und Sommer weiter auf diese Zwangsnutzung von Käferholz fokussieren müssen», sagt Steck und hofft, es lassen sich möglichst Abnehmer finden. Die Flächen werden wieder aufgeforstet.


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