«Wir wollen in die Aufstiegsbarrage»
16.11.2017 HandballHandball: Möhlin hat diese Saison Grosses vor. Und danach? Ein Gespräch mit dem neuen Präsidenten
Acht Spiele, sieben Siege, Platz zwei. Den Handballern vom TV Möhlin läuft es rund. Die NFZ hat mit dem neuen Präsidenten Simon Mahrer darüber gesprochen, was da noch alles kommen mag. Und auch darüber, dass einer geht: Trainer Zoltan Cordas kehrt Ende Saison in seine österreichische Heimat zurück.
Ronny Wittenwiler
NFZ: Simon Mahrer, Zoltan Cordas verlässt den TV Möhlin. Hätten Sie gerne verlängert mit ihm?
Simon Mahrer: Ja. Wir hatten ein Vertragsangebot bereits vorbereitet.
Warum hätten Sie gerne verlängert?
Cordas kam vor drei Jahren zum TVM. Er liess einen erfolgreichen Handball spielen, einen schnellen Handball und er baute die Jungen ins Team ein, konnte sie begeistern. All das passt zur Philosophie des TV Möhlin. Deshalb sahen wir in ihm den richtigen Trainer auch für die nächsten zwei, drei Jahre.
Hätte man eine Stange Geld in die Hand nehmen müssen, um ihn zu halten?
Das weiss ich nicht. Soweit kam es gar nicht. Und die Frage hätte sich gestellt, ob wir diese Stange Geld überhaupt hätten.
Möhlin steckt mitten in der Meisterschaft. Was liegt drin?
Als Cordas den Spielern seinen Abgang per Ende Saison verkündete, machte er ihnen klar: «Zuerst aber ziehen wir diese Saison voll durch.» Ziel ist die Barrage, also mindestens Platz zwei. Und dann gegen den RTV Basel vor ausverkaufter Halle um den Aufstieg spielen. Das wäre ein Traum. Mannschaft und Trainer wollen dafür hart arbeiten.
Der Aufstieg selber ist nicht das Ziel?
Ein Aufstieg ist mit sehr viel mehr Kosten verbunden, dafür wären wir heute noch nicht parat.
Möhlin würde auf einen Aufstieg verzichten?
Davon wiederum ist nicht auszugehen. Es gilt, die Mannschaft spielen zu lassen und dann zu schauen, was sportlich dabei rauskommt. Wir wollen aber in erster Linie eine Spitzenmannschaft der Nationalliga B sein. Diese Saison und auch künftig. Natürlich gibt es junge Spieler in unseren Reihen, die gerne mal eine Saison gegen Spitzenteams wie die Kadetten Schaffhausen oder Pfadi Winterthur spielen würden. Aber nochmals: Das würde wahnsinnig schwierig werden und man müsste sich die Frage stellen, wie man dafür zusätzliches Geld beschaffen kann.
Bleiben wir beim Geld. Reicht dieses aus, um in der Nationalliga B ganz vorne zu sein?
Derzeit ja. Aber, Stand heute, besteht keine Luft nach oben. Die erste Mannschaft kostet gegen 300 000 Franken pro Jahr. Die Junioren U15, U17 und U19 insgesamt kosten 100 000 Franken. Das ist der Preis, um auch mit den Junioren auf nationaler Ebene spielen zu können und sie so auf den nächsten Schritt vorzubereiten, nämlich den Sprung in die Nationalliga B. Es braucht gute Trainer, es fallen Kosten für die Auswärtsspiele an. Diese Dimensionen sind nötig, um den Ansprüchen als Spitzenmannschaft der Nationalliga B genügen zu können.
Diese Ansprüche herunterzuschrauben ist keine Option?
Anlässlich einer Strategiesitzung sind wir alle Szenarien durchgegangen. Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass ein solches Szenario nicht der Ansporn für unsere ambitionierten Jungen sein kann. Unsere Jungen wollen Spitzenhandball spielen, sie wollen in der Nationalliga B ganz vorne dabei sein.
Das Publikum will auch Spitzenhandball?
Ich denke, das haben gerade auch die jüngsten Cupspiele gegen Vertreter aus der Nationalliga A gezeigt. Die Möhliner wollen auch mal solche Gegner spielen sehen.
Wie wichtig ist es, die Erste Mannschaft mit Spielern aus Möhlin und der Region zu besetzen?
Besteht das Team aus Spielern von hier, bringen diese ihr Umfeld mit ins Steinli. Freunde, Kollegen, Eltern. Das schafft Identifikation mit dem TV Möhlin. Hält sich Möhlin mit jungen Spielern aus den eigenen Reihen ganz vorne in der Nationalliga B, ist das zudem wesentlich günstiger als mit Legionären. Ganz ohne diese geht es zwar nicht. Der Grossteil sollte aber aus der Region sein. Diesbezüglich funktioniert auch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen aus dem Fricktal hervorragend.
Nochmals zurück zur Trainerfrage. Suchen Sie bereits einen
Nachfolger für Cordas?
Nächste Woche erstellen wir das Budget für die neue Saison. Es gilt zu prüfen, welche Möglichkeiten die Finanzen zulassen. Sicher im Januar wollen wir den neuen Trainer präsentieren können. Dann beginnen viele Vereine mit der Zusammenstellung ihrer Mannschaft für die kommende Saison. Unsere Spieler wollen dann Gewissheit, auch für die Gestaltung ihrer eigenen Karriere.
Es laufen Spielerverträge aus?
Mit Ausnahme unserer Neuverpflichtung Patrik Vizes laufen alle Verträge aus. Die ambitionierten und etablierten Spieler fühlen sich im Umfeld des TV Möhlin sehr wohl, die Zuschauerzahlen und Erfolge sprechen für sich.
Wir sind zuversichtlich, dass wir das Gros zusammen halten können.