Im Schulheim Effingen machen derzeit alle Theater

Buben, Lehrpersonen, Betreuerinnen – seit Montag ruht der normale Unterricht im Schulheim und alle arbeiten gemeinsam am Weihnachtsprojekt. Von der Beleuchtung übers Bühnenbild, die Requisiten, Musik und das Schauspiel bis zum Gebäck entsteht alles aus eigener Produktion.

Simone Rufli

Seit Montag befindet sich das Schulheim in Effingen im Ausnahmezustand. In der Backstube wird ein Guetzli-Teig nach dem anderen zubereitet und abgepackt. Im Werkraum werden Sterne aus Holz bemalt und grosse Buchstaben aus Karton geschnitten. Gegenüber im Atelier entsteht aus Karton und viel Farbe eine rote Tanksäule. «Eine im Stil der 60er-Jahre», sagt der Junge mit dem Pinsel in der Hand und lacht. Rot ist auch das Kostüm des Weihnachtsmanns, das die Schauspielgruppe in der Aula gerade auspackt. Die Jungs machen zuerst Sprechübungen, dann einen Probelauf und sind sich noch nicht ganz einig, ob sie das Theaterstück auf Schweizerdeutsch oder Hochdeutsch aufführen wollen.

Während die Band am Dienstagmorgen noch fehlt, ist der Jugendliche, der den Part des Beleuchters übernommen hat, bereits sehr aktiv. Er wird dafür sorgen, dass die Schauspieler im rechten Licht erscheinen. Zwischen all den Schauplätzen unterwegs ist das Redaktionsteam; ausgerüstet mit Tablet und Notizblock. Es wird gefilmt, notiert, dokumentiert. Die «Daily News» am schwarzen Brett in der Eingangshalle berichten laufend vom Projekt «Weihnachtstheater». Zum Stück nur so viel: Es ist lustig und liebevoll, obwohl der Weihnachtsmann in diesem Jahr eigentlich streiken will. «Die Vorweihnachtszeit ist für die Jungs eine herausfordernde Zeit», sagt Schulleiterin Regula Lutz. «Mit dem Weihnachtsprojekt holen wir sie aus dem Schulzimmer und nicht selten auch aus einer angespannten Familiensituation heraus.» Jedes Kind durfte wählen, in welcher Gruppe es sich engagieren wollte. «Jeder trägt etwas bei, was für ihn stimmt.» Involviert sind auch alle Lehr- und Betreuungspersonen des Schulheims. Der Prozess – die zehn Tage bis zur Aufführung – sei für das Zusammenleben im Schulheim noch wichtiger als zum Abschluss die Aufführung vor den Angehörigen, sagt die Schulleiterin und verweist auf die einzelnen Gruppen. Diese sprengen alle den Rahmen des gewohnten Klassenverbands und setzen damit fort, was mit Beginn des neuen Schuljahrs im normalen Unterricht begonnen hat: Arbeiten in Lern-Ateliers nach individuell zusammengestelltem Stunden- und Fächerplan, betreut durch verschiedene Lehrpersonen. Es sei diese positive Erfahrung von Veränderung und Flexibilität, die es den Jungs nun einfacher gemacht habe, sich auf das Projekt «Weihnachtstheater» einzulassen.

Zur Aufführung kommt das Weihnachtsspiel in erster Linie Schulheimintern. Interessierten von ausserhalb wird der Besuch der Hauptprobe am Donnerstagmorgen (22.12.) um 10 Uhr empfohlen.