Deutliches Ja zum Schulhaus-Neubau
15.11.2022 Gansingen, GemeindeversammlungGansinger genehmigen fast 9 Millionen Franken
Die Gemeindeversammlung Gansingen genehmigte am Freitagabend den Verpflichtungskredit über 8,925 Millionen Franken für ein neues Schulhaus sowie das Budget 2023 mit einer Steuerfusserhöhung um 5 auf neu 120 Prozent. Das neue Schulhaus soll Ende 2024 bezugsbereit sein.
Bernadette Zaniolo
«Die grosse Teilnehmerzahl zeigt, es geht um etwas Wichtiges», hielt der Gansinger Gemeindeammann Mario Hüsler zu Beginn der Gemeindeversammlung am Freitagabend fest. 190 von total 779 Stimmberechtigten nahmen teil. Ebenso, dass wohl aus der Versammlung ein Antrag auf geheime Abstimmung gestellt werde. Haupttraktandum war der Kredit für den Bau eines neuen Schulhauses. Der zuständige Gemeinderat, Vizeammann Urban Erdin, ging nochmals kurz auf die Vorgeschichte ein. Wie bereits am Informationsabend (die NFZ berichtete) erläuterte Ralph Blättler vom Architekturbüro Blättler und Dafflon nochmals das Neubau-Projekt. Der erste Entwurf mit einer Kostenschätzung von 9,7 Millionen Franken (ohne neue Heizung) war deutlich zu hoch, weshalb das Projekt nochmals überarbeitet wurde. Blättler hob die engagierte und konstruktive Zusammenarbeit mit der Baukommission hervor und dass es sich um «ein einfaches Schulhaus, jedoch mit hohem Nutzwert» handle. «Wir haben es günstiger gemacht, ohne Qualitätsverlust» hielt er fest. Statt einem Holzbau entschied man sich für einen Massivbau (Beton), jedoch wird mit einer Holzschnitzelheizung «in ein neues nachhaltiges Heizsystem investiert». Blättler zeigte anhand von Referenzprojekten auf, dass durch die Kombination und Wahl von Farben und Materialien eine gute Raumatmosphäre geschaffen werden könne. Seine Ausführungen ernteten Applaus.
Wie Gemeindeammann Mario Hüsler bereits an der Gemeindeversammlung im November 2020 im Zusammenhang mit der Genehmigung des Projektierungskredits über 380 000 Franken angekündigt hatte, ist die Investition in ein neues Schulhaus nicht ohne eine Steuerfusserhöhung realisierbar. Bisher war die Rede von sechs bis acht Prozent; aufgrund der erfreulichen Entwicklung der Steuern wurden im Budget und Finanzplan ab 2023 mit «nur» einer Erhöhung um fünf Prozent gerechnet. Der «Kritik» aus der Versammlung, dass Gansingen in Sachen Schule keine Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mettauertal gesucht habe, hielt der Ammann entgegen, dass man mehrfach im Gespräch gewesen sei, jedoch hätte man sich nicht auf einen gemeinsamen Schulstandort «zwischen Oberhofen und Gansingen» einigen können. Bei einer Auslagerung in eine andere Gemeinde wären die Kosten nicht kleiner und es hätte dort Investitionen in neue Schulräume bedeutet. Zudem habe Mettauertal mit den beiden, beziehungsweise zwei Schulstandorten (Etzgen und Wil) bereits heute ein Problem.
Hohe Verschuldung
Ein Votant machte deutlich, dass das Haushaltsgleichgewicht nicht gegeben sei. Ende 2023 sei die Pro-Kopf-Verschuldung immer noch bei rund 7000 Franken (die Gemeinde hat in den nächsten Jahren inklusive Schulhausneubau einen Investitionsbedarf von 16 Millionen Franken). «Damit sind wir in der Entwicklung und Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Die Abschreibungen und steigenden Zinskosten werden uns belasten.» Auf die Frage, wie sicher es sei, dass der Neubau nicht wesentlich teurer werde, betonte Andreas Hauri (Hauri Baumanagement Aarau), dass es sich nicht um eine Kostenschätzung handle, sondern «es ist bis aufs Schräubchen auf allen Ebenen gerechnet. Bis jetzt hat es noch immer ‹verhebt›». Die Schule im Ort sei für die Attraktivität einer Gemeinde wertvoll, hielt ein anderer Votant fest. Eine Versammlungsteilnehmerin entgegnete, dass zur Standort-Attraktivität auch der Steuerfuss gehöre, sowie attraktive Arbeitsplätze an der Schule und gute Tagesstrukturen. Auch wenn es vielleicht nicht billiger sei, so wäre aus ihrer Sicht eine gemeinsame Schule mit Mettauertal die bessere Lösung. Es seien nach der Fusion von Mettauertal «zehn verpasste Jahre» gewesen. «Unsere Kinder sind die Zukunft von Gansingen», hielt Gemeindeammann Mario Hüsler vor der Abstimmung fest, ebenso, dass die Gansinger schon beim Bau des heutigen Schulhauses «mutig und weitsichtig gewesen waren». Nachdem die Mehrheit der Anwesenden den Zusatzkosten für die Regenwassernutzung (65000 Franken) sowie für eine PV-Anlage (160 000 Franken) auf dem Schulhausdach mit grossem Mehr zustimmte, wurde in der geheimen Abstimmung über einen Kredit über 8,925 Millionen Franken (in der Botschaft zur Gemeindeversammlung waren es 8,7 Millionen Franken) entschieden. Die Gansinger Stimmbürger stellten sich mit 142 Ja- zu 47 Neinstimmen deutlich hinter den Schulhaus-Neubau.
Gemeindeammann Mario Hüsler ist froh, dass der Kredit angenommen wurde. Dies, weil er – nach 20 Jahren – auf Ende 2023 demissioniert. Er habe das seiner Ratskollegin und seinen Ratskollegen bereits im Frühjahr mitgeteilt «und sie haben dichtgehalten». Er freue sich auf die Einladung zur Schulhaus-Einweihung als Privatperson. Ebenfalls per Ende 2023 stellt Gemeinderat Severin Senn sein Amt zur Verfügung.
Während der Entscheid über die Erhöhung des Stellenplans der Schulverwaltung um 10 auf 30 Prozent per 1. Januar 2023 definitiv ist, unterliegen der Verpflichtungskredit über 8,925 Millionen Franken für den Schulhaus-Neubau sowie das Budget 2023 mit einer Steuerfusserhöhung um fünf auf neu 120 Prozent (ab 2023) dem fakultativen Referendum. Die Kulturkommission «Cult’» wird per Ende 2022 aufgelöst; Gemeinderat Thomas Szabo wird für den weiteren Kontakt mit der Partnergemeinde Gansheim zuständig sein.