Die Kinder bringen sich ins Gespräch

  14.10.2022 Brennpunkt, Zeiningen, Jugend

In Zeiningen wurde eine Kinder-Taskforce ins Leben gerufen

Kinder verbringen oftmals mehr Zeit im Dorf als Erwachsene. Trotzdem können sie nicht mitentscheiden, wie dieser Ort aussehen soll. Mit der Kinder-Taskforce soll sich dies in Zeiningen nun ändern.

Janine Tschopp

«Kinderunfreundlich ist, wenn Kinder in ihrer Gemeinde nicht mitbestimmen dürfen, zum Beispiel was gebaut wird.» Oder: «Kinderunfreundlich ist, wenn etwas gefährlich ist. Zum Beispiel ein zu schmales Trottoir oder eine schlechte Übersicht auf der Strasse.» «Kinderfreundlich ist, wenn Kinder mitgedacht werden.» Das sind Punkte, die sich die Kinder unter anderem notiert haben beim Überlegen, was kinderfreundlich und was kinderunfreundlich ist. Anschliessend machten sie einen Rundgang durch ihr Dorf, um kinderfreundliche und kinderunfreundliche Plätze zu definieren und kennzeichneten diese entsprechend.

Die jungen Menschen, die sich so intensiv Gedanken über ihr Dorf machen, sind Mitglieder der Zeininger Kinder-Taskforce. Seit der Gründung nach den Sommerferien treffen sie sich alle zwei Wochen.

«Weil wir mehr Rechte für Kinder wollen», nennt Annika (10) einen Grund, warum sie der Kinder-Taskforce beigetreten ist. Emmelie (8) meint: «Damit die Erwachsenen an die Ideen der Kinder glauben.» «Es soll nicht nur ein Phantasiegebilde sein. Die Kinder brauchen vielleicht wirklich eine Lobby», sagt Sarah Freiermuth. Die 32-Jährige ist in Zeiningen aufgewachsen und verbrachte während ihrer Primarschulzeit viel Zeit auf dem Klettergerüst. Heute arbeitet sie am Theater. Die Kinder-Taskforce ist ihr Abschlussprojekt des Masters Theaterpädagogik an der Zürcher Hochschule der Künste. «In meinen Arbeiten geht es mir darum, den Möglichkeitsraum des Theaters zu nutzen, um gemeinsam neue Ideen des Zusammenlebens zu entwerfen und zu diskutieren», sagt sie.

Sarah Freiermuth erklärt den Hintergrund der Kinder-Taskforce: «Kinder verbringen oftmals viel mehr Zeit im Dorf als Erwachsene, die tagsüber auswärts arbeiten. Gleichzeitig sind sie aber nicht stimmberechtigt und können nicht mitentscheiden, wie dieser Ort aussehen soll und was es hier braucht. Mit der Gründung der Kinder-Taskforce starten wir den Versuch, dies zu ändern. Kinder sollen sich ins Gespräch bringen und gehört werden.»

Treffen mit dem Gemeinderat
Die Kinder-Taskforce bat den Gemeinderat um ein Treffen, um ihre Anliegen zu platzieren. Dies hat Ende September stattgefunden. Bei einem Rundgang erklärten die jungen Menschen der Gemeindepräsidentin Gisela Taufer und dem Gemeinde-Vizepräsidenten A lex Kohler, was man in Zeiningen verbessern könnte. «Das Reck auf dem Spielplatz braucht eine höhere Stange», sagte Lena. Die Kinder-Taskforce bemängelte, dass der Spielplatz für grössere Kinder weniger geeignet sei. Man müsse Sieben- bis Zwölfjährige bei der Spielplatz-Planung miteinbeziehen. «Die Leute im Dorf fahren zu schnell, und die Strassen sind zu unübersichtlich. Wir wünschen uns kinderfreundliche Wege durchs Dorf», war ein weiterer Punkt, den die Kinder-Taskforce besprechen wollte.

Zudem trugen die Kinder folgende Wünsche an den Gemeinderat: «Wir, die Kinder-Taskforce, wollen eine Stimme für die Kinder von Zeiningen sein.» «Wir wünschen uns, von der Gemeinde mitgedacht zu werden.» «Wir sind Kinder, die sich Gedanken darüber machen, wie Zeiningen aussehen könnte. Wir stellen uns offiziell zur Verfügung, um in Kinderangelegenheiten gefragt zu werden und unser Wissen beizusteuern.» Gisela Taufer und Alex Kohler nahmen die Anliegen der jungen Menschen entgegen. An der darauffolgenden Gemeinderatssitzung wurde festgehalten, dass die Kinder-Taskforce vom Gemeinderat als solche anerkannt und dass ihre Anliegen ernst genommen werden. «Auch teilte uns der Gemeinderat mit, dass wir für unsere Treffen die Aula der Schule gratis nutzen dürfen», freut sich Sarah Freiermuth.

«Wie das Projekt ausgehen wird, weiss noch niemand. Das ist Teil des Prozesses», so Sarah Freiermuth. Klar ist, dass sich die zehn Kinder weiterhin alle zwei Wochen treffen und sich ernsthaft Gedanken über ihr Dorf und mögliche Veränderungen machen werden.

Die Kinder-Taskforce nimmt gerne weitere Mitglieder auf. Sie ist offen für alle Kinder, die im aktuellen Schuljahr die dritte bis sechste Klasse besuchen. Kontakt: sarah.freiermuth@zhdk.ch


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