«Nicht gefunden, was wir uns erhofft haben»

  03.08.2021 Frick

Nachdem 1998 und 2014 baubegleitend Siedlungsreste aus der Bronzezeit gefunden worden waren, hatte man sich bei der Kantonsarchäologie weitere Schätze im Gebiet Hübeli erwartet. Fehlanzeige. In diesen Tagen werden die Grabungsfelder wieder zugeschüttet.

Simone Rufli

Zwei aufgeschüttete Erdhaufen, abgedeckt mit weissen Folien, was sich dahinter verbirgt ist vom Königsweg aus nicht sichtbar. Die NFZ wollte wissen, was es damit auf sich hat, ging näher hin und traf hinter einem Erdhaufen auf Pirmin Koch. Koch ist Archäologe und Freiwilligen-Manager bei der Kantonsarchäologie Aargau und verantwortlich für die Erdaufschüttungen – vielmehr für die Grabungsfelder, die sich hinter den Erdmassen verbergen.

Wie Koch erklärt, sind die Grabungen Teil des Freiwilligen-Feldkurses der Kantonsarchäologie. Die Kantonsarchäologie beteiligt sich mit diesen Feldkursen am Freiwilligenprogramm der Abteilung Kultur. Der erste Feldkurs dieser Art fand im Jahr 2019 in Gebenstorf statt.

Anders als erwartet
Jetzt sind die Freiwilligen also in Frick. Zu Beginn der letzten Woche haben 14 von ihnen gemeinsam mit Archäologinnen und Archäologen auf dem Hübeli im Winkel zwischen Königsweg und Gänsacker angefangen, nach Überresten einer Siedlung aus der Bronzezeit zu graben. Warum gerade auf dem Hübeli? «Weil wir auf benachbarten Parzellen bei Bauarbeiten bereits zweimal, 1998 und 2014, Überreste aus der Bronzezeit entdeckt haben», erklärt Pirmin Koch. «Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass wir recht genau wissen, welche archäologischen Spuren zu erwarten sind.»

Sowohl 1998 als auch 2014 hatten die Arbeiten baubegleitend erfolgen müssen, nur kleine Teilbereiche wurden dokumentiert. Etwa 50 Zentimeter unter der Oberfläche wurden Siedlungsreste aus der Zeit um 1500 vor Christus gefunden. Einige Pfostenspuren zeigten, dass in jener Zeit Häuser auf dem Hübeli gestanden haben mussten. Überwiegend wurden aber Abfallschichten aus dem Randbereich der ehemaligen Siedlung angetroffen. In der Datenbank der Kantonsarchäologie sind bereits über 2000 gut erhaltene Scherben von bronzezeitlichen Töpfen und Tassen vom Hübeli in Frick erfasst. Jetzt, mit der Unterstützung der Freiwilligen, hatte man sich noch mehr erhofft – zumal kein zeitlicher Druck durch ein Bauprojekt gegeben war.

Vom Bach weggeschwemmt?
Koch steht am Rand des einen Ausgrabungsfeldes, ein paar Meter daneben Feld zwei. Während im ersten Feld Frauen und Männer ihrer Grabungsarbeit nachgehen, liegt Feld zwei verlassen da. «Die Ausgrabungen von 1998 und 2014 liessen darauf schliessen, dass sich die Siedlung unter diesem Acker fortsetzt. In den beiden Grabungsfeldern hier ist die archäologische Schicht allerdings nicht in der erwarteten Ausprägung vorhanden.» Und mit einer leisen Enttäuschung in der Stimme: «Wir haben nicht gefunden, was wir uns erhofft haben.» Vieles deute darauf hin, dass der Bachverlauf anders gewesen sei als angenommen und Material weggeschwemmt worden sei. Die angetroffenen Befunde würden nun dokumentiert, «dann werden wir die Grabungen hier wohl vorzeitig beenden.» Das sagte Pirmin Koch am Freitag.

Damit sie im Rahmen des Feldkurses dennoch bronzezeitliche Funde und Strukturen graben könnten, sei die Hälfte der Freiwilligen bereits nach Möriken-Wildegg verlegt worden, so Koch.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote