Jetzt nur das Gleichgewicht nicht verlieren
21.07.2021 Gipf-Oberfrick, SportGanz schön knifflig dieses Spiel. Doch Geschicklichkeit, Gleichgewicht und Spielübersicht lassen sich trainieren. Wie, das zeigte sich im Ferienspass-Kurs beim Rollhockey-Club (RHC) Gipf-Oberfrick. Die ersten Erfolge stellten sich so schnell ein, dass die Kinder bereits erste «Mätschli» spielen konnten.
Simone Rufli
«Für gewöhnlich vergeht ein halbes Jahr bis jemand richtig gut Rollschuh fahren kann», erklärt Daniel Amsler und verteilt Helme, Schienbeinschoner und Handschuhe. Rollschuhe bringen die Kinder zum Teil selber mit. Wer keine eigenen hat, bekommt welche. Amsler, selber Spieler und Trainer der U11- und U9-Teams, leitet an diesem Nachmittag den Ferienspass-Kurs auf der Anlage in Gipf-Oberfrick. Anfahren und wieder bremsen – das A und O im Rollhockeysport. Die Kinder sind konzentriert dabei. Mit der Zeit kommt der Stock dazu. Jetzt nur nicht das Gleichgewicht verlieren. Und schon steht die nächste Hürde bereit: Mitspieler und Gegner im Auge behalten.
Auf dass ein paar bleiben
Wie viele Faktoren bei diesem Sport zusammenspielen müssen, wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an diesem Kurs schnell bewusst. Und doch stellen sich die ersten Erfolge recht schnell ein. «Ich bin beeindruckt, wie die Kinder mit den Herausforderungen zurechtkommen», meint Amsler. Über alle drei Kurse verteilt, ergriffen in diesem Sommer 30 Kinder die Chance, in den komplexen Sport hinein zu schnuppern. «Für uns ist das natürlich immer auch mit der Hoffnung verbunden, dass der Eine oder die Andere Gefallen findet am Rollhockey und nach den Ferien zu uns ins Training kommt», erklärt Daniel Amsler bevor er schwungvoll aufs Feld hinausfährt.
Von unten wachsen
Der RHC Gipf-Oberfrick wurde anno 1983 gegründet. Bereits in der Saison 1988 gelang der Aufstieg in die höchste Schweizer Liga, die Nationalliga A. 1989 standen die Fricktaler im Schweizer Cup-Final, 1990 im Viertelfinal des Europacups. 1996 krönten sie die Saison mit dem Titel in der Nationalliga B. Es folgten Hochs und Tiefs. Seit zwei Jahren spielt die erste Mannschaft nun in der 1. Liga. Damit es nicht wieder zu einem Loch zwischen der ersten Mannschaft und dem Nachwuchs kommt, legt der Verein grossen Wert auf die Ausbildung der eigenen Junioren. Im besten Fall soll an die glorreichen Zeiten von einst angeknüpft werden. «Die Mannschaft soll von unten wachsen», sagt Urs Dornbierer, auch er Trainer im RHC Gipf-Oberfrick. Er unterstützt Daniel Amsler an diesem Nachmittag.
Dass bereits Fünfjährige ins Training kommen – und auch Mädchen, der Club hat ein eigenes Damen-Team – freut die Verantwortlichen. «Je jünger, desto unverkrampfter stehen die Kinder auf den Rollschuhen und umso schneller werden sie mit der Spieltechnik vertraut. Ich habe mit 13 Jahren angefangen, was viel schwieriger ist», erklärt Daniel Amsler und lässt die Kinder nach der Trinkpause in zwei Teams gegeneinander spielen. Während die Jüngsten im RHC einmal pro Woche trainieren, gehen die über 13-Jährigen bereits zweimal pro Woche auf den Platz. In der NLA sind drei bis vier Trainings pro Woche die Regel. Nur so sei es möglich, das Niveau kontinuierlich zu verbessern. Bereits als Junioren kommen die Club-Mitglieder in der ganzen Schweiz herum und bestreiten jeweils am Sonntag Turniere.
Corona hat die Meisterschaft zwar für rund eineinhalb Jahre unterbrochen und den Trainingsbetrieb gestört, ganz zum Erliegen kam er in der Region aber nicht. Nur überdacht, aber ohne Wände, gilt die Anlage in Gipf-Oberfrick als Aussenplatz. Und so durfte mit maximal 15 Spielern und ohne Körperkontakt trainiert werden.
2007 gab es WM-Silber
Rollhockey hat seinen Ursprung in England. Heute sind aber Italien, Spanien, Portugal, Chile und Argentinien die führenden Nationen. In diesen Ländern ist es möglich, vom Rollhockey-Sport zu leben und die Partien vor Tausenden von Zuschauern auszutragen. Die Schweiz bewegt sich in der Weltrangliste um Platz acht herum. Den bisher grössten Erfolg errang die Schweizer Nationalmannschaft der Männer bei der Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land. In Montreux verloren die Schweizer erst im Final gegen Spanien und gewannen überraschend die Silbermedaille.