«Der erste Kaufrechtsvertrag ist unterzeichnet»

  03.05.2022 Brennpunkt, Magden

In den vergangenen Wochen haben sich die Befürworter und die Gegner der Einzonung von rund 2,7 Hektaren Land im Gebiet Bünn in Magden geäussert. Jetzt nimmt Gemeindeammann André Schreyer im Interview Stellung. Am 15. Mai wird abgestimmt.

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr Schreyer, wie wichtig ist die Referendumsabstimmung über die Einzonung im Bünn für die Entwicklung von Magden?
André Schreyer:
Im Moment hat Magden kein Entwicklungspotential mehr. Unsere Baulandparzellen sind mehr oder weniger überbaut. Es gibt noch ein paar Parzellen in privater Hand, dort kann es aber Generationen dauern, bis sie überbaut werden. Die Gemeinde selber verfügt über eine grössere Parzelle vis-à-vis des Feuerwehrmagazins, da nehmen wir die Planung in dieser Amtsperiode an die Hand. Zudem gibt es noch den aktuellen Werkhof und die benachbarte Parzelle, die sich im Besitz der Gemeinde befinden. Insgesamt hat Magden aber kaum mehr Potential, um zu wachsen.

Das Pro-Komitee hat in den letzten Wochen bekannt gegeben, dass ein Teil der Landbesitzer bereit wäre, der Gemeinde im Bünn 4500 Quadratmeter Land zu einem Vorzugspreis von 600 Franken pro m2 zu verkaufen. Ist ein entsprechender Kaufrechtsvertrag schon unterzeichnet worden?
Ja, der Vertrag ist unterzeichnet. Das ist am vergangenen Mittwoch geschehen. Der Gemeinderat hat jetzt während zwei Jahren das Recht, aber nicht die Pflicht, dieses Land – oder Teile davon – zu kaufen. Das Kaufrecht umfasst weit mehr als 4500 Quadratmeter. Jedoch befinden sich nur rund 4500 Quadratmeter im Bauperimeter. Zudem liegt der Gemeinde eine mündliche Zusage für weitere 4000 Quadratmeter vor. Die Konditionen bezüglich des Kaufrechtsvertrages wären identisch. Unterzeichnet ist derzeit noch nichts.

Wird dieser zweite Vertrag vor dem 15. Mai unterschrieben?
Es erscheint möglich. Die entsprechenden Schritte werden diese Woche eingeleitet. Mehr können wir noch nicht sagen.

Falls es ein Ja zur Einzonung geben sollte, was hat dann der Gemeinderat mit dem Land vor, das er kaufen kann?
Wenn es am 15. Mai ein Ja zur Einzonung des Bünn geben sollte, dann würden wir einer der nächsten Gemeindeversammlungen den Kauf des Landes unterbreiten. Wenn auch das angenommen würde, dann wäre die Gemeinde einer der grossen Landbesitzer und würde beim anschliessenden Landumlegungsverfahren mitmachen. Die Idee ist, dass die Gemeinde das Land behält und im Baurecht einer Wohnbaugenossenschaft zur Verfügung stellen würde. Diese soll dann günstigen Wohnraum erstellen. Die Gemeinde würde die Gründung einer solchen Genossenschaft initiieren. Ob sie selber auch dabei wäre, ist noch offen.

Was bedeutet günstiger Wohnraum in diesem Zusammenhang?
Wir haben immer gesagt, dass die Mieten bei einer solchen Wohnbaugenossenschaft deutlich unter dem üblichen Marktpreis liegen sollten. Dies können bis zu zwischen 20 und 30 Prozent sein.


«Es werden keine vierstöckigen Gebäude realisiert»

Interview mit dem Magdener Gemeindeammann André Schreyer

NFZ: Herr Schreyer, kommt diese Idee mit dem günstigen Landkauf durch die Gemeinde Magden nicht etwas spät?
André Schreyer:
Doch. Die Initiative dafür ging aber nicht von der Gemeinde aus. Die Landeigentümer kamen via Komitee auf die Gemeinde zu.

Die Befürworter der Einzonung werfen dem Gemeinderat deswegen vor, dass er zu passiv ist und nicht von sich aus den Kontakt mit den Landeigentümern im Bünn gesucht hat. Was sagen Sie dazu?
In der Planungsphase waren wir nicht der Meinung, dass der Gemeinderat bereits mit Landeigentümern über den Kauf von Parzellen verhandeln darf. Zuerst musste klar sein, welche Rahmenbedingungen für eine Einzonung geschaffen werden sollen. Im laufenden Abstimmungskampf hält sich der Gemeinderat bewusst zurück.

Wenn das Land eingezont und im Laufe der Jahre überbaut wird, mit wie vielen neuen Bewohnerinnen und Bewohnern rechnen Sie dann?
Wir gehen von rund 300 zusätzlichen Bewohnerinnen und Bewohnern aus.

Die Gegner der Einzonung erwarten 400 Einwohner. Woher kommt die Diskrepanz?
Die Gegnerschaft rechnet mit einer Überbauung analog dem Rheinfelder Salmenpark, die so nicht realisierbar ist. Ihre Annahmen widersprechen dem künftigen Gestaltungsplan und der Bau- und Nutzungsordnung völlig.

Die Gegner erwarten, dass im Bünn vierstöckige Bauten realisiert werden, der Gemeinderat spricht von maximal dreistöckigen Gebäuden.
In der BNO sind drei Stockwerke vorgeschrieben. Diese werden auch im Gestaltungsplan so übernommen, somit können im Bünn keine vierstöckigen Gebäude realisiert werden.

Das können Sie garantieren?
Ja, ich kann garantieren, dass im Bünn keine vierstöckigen Gebäude realisiert werden. Wir wollen keine einheitliche Grossüberbauung, sondern etwas, das zum Dorfkern passt.

Welches Interesse sollten die bisherigen Bewohner von Magden an einer Einzonung im Bünn haben? Viele wollen, dass es dort grün bleibt.
Das ist ein ehrliches Argument, das ich nachvollziehen kann. Die anderen Argumente, die gegen die Einzonung ins Feld geführt werden, sind falsch. Es wird beispielsweise behauptet, dass die Magdalena-Quelle durch eine Überbauung gefährdet wäre. Das stimmt nicht, diese Quelle führt nicht durch das Bünn, sondern wird vom Oensberg her gespiesen. Es ist auch nicht mit Staus und einem Kollaps der Wasserversorgung zu rechnen. Die bisherigen Bewohner von Magden würden mit der Einzonung eine Arrondierung der Wohnzone erhalten. Das Steuersubstrat könnte gestärkt werden. In Magden gibt es heute vor allem Einfamilienhäuser, mit einer Überbauung könnte auch das Angebot an Wohnungen für Jung und Alt vergrössert werden. Ich möchte auch noch betonen: Die Abteilung Raumentwicklung hat die Vorlage vorgeprüft. Sie erfüllt die Genehmigungsanforderungen an Nutzungspläne. Da sich die Gemeinde Magden seit Jahren intensiv um die Erreichung der ÖV-Güteklasse C bemüht und umfassende Zielvorgaben vorsieht, wird die Voraussetzung seitens kantonaler Behörde als erfüllt erachtet.

Zum Schluss: Was passiert, wenn es am 15. Mai ein Nein gibt?
Dann kommt das Land in die Landwirtschaftszone. Die Einwohnerzahl von Magden würde stagnieren. Der Gemeinderat ist von der Einzonung nach wie vor überzeugt und würde ein gegenteiliges Urnenergebnis bedauern. Die Welt würde sich jedoch weiterdrehen. (vzu) 


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