Second-Hand-Uniformen heiss begehrt
11.03.2021 HerznachAusgemusterte Hornusser und Bözer Feuerwehruniformen werden weiter gebraucht
50 Fricktaler Feuerwehruniformen inklusive der dazugehörenden Helme haben dank Franz Ruckli aus Herznach einen neuen Einsatzort erhalten. Im rumänischen Ada˘ mus˛ werden die Anzüge wie auch eine Pumpe bei der Arbeit der freiwilligen Feuerwehr sehr geschätzt.
Susanne Hörth
Zehn Jahre sind es bereits her, seit sich Franz Ruckli hinter das Steuer eines grossen Tanklöschfahrzeuges gesetzt und zusammen mit Sohn Rafael eine lange Reise unter die Räder genommen hat. Der Herznacher fuhr damals das ausgediente, aber gleichwohl noch komplett funktionstüchtige Aarauer TLF von Frick ins rumänische Dorf Balauseri. Ehefrau Barbara Ruckli folgte ihren beiden «Mannen» im separaten Begleitfahrzeug. In der rumänischen Gemeinde wurde die Familie schon sehnsüchtig erwartet und das mitgebrachte TLF mit einem kleinen Volksfest auch gleich eingeweiht.
In den zwischenzeitlich vergangenen zehn Jahren kam das Fahrzeug, insbesondere bei der Strassenrettung und bei Unwettern, viel zum Einsatz. Löscheinsätze sind eher selten. Und wenn doch, muss das Wasser ebenfalls an den Brandort gebracht werden. «Hydranten oder ein öffentliches Wassernetz gibt es dort bis heute nicht», so Franz Ruckli. Wenn auch nicht gerade Tanklöschfahrzeuge, so hat der Herznacher in den vergangenen 13 Jahren einiges in der Schweiz von öffentlichen Institutionen ausgemustertes, aber noch gut erhaltenes «Material» zusammengetragen und es mittels zweier Schweizer Hilfswerke an ihren Bestimmungsort bringen lassen.
«In der Regel sind es nicht Sachen für einzelne Personen, sondern meist Dinge, die dem ganzen Dorf und dessen Sicherheit dienen», sagt er und spricht damit insbesondere Ausrüstungen von Feuerwehren und Zivilschutzorganisationen an. Ruckli, selbst schon lange aktiv im ZSO-Wesen tätig, hat im Laufe der Zeit ein grosses Netzwerk aufbauen können. Dadurch erfährt er, wenn irgendwo noch gut erhaltenes Feuerwehr- und Zivilschutz-Material zu haben ist. Er unterzieht es einer genauen Kontrolle, bevor er es bei sich zuhause lagert, von wo es dann zu einem späteren Zeitpunkt an seinem Bestimmungsort Balauseri gebracht wird. Hier trifft man von Zeit zu Zeit auch den Fricktaler mit seiner Familie an. Er kann vor Ort Support leisten und sich gleichzeitig auch von der richtigen Verwendung der vielen Hilfsgüter überzeugen. Zudem sind bei diesen Besuchen schöne Freundschaften entstanden.
Feuerwehr im Nachbarsdorf
In Rumänien verlangt der Staat, dass die Kommunen über eigene Feuerwehrmagazine verfügen. Diesem Auftrag ist auch Ada˘ mus˛ , ein von Balauseri zirka 40 Kilometer entfernt gelegenes Dorf, just nachgekommen. Der 4000 Einwohner zählenden Gemeinde fehlen nach den Erstellungskosten für das Magazin nun die finanziellen Mittel, um es auch mit dem benötigten Material zu bestücken. Und hier kam Franz Ruckli ins Spiel. Als er Kenntnis davon bekam, dass in Hornussen und Bözen die Feuerwehruniformen auf kantonale Vorgabe hin ersetzt und die alten Anzüge inklusive der Helme somit nicht mehr gebraucht wurden, zögerte er nicht lange und griff zu. Seit Februar tragen die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ada˘ mus˛ nun Uniformen mit den Schriftzügen Bözen und Hornussen. Neben den Uniformen konnte Franz Ruckli auch eine Pumpe des Typs II sowie drei Scheinwerfer nach Ada˘ mus˛ liefern lassen. «Für die Leute dort war es wie Weihnachten und Ostern zugleich. Sie waren so froh um die Ausstattung.» Der Herznacher hofft nun, dass es die Corona-Situation bis Herbst wieder zulässt und er dann zusammen mit seiner Familie den beiden Dörfern Balauseri und Ada˘ mus˛ einen Besuch abstatten kann.
Franz Ruckli hat im Zusammenhang mit seinem Hilfswerk noch einen grossen Traum, den er gerne verwirklichen möchte. Das alte Aarauer TLF, das regelmässig in Balauseri im Einsatz steht, ist nun wirklich am Ende seiner Lebensdauer angekommen. Sollte irgendwo in der Schweiz ein noch funktionstüchtiges Fahrzeug bei einer Feuerwehr ausgemustert und zur Verfügung stehen, «so würde ich es wieder selbst nach Rumänien fahren», verspricht der Herznacher.