«Ja, sie schläft im selben Bett»

  18.02.2021 Möhlin

Aus Sicht eines Geistlichen: das Protokoll vom Fasnachtssonntag

Fridolin vom Rüberger Münschter beanspruchte in den letzten Wochen die Hirnzellen der Fasnächtler; wie angekündigt servierte er einigen von ihnen dann eine Portion Schnitzelbank per Hauslieferdienst. Die Schnapsidee wurde zum Knaller.

Ronny Wittenwiler

Für einen Schabernack ist er immer zu haben. Nach getaner Arbeit aber vergangenen Sonntag und mit zweitägiger Distanz auf die Ereignisse, sagte er in ernstem Ton: «Ganz ehrlich. Das alles letzten Sonntag hat mich enorm berührt.»

Am Anfang war die Schnapsidee
«Fridolin gibt Rätsel auf»: So titelte die NFZ am 28. Januar und veröffentlichte gleichzeitig den ersten Wurf aus der Feder des Schnitzelbänklers aus dem Rüberger Münschter. Zwei weitere Kreuzworträtsel – am 2. und am 3. Faisse – folgten ebenfalls in dieser Zeitung und richtig ausgefüllt gaben sie jeweils ein Lösungswort preis. Der Fasnachts-Wettbewerb war geboren und dessen Erfinder Fridolin versprach: Er wolle unter allen erfolgreichen Wettbewerbsteilnehmern elf Gewinner auslosen, die von ihm dann am Fasnachtssonntag einen Preis mit einem extralangen Stab überreicht und als Zugabe ein paar Schnitzelbänke vorgetragen bekommen. Ihm zur Seite selbstverständlich: seine musikalische Nonne Frieda. «Ich habe gar nicht lange überlegt, es war einfach eine Schnapsidee», sagt Fridolin nun im Rückblick. Doch offenbar wurde aus dieser Schnapsidee ein richtiger Knaller.

Drucken, schütteln, Frieda wecken
«Ich bekam 126 Einsendungen mit den richtigen Lösungswörtern», sagt Fridolin. Das wiederum bedeutete viel Arbeit für seine bezaubernde Glücksfee. Fridolin schildert fürs Protokoll: «Am Sonntagmorgen um 6 Uhr bin ich aufgestanden und druckte 126 Nummern auf Papier aus. Dann habe ich jede Nummer einzeln ausgeschnitten und sie jeweils einem Wettbewerbsteilnehmer zugewiesen. Dann ab damit in ein Töpperwär (auch bekannt als: Tupperware; die Redaktion), kurz schütteln und dann um 7 Uhr Frieda für die Ziehung wecken. Die war natürlich total begeistert.»

Vor über drei Wochen hatte die NFZ den frommen Mann nach dem Einsendeschluss für den Wettbewerb gefragt. Seine Antwort damals fiel relativ spontan aus: «Fasnachts-Samstag um Mitternacht.» Halleluja? Halleluja! «Um 23.59 Uhr habe ich per Mail die letzte Einsendung eines Wettbewerbsteilnehmers erhalten», sagt Fridolin und lacht.

Nach allen Vorbereitungen ging es dann ab 12 Uhr auf Tour und dieser aussergewöhnliche Sonntag nahm seinen Lauf. Die Wettbewerbsgewinner erhielten Besuch, ihren Preis und die versprochenen Schnitzelbänke. «Es war ganz einfach super.» Und dann sagt Fridolin ebenjene Worte, frei vom üblichen Schabernack: «Ganz ehrlich. Das alles letzten Sonntag hat mich enorm berührt. Ich bin überwältigt, mit welcher Dankbarkeit und Fröhlichkeit uns die Leute überall empfangen hatten.» Eine selbstgemachte Käsewähe hier, Bretzel da, Speckzopf dort. «Viele stellten uns extra ein separates Tischchen bereit. Man hat Corona und den nötigen Abstand ernst genommen, man kam sich nicht zu nah und hat dennoch diese Fasnachts-Freude ausgetauscht und miteinander gelebt. Ich spürte eine tiefe Dankbarkeit.»

Rheinfelden entlastet den Mann
Ganz von sich aus spricht Fridolin dann noch das an: Viele der Wettbewerbsgewinner seien normalerweise selbst aktive Fasnächtler in Möhlin-Ryburg. Der Schluss liegt nahe, dass gerade die eingefleischten Narren sich den Spass nicht entgehen liessen und sich an die Kreuzworträtsel wagten und diese entsprechend auch zu knacken vermochten. Fridolin sagt: «Jetzt könnte man natürlich sagen, der Fridolin hätte einfach jene Leute als Gewinner ziehen lassen, bei denen er einfach gerne vorbeigehen wollte, um dort ein bisschen sitzen zu bleiben. Das ist aber nicht so; Frieda würde nie zulassen, dass ich bescheisse.» Klingt plausibel, das mit Frieda. Noch plausibler aber klingt das: «Wir mussten sogar nach Rheinfelden singen gehen.» Freiwillig würde das dieser Mann wahrscheinlich kaum tun.

Und so endete für Fridolin vom Rüberger Münschter ein Fasnachtssonntag, der noch lange in Erinnerung bleiben wird. «Es war bloss dieser eine Nachmittag. Und doch verspüre ich jetzt diese Leere, wie ich sie sonst nach jeder Fasnacht immer verspüre.» Das ist ein gutes Zeichen und zeigt: Dieser eine Nachmittag – er war es wert. Bleibt zum Schluss noch eine Frage an dieses geistliche Oberhaupt der Dorffasnacht Ryburg: «Wenn Sie Frieda morgens um 7 Uhr wecken: dann teilen Sie mit ihr ganz offensichtlich nicht nur die Fasnacht, sondern auch das Bett?» – «Ja, Frieda schläft im selben Bett.» Sagts, ohne dabei ausgesprochen ertappt zu wirken. Damit wären alle Fragen geklärt für dieses Protokoll vom Fasnachtssonntag; ein Fasnachtssonntag aussergewöhnlichen Jahrgangs.


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