«Wir haben grosses Interesse an Lehrpersonen»

  16.02.2021 Möhlin, Schule, Wegenstetten

Von der Oberstufe Wegenstetten ins Möhliner Steinli: die Vorbereitungen laufen

Rund sechzig Schülerinnen und Schüler aus dem Wegenstettertal werden ab August im neuen Oberstufenzentrum Möhlin den Unterricht besuchen. Auch Lehrer sollen übernommen werden.

Ronny Wittenwiler

Die Türen der Sekundarschule in Wegenstetten schliessen im Sommer und nach den Ferien werden die Schülerinnen und Schüler in die Oberstufe Möhlin integriert. Insgesamt werden es rund sechzig Jugendliche aus dem Tal sein, die neu im Möhliner Steinli Platz nehmen. Dieser Prozess wird womöglich mit Argusaugen beobachtet – denn es ist kein Geheimnis, dass der Transfer dieser Schüler nach Möhlin ganz und gar nicht zuoberst auf dem Wunschzettel der Behörden im Tal stand. Vielmehr versuchten sie mit vereinten Kräften, ihre eigene Oberstufe in Wegenstetten zu erhalten. Der Kraftakt misslang.

«Bezüglich Raumsituation sind wir vorbereitet»
Nebst der gesamten Oberstufe aus Wegenstetten wird auch die Bezirksschule Möhlin vom alten Standort Fuchsrain neu an den Standort Steinli transferiert, ein entsprechender Neubau wird aufs neue Schuljahr 2021/2022 hin in Betrieb genommen (die NFZ berichtete). Lange bevor klar wurde, dass Sekundarschüler aus dem Tal tatsächlich nach Möhlin kommen würden, gab man dort in Möhlin das Versprechen ab: der Platz, um all diese Schüler aufzunehmen, würde reichen. «Das ist korrekt», bestätigt nun noch einmal Astrid Zeiner, Schulleiterin der Oberstufe im Steinli. «Wir sind bezüglich der Raumsituation gut vorbereitet.» Und doch wartet eine Menge Arbeit im Hinblick auf den Start im Sommer. Die Zusammenführung der beiden Oberstufen Wegenstetten und Möhlin werde nun vorbereitet.

Möhlin braucht Lehrer
Dabei gehe es zum Beispiel um den Abgleich der Lehrmittel oder eine gemeinsame Standortbestimmung in der Umsetzung des neuen Aargauer Lehrplans. Man sei in sehr engem Austausch mit Urs Hasler, dem Schulleiter der Oberstufe Wegenstetten, sagt Astrid Zeiner. «Auch die Kommunikation nach innen und nach aussen ist ein Thema, bis alles geklärt sein wird – auch mit den Anstellungen.» Will heissen: Am Oberstufenzentrum im Steinli sollen Lehrkräfte aus Wegenstetten übernommen werden. Zeiner bestätigt, dass es zu ordentlichen Neuanstellungen kommen soll: «Das ist auch im Sinne einer gewissen Stabilität innerhalb der Klassensysteme, auch für die Schülerinnen und Schüler aus dem Tal. Wir haben grosses Interesse an guten Lehrpersonen.» Mit der Auf lösung der Oberstufe in Wegenstetten werden die Verträge der dort angestellten Lehrpersonen ordentlich gekündigt.

Schwierige Vergangenheit
Auch Steinli-Schulleiterin Zeiner ist nicht entgangen, dass die Aufhebung der Oberstufe in Wegenstetten für Missmut gesorgt hatte im Tal. Dem vorausgegangen war der Ausstieg der Gemeinde Möhlin aus einem gemeinsamen Schulvertrag mit der Oberstufe Wegenstetten. Die Behörden im Tal waren darüber ganz und gar nicht erfreut. Die NFZ hat nun Astrid Zeiner und den Möhliner Gemeindeammann Fredy Böni gefragt, wie vor dem Hintergrund der Vergangenheit ein gemeinsamer Neustart am Möhliner Oberstufenzentrum überhaupt möglich ist. Zeiner betont: «Wir müssen alle Anspruchsgruppen gleich respektvoll berücksichtigen und behandeln. So, dass mögliche Befindlichkeiten aus der Vergangenheit zugunsten einer tollen Schule und einer guten Bildung der Schülerinnen und Schüler beigelegt werden.» Möhlins Gemeindeammann Fredy Böni sagt: «Im Januar hatte die Gemeinde Möhlin in einem Schreiben an sämtliche Talgemeinden die Übernahme ihrer Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler bestätigt. Und wir haben darin zum Ausdruck gebracht, dass wir uns sehr darauf freuen.» Jeder müsse sich nun mit diesem System einer gemeinsamen Oberstufe auf ein Stück Neuland begeben und darin die Chance sehen, die dieses System mit sich bringe. Im Interview beantwortet Fredy Böni zudem die Frage, ob sich Möhlin wegen der bevorstehenden Schliessung der Oberstufe Wegenstetten in irgendeiner Weise schuldig fühle.


«Wir mischten uns nicht ein»

Die Oberstufe aus Wegenstetten kommt nach Möhlin

Die unterschiedliche Auslegeordnung der Schulpolitik sorgte für atmosphärische Störungen zwischen Möhlin und dem Wegenstettertal. Jetzt kommen die Sekundarschüler aus dem Tal doch nach Möhlin. Funktioniert das? Möhlins Schulleiterin Astrid Zeiner und Gemeindeammann Fredy Böni beantworten ein paar Fragen.

Ronny Wittenwiler

NFZ: Ich zitiere aus einer Mitteilung: «Da die Gemeinderäte des Wegenstettertals keine andere Möglichkeit mehr sehen, werden Schüler der Sekundarschule Wegenstetten ab August 2021 in Möhlin zur Schule gehen.» Wahnsinnig begeistert klingt das nicht.
Astrid Zeiner:
Dafür habe ich grösstes Verständnis. Diese Leute wollten ihren Standort erhalten. Unsere Aufgabe in Möhlin ist es nun, die Schülerinnen und Schüler aus dem Tal aufzunehmen, sie willkommen zu heissen und zu integrieren. Darauf freuen wir uns.

Viele im Tal nahmen Möhlin die Kündigung des Schulvertrags übel. Fredy Böni, fühlen Sie sich schuldig wegen der Schulschliessung in Wegenstetten?
Fredy Böni:
Absolut nicht. Ich erinnere daran, dass der Planungsverband Fricktal gestützt auf die Gesetzgebung vier Oberstufenzentren im Fricktal festgelegt hat: Frick, Laufenburg, Rheinfelden und Möhlin. Alle, die an diesem Planungsbericht mitgearbeitet hatten, und das waren die Gemeindeammänner, hatten das befürwortet. Der Kanton hat uns zudem stets darin bekräftigt, unseren Oberstufenstandort zu entwickeln.
Zeiner: Im Rahmen der emotionalen Diskussion, die wegen der Vertragskündigung geführt worden war, ging eines oft vergessen: Möhlin hätte zunehmend mehr Schülerinnen und Schüler nach Wegenstetten schicken müssen. Die Gemeinde hätte also immer mehr Schulgeld auswärts bezahlen müssen, obschon man die Schüler auch in Möhlin hätte beschulen können.
Böni: Anfangs schickten wir eine Klasse nach Wegenstetten; rund 25 Schülerinnen und Schüler. Zuletzt kamen fast sechzig Prozent der Schüler an der Oberstufe Wegenstetten aus Möhlin, um die Mindestzahlen erfüllen zu können. Dass wir für einen Aussenstandort sechzig Prozent der Schüler stellen, allerdings nichts zu sagen haben – so konnte die Entwicklung nicht weitergehen.

Nach der Kündigung hiess es aus dem Wegenstettertal: «Für die weitere Zusammenarbeit ist das alles sehr belastend.» Man sprach von fehlender Solidarität aus Möhlin. Astrid Zeiner, sind das nicht belastende Vorzeichen für eine fruchtbare Zusammenarbeit?
Zeiner:
Das sind politische Diskrepanzen und Diskussionen. Einen Einfluss darauf, was im operativen Bereich geschieht, hat das nicht. Urs Hasler (Schulleiter der Oberstufe Wegenstetten; die Redaktion) und ich haben bislang gut zusammengearbeitet und das werden wir auch weiterhin tun.

Möhlin kooperiert in vielen Dingen mit dem Wegenstettertal. Fredy Böni, gab es wegen der Kündigung des Schulvertrags mal eine Aussprache?
Böni:
Nachdem die Behörden aus dem Wegenstettertal signalisierten, weitere Abklärungen für eine Fortführung ihrer Oberstufe treffen zu wollen, fanden darüber zwei Jahre lang keine Gespräche mehr statt. Das ist auch legitim: Sie versuchten, andere Lösungen zu finden. Dafür habe ich Verständnis. Wir mischten uns nicht ein. Aber wir haben das Gespräch nie verweigert. Im Juni 2020 nahmen wir wieder einen Anlauf, im September auch. Man setzte sich gemeinsam an den Tisch. Für mich bleiben keine Ressentiments zurück. Die Diskussion um die Schule war emotional, das ist richtig – deswegen aber fällt nicht gleich das ganze Konstrukt der Zusammenarbeit in sich zusammen.

Vor der Kreditabstimmung für den Neubau im Steinli übten Lehrer der Bezirksschule im Fuchsrain Kritik an der Idee, ins Steinli ziehen zu müssen. Spüren Sie diese Abneigung noch immer?
Zeiner:
Nein. Ich glaube, das hat sich gelegt. Seither sind zwei Jahre vergangen. In der Umsetzung des Lehrplans arbeiten die Lehrpersonen mittlerweile stufenübergreifend zusammen. Die Bezirksschullehrer werden in die Stufe Sekundar- und Realschule eingebunden und kommen miteinander in den Austausch. Ich glaube, sie freuen sich.
Böni: Ein Stück weit hatte ich Verständnis. Die Bezirksschule war über sechzig Jahre am Standort im Fuchsrain. Ich glaube aber, dieses Mitarbeiten an der Schulraumplanung, in die auch die Bezirksschullehrer eingebunden waren, gab eine neue Dynamik. Ich denke, ein Grossteil der Oberstufenlehrer sieht es nun als Chance und nicht als Nachteil.

Sie sprechen von Chancen. Doch welches werden die Herausforderungen?
Böni:
Dass gleichzeitig mit der Integration von sechzig Schülern aus Wegenstetten sowie der gesamten Bezirksschule auch die Abschaffung der Schulpf lege ansteht, wird eine Herausforderung. Das heisst: Wir haben die grosse Aufgabe, die Tätigkeiten der Schulpf lege zu integrieren in den Bereich Verwaltung. Eine Arbeitsgruppe ist mit dieser Integration beschäftigt.

Wie sieht es mit der Integration der Schülerinnen und Schüler aus, die neu im Steinli hinzustossen?
Zeiner:
Damit gehen wir sehr vorsichtig um. Für die Bezirksschule wird es im Fuchsrain einen Abschluss geben und hier im Steinli einen gemeinsamen Neustart. Auch die Oberstufe aus Wegenstetten werden wir sehr vorsichtig integrieren. Das gilt für Schüler, Lehrpersonen und Eltern. Das ist ein wichtiger Aspekt, zumal sich im Tal viele Eltern stark eingesetzt hatten für den Erhalt der Oberstufe Wegenstetten. Mit diesem Umstand gehen wir sehr bewusst und vorsichtig um. Die Integrationsprozesse beginnen nun auf allen verschiedenen Ebenen zu laufen.


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