Hexen des Wassers und des Feuers

  13.02.2021 Laufenburg

Die Stadthäxe Laufenburg und das Häxefüür werden 20 Jahre alt

2001 nahmen die Stadthäxe erstmals an der Laufenburger Fasnacht teil. Anfangs zusammen mit den Salmfängern und bis heute mit den Waldgeistern Rhina haben sie mit dem Häxefüür einen Höhepunkt der Laufenburger Fasnacht geschaffen.

Boris Burkhardt

Den 20. Geburtstag möchte man gewöhnlich gross feiern. Das hätten auch die Laufenburger Stadthäxe gerne gemacht, wenn ihr runder Geburtstag nicht gerade ins Jahr der Nicht-Fasnacht gefallen wäre; 2022 soll nachgefeiert werden. Am Fasnachtssamstag, 24. Februar 2001, zeigte sich die neue Gruppe der Laufenburger Fasnacht erstmals in der Öffentlichkeit, als der Rheingott Uruburu mit seinem schuppigen Gefolge und den Hexen aus dem Rhein entstieg und die Truhe mitbrachte, die gefüllt war mit dem Sinn des Brauchtums und der Fasnacht. Die ersten Hexen erhielten ihre Taufe im Rehmann-Brunnen. Aus dieser Vorstellung der neuen Fasnachtsfigur sollte sich nur wenige Jahre später das Häxefüür entwickeln, das heute als Veranstaltung am Samstag der Laufenburger Fasnacht fest etabliert ist.

Schnecken und Muscheln im Barthaar
Schon am 14. Februar 2001 hatten Richard Hofmann und Dieter Keller eine selbst erfundene Geschichte veröffentlicht, die als moderne Sage die Herkunft der Hexen aus dem Gefolge Uruburus, des «Hüters des Rheingolds», erklären soll. Sie berufen sich dabei auf einen mittelalterlichen Minnesänger «Heinrich von Lauffenberg», den sie wohl wegen seines Namens wählten, der aber tatsächlich ein Mönch aus Freiburg war. Angeblich reiste der Rheingott Uruburu jeden Frühling flussaufwärts bis Laufenburg, «um den Salmen, ihr Sommerquartier, einzurichten». Als Zeichen ihrer Herkunft aus seinem Gefolge tragen die Hexen Schnecken und Muscheln im Barthaar; auch ihr äusserst voluminöses Haar, das in Wirklichkeit aus Fellen gemacht ist, wirkt noch immer nass.

Anita Schraners Erinnerung an die Entstehung der Stadthäxe ist wesentlich nüchterner als dieser moderne Gründungsmythos: Wie die heutige Präsidentin der Salmfänger berichtet, hätten die Salmfänger um die Jahrtausendwende gemerkt, dass sie mehr Mitglieder bräuchten, um die Organisation der Städtlifasnacht auf Schweizer Seite weiterhin stemmen zu können. Damals übernahmen die Salmfänger diese Aufgabe noch alleine. «Weil wir deshalb eine arbeitsintensive Fasnachtsgruppe waren, waren wir für junge Leute kaum interessant», erzählt Schraner. Die als Untergruppe gegründeten Hexen sollten genau diese Zielgruppe ansprechen.

Einprägsame Optik
Tatsächlich hätten sich zu Beginn drei Frauen und drei Männer für die neue Gruppe gefunden, die heute allerdings nicht mehr bei den Stadthäxe sind, wie Schraner berichtet. Salmfängerin Monika Spring, heute wie damals zuständig für die Kostüme, nähte mit den Frauen unter den Salmfängern und den ersten Hexen die Hexenkleidung; pinke Hemden und flussgrüne Röcke sorgen für eine einprägsame Optik. Die Masken fertigte Holzbildhauermeister Johannes Köpfer aus Bernau im Schwarzwald. «Die Gesichter der Hexen sollten freundlich sein», erinnert sich Schraner.

Erste Gäste: Hölloch-Hexen
Das Fell auf dem Kopf war laut Schraner ein Kompromiss zwischen den Haaren der Hexen, die nass wirken sollten, und Material, das schwer entflammbar sein musste. Denn Feuer sollte sehr bald eine wichtige Rolle für die Stadthäxe spielen. Schon im zweiten Jahr, 2002, wurde ihr Auftritt am Fasnachtssamstag als «Hexennacht» gestaltet, gemeinsam organisiert von den Salmfängern mit den Stadthäxe und den damals auch erst drei Jahre alten Waldgeistern Rhina. Wie der amtierende Oberwaldgeist Sascha Komposch berichtet, wurde das Städtli mit Tannenbäumen geschmückt, die Kandelaber gelöscht und dafür Schwedenfeuer entzündet. Als erste Gäste kamen die Hölloch-Hexen aus Winterthur; Guggen spielten, und die Waldgeister tanzten.

Spektakulärer Auftrittt
Schon für die folgende Fasnacht, 2003, wurde der Veranstaltung der neue Name «Häxefüür» gegeben. Der Sternmarsch in jenem Jahr, der laut Komposch leicht chaotisch verlief, wurde 2004 vom Umzug von der minderen in die mehrere Stadt abgelöst, der bis heute auf dieser Strecke gelaufen wird. Das erste grosse Feuer, das den Namen der Veranstaltung rechtfertigen sollte, wurde auf der Codmananlage entfacht. Hier sprangen 2005 erstmals die Obersäckinger Hexen spektakulär durchs Feuer. Laut Komposch wäre es einfacher gewesen, das Feuer immer auf der Codmananlage zu entfachen; auf dem Marktplatz auf Schweizer Seite sind wegen des Brandschutzes nur Schwedenfackeln, Feuerschalen und Feuer auf der Leinwand zugelassen: «Aber das kam für uns nicht in Frage. Grenzüberschreitende Fasnacht hatte immer höchste Priorität; und wir behielten es bei, dass das Häxefüür im jährlichen Wechsel auf beiden Seiten entzündet wird.»

«Schon etwas sehr Besonderes»
Die Veranstaltung wurde jährlich erweitert und verbessert; besonders kreativ waren die Organisatoren bei den Geschenken für die Gäste, die sie am Zunftmeisterempfang verteilten: Komposch zählt gravierte Becher, Halstücher, Flaschenöffner und Schokolade auf, alle natürlich mit dem Logo des Häxefüürs. 2009 kamen schon über 40 Gruppen zu Besuch, wobei zum Elfjährigen der Waldgeister erstmals die Narro-Altfischerzunft im Umzug mitlief, für Komposch «schon etwas sehr Besonderes». 2015 erreichte das Häxefüür laut Komposch mit 60 Gruppen seine maximale Grösse; der Umzug daure inzwischen zwei Stunden.

2006 machten sich die Stadthäxe als Verein selbständig. Insofern hatte ihre Gründung vor 20 Jahren nicht den Zweck erfüllt, den die Salmfänger beabsichtigen, wie Schraner zugibt. Aber die Salmfänger, die die Organisation des Häxefüür inzwischen den Stadthäxe und Waldgeistern überlassen haben, erreichten 2012 die Gründung des OK Städtlifasnacht. In diesem stemmen alle Fasnachtsgruppen auf Schweizer Seite nun gemeinsam die Organisation der gesamten Fasnacht, von der das Häxefüür nicht mehr wegzudenken ist.


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