«Der Bach hat erste Priorität»
26.01.2021 Mettauertal, NaturViele Bäume litten unter der Last des Schnees
Zahlreiche Bäume und Holzstücke im Etzgerbach geben Anlass zur Besorgnis. Die Schneeschmelze und Regen könnten den Bach zum Überlaufen bringen.
Bernadette Zaniolo
So sehr die weisse Pracht, sprich der Schnee, so manches Herz höher schlagen lässt und die Menschen nach draussen an die frische Luft lockt, so beschäftigt er derzeit auch die Mitarbeiter der Stras sen-, Werk- und Forstdienste. Und «Beschäftigen» ist im Fall der Gemeinde Mettauertal gleich wörtlich zu nehmen. Fabian Kramer, Leiter des Werkdienstes geht von vier Arbeitstagen aus. In Etzgen und Mettau, entlang des Etzgerbaches liegen sehr viele Bäume und Holzstücke im Bachbett oder quer darüber. «Die Äste, Bäume und weiteres Geschwemmsel, also Treibgut, könnten an Brücken und Unterführungen hängen bleiben. Sie drohen den Bach zu verstopfen», sagt Kramer. Da es in der Nacht vor dem ersten grossen Schneefall geregnet habe, sei der Boden sehr feucht geworden. Unter der Last des Schnees sind Äste und Holzstücke von den Bäumen und in den Bach gefallen. Aber auch sehr viele und grosse Bäume mitsamt Wurzelstock liegen teils im oder nur wenig über dem Bachbett.
Die Abteilung Landschaft und Gewässer des Kantons hat deshalb am letzten Dienstag alle Gemeinden auf die drohende Gefahr entlang von Gewässern aufmerksam gemacht. So wurden nicht nur Schächte kontrolliert, sondern auch Brücken und Unterführungen. In der Gemeinde Mettauertal hat man die Lage umgehend analysiert. «Der Bach hat erste Priorität», sagt Fabian Bugmann, Leiter des Forstdienstes Mettauertal-Schwaderloch angesprochen auf die Situation im Wald, wo quasi jede Stras se von umgestürzten Bäumen blockiert ist. Bei solchen Ereignissen arbeiten der Forst- und der Werkdienst eng zusammen. So dürfen die Baumstämme nur durch ausgebildete Forstarbeiter aufgesägt werden. Am letzten Freitag konzentrierte sich der koordinierte Einsatz, an welchem auch Mitarbeiter des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) beziehungsweise vom Staatswald sowie vom privaten Spezialunternehmen Geissmann Forst AG teilnahmen, auf die Strecke zwischen Etzgen und Mettau.
Knifflige und gefährliche Arbeitseinsätze
Erst beim Arbeitseinsatz selber zeigte sich, wie schwierig und gefährlich die Arbeiten waren und sind. Zwischenzeitlich mussten die Verkehrsteilnehmer in Etzgen Wartezeiten in Kauf nehmen, so etwa wenn ein Baum gefällt werden musste und auf die Strasse hätte kippen können. Manchmal gelang es, wie vorgesehen und wenn auch sehr mühsam, die Bäume mittels Seilwinde auf die Seite des Baches entlang der Kantonsstrasse zu ziehen. Es gab aber auch Bäume, die konnten nur von der anderen Bachseite her «aufgeforstet» werden oder mussten von dort mit der Winde den steilen Hang hinauf gezogen werden. Damit man aber die Seilwinde anbringen konnte, mussten die Arbeitskräfte teils durch den durchnässten Waldboden zuerst zum Baum gelangen. Und damit das Spezialfahrzeug zum Einsatzort gelangen konnte, erforderte dies zuerst, dass die Zufahrtsstrasse durch den Wald frei geräumt wurde.
Dass man in Etzgen mit der Gefahrenbeseitigung begonnen hat, liegt gemäss Fabian Kramer nahe. «Man beginnt unten am Gewässer, wo bei Regen am meisten Wasser anfällt und arbeitet sich dann bachaufwärts.» Zudem sei man bestrebt, die Stämme aus dem Bach zu «heben» und nicht zu «schleifen», «damit die Bachlebewesen wie Fische und Krebse nicht gestört werden. Zurzeit ist Schonzeit.»
Gestern Montag wurden die Arbeiten fortgesetzt. Oberhalb der Brücke im «Ribbibuck» liegen ebenfalls mehrere Bäume im oder über dem Etzgerbach. Eine knifflige Angelegenheit ist die «Aufforstung» beim Regenklärbecken in Mettau, aufgrund der erschwerten Zufahrt mit dem Spezialfahrzeug. Beim K lei n ka l i berschei bensta nd i n Mettau und in Hottwil sind weitere grössere «Baustellen», die es so schnell wie möglich zu beseitigen gilt. «Auf dem Mettauerberg hat es noch zirka 50 Zentimeter Schnee», so Forstleiter Fabian Bugmann am letzten Freitag zur NFZ. Weil derzeit im Wald immer noch mit umstürzenden Bäumen oder plötzlich herabfallenden Ästen gerechnet werden muss, wird von Spaziergängen im Wald aus Sicherheitsgründen abgeraten. Das bedeutet, dass dort auch erst die Strassen geräumt werden, wenn das Gefahrenpotential für die Forstmitarbeiter deutlich gesunken ist. «Die Kosten für diesen Gewässereinsatz übernimmt der Kanton», wie Fabian Kramer auf die entsprechende Frage der NFZ sagt.