Das Vertrauen fehlt
29.11.2022 Brennpunkt, MettauDie Kirchgemeinde Mettau lehnt Fusionsgespräche mit der Kirchgemeinde Gansingen ab. Der Antrag kam aus Gansingen.
Bernadette Zaniolo
Die Versammlung der römisch-katholischen Kirchgemeinde Mettau am Donnerstagabend war gut besucht, 44 von total 699 Stimmberechtigen nahmen teil. Im Fokus stand das Projekt «Fusionsverhandlungen zwischen den Kirchgemeinden Mettau und Gansingen». Die Pfarreien Gansingen und Mettau haben sich bereits vor über 20 Jahren zu einem Kirchenverband zusammengeschlossen. Der grösste Teil der kirchlichen Geschäfte und der Personalführung wird inzwischen gemeinsam bewirtschaftet. Eine Fusion wäre der nächste Schritt. Die Anwesenden waren sich einig, dass solche Fusionsverhandlungen die Chance böten, in einem offenen Dialog herauszufinden, was passt. Dabei müsste auch geklärt werden, ob es künftig noch zwei Kirchen im Tal braucht. «Für ein Wir-Gefühl braucht es Vertrauen», betonte ein Versammlungsteilnehmer gleich zu Beginn dieses Traktandums. Er machte klar, dass er dieses Vertrauen in die Gansinger verloren habe. «Wir kennen die Gansinger als Nein-Sager und sie wollen uns auf die Schlachtbank führen», hielt ein anderer fest. In Fusionsgesprächen müsse man auch bereit sein, die «Karten» offenzulegen. Das sei jedoch in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen, hielten einzelne Versammlungsteilnehmer ihre Erfahrungen fest. Auch ein junger Kirchgemeindeversammlungs-Besucher bemängelte das «Wir-Gefühl» für das Tal bei den Gansingern; «auch bei den jüngeren». Auch er betonte, dass es natürlich Ausnahmen gebe.
Aus einer Notlage «angeklopft»
Der Schulhaus-Neubau und die Feststellung, dass Gansingen politisch eher Richtung Laufenburg tendiere, waren weitere Punkte, die eher für eine ablehnende Haltung sorgten. Die Tatsache, dass Gansingen für die Legislatur 2023 bis 2026 keine neuen Kirchenpfleger gefunden habe und ein Sachwalter eingesetzt werden muss, zeige, dass der Antrag für Fusionsverhandlungen aus einer «Notlage von Gansingen entstanden ist». Es kam auch die Frage auf, wer denn in der Arbeitsgruppe vertreten sein werde, wenn Gansingen keine Kirchenpfleger mehr habe. Nach mehreren kurzen Wortmeldungen lehnte die Mehrheit (19 Nein/14 Ja/4 Enthaltungen) der anwesenden Stimmberechtigten der Kirchgemeinde Mettau die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit der Kirchgemeinde Gansingen ab. Hauptgrund, dass nicht einmal auf Verhandlungen eingetreten wird, war, dass die gemeinsame Zukunft nicht neutral, beziehungsweise auf einem weissen Blatt beginnen könnte und der Ausgang mit grosser Wahrscheinlichkeit wieder in einem Nein enden würde; insbesondere, wenn es um den Entscheid geht, ob beide Kirchen weiterhin bestehen sollen.
Übrigens: die Kirchgemeinde Gansingen stimmte der Projektierung Fusion mit 17 Ja zu 14 Enthaltungen zu.
Mut zum Experiment
Kirchgemeindeversammlung Mettau
Die Stimmberechtigten der römisch-katholischen Kirchgemeinde Mettau genehmigten, mit Ausnahme der Fusionsverhandlungen mit der Kirchgemeinde Gansingen, alle Geschäfte.
Bernadette Zaniolo
Rolf Prions, Präsident der Kirchenpf lege der Pfarrei Mettau, informierte zu Beginn der Versammlung am Donnerstagabend im Pfarreizentrum Mettau, über den Pastoralraum. Er hielt fest, dass im Pastoralraum nach vier Jahren Bestehen das «Wir-Gefühl» noch nicht vorhanden sei. Dieses leide, wenn man nur an die eigene Kirchgemeinde denke. Ziel sei es, mehr Qualität anzustreben. «Warum sollen wir nicht mal einen Bundesrat einladen», sagte der Präsident mit einem Schmunzeln. Es brauche «Mut zum Experiment». Grosse Hoffnung setzt man auf den neuen Pastoralraumleiter, Pater Solomon (Jg. 1968); er hat den Doktortitel in Theologie und gemäss Rolf Prions auch Humor. Pater Solomon spricht deutsch und nigerianisch. Die Rechnung 2021 der Kirchgemeinde Mettau schliesst mit einem Plus von 3629 Franken; budgetiert war ein Minus von 107 020 Franken. Finanzkommissionspräsident Urs Ipser begründete das bessere Ergebnis mit weniger Personalkosten (mangels Personal/Stellenbesetzung) von 40 000 Franken sowie mehr Steuereinnahmen (56 000 Franken). Dennoch merkten er und auch der Kirchenpflegepräsident an, dass es der Kirchgemeinde Mettau «buchhalterisch» nicht gut gehe. Grund dafür sind die Abschreibungsvorschriften (die Abschreibungen werden jedoch ab neuem Jahr von 10 auf 5 Prozent gesenkt). Diese «buchhalterisch» schwierige Situation von Mettau hätte gemäss Rolf Prions mit einer Fusion «stabilisiert» werden können (die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit Gansingen wurde jedoch abgelehnt). Die Rechnung 2022 sowie das Budget 2023, welches ein Minus von 22 775 Franken ausweist, wurden genehmigt. An der Versammlung wurden Christiane Schindeldecker (Kirchenpflege), Bruno Tütsch und Urs Ipser (Finanzkommission) sowie Joseph Ipser (Synode) verabschiedet. «Lasst nicht müde werden, Gutes zu tun», sagte Ipser, der früher lange in der Kirchenpflege war und diese auch über Jahre präsidierte. Die Finanzkommission setzt sich neu aus Bettina Huber (neu), Martin Hummel (neu/Präsident) sowie Petra Zumsteg (bisher) zusammen; als Stimmenzähler amten Viktor Steinacher (bisher) und Heinrich Zumsteg (bisher).