Relikt aus vergangener Zeit
22.01.2023 Gipf-OberfrickKauf und Abriss aus taktischen Gründen
Die Tage des ehemaligen «Schlachthüsli» sind gezählt
Auf der Fläche, wo heute noch das ehemalige Schlachthaus von Gipf-Oberfrick steht, sollen bald eine Sitzbank, zwei Bäume und eine Blumenwiese Passanten zum Verweilen einladen. Der Gemeinderat hat das baufällige Gebäude gekauft und will es noch in diesem Jahr abreissen lassen.
Simone Rufli
Trotz der rötlichen Fassade ist das ehemalige Schlachthaus an der Schulstrasse ein unscheinbares Gebäude. Auf der Vorder- und Rückseite zieht sich je ein langer Riss durch die Fassade und vom defekten Dach seien auch schon Ziegel gefallen, erklärt Gemeindeschreiber Urs Treier gegenüber der NFZ. Seit weit über zwanzig Jahren finden hier keine Schlachtungen mehr statt.
Jetzt soll das Haus abgerissen werden. Dies, nachdem die Gemeinde das Haus von der Viehversicherungskasse – diese befindet sich in Auflösung – zum Preis von 70 000 Franken gekauft hat. Der Vertragsabschluss liegt gemäss Gemeindeordnung in der Kompetenz des Gemeinderats.
Von drei Seiten umschlossen
Abgerissen werden soll das Gebäude, weil eine Umnutzung nicht möglich sei und ein Umbau aufgrund der geringen Grundstückfläche von gerade mal 122 Quadratmeter keinen Sinn mache. Die Parzelle an der Schulstrasse 4 ist auf allen drei Seiten vom Nachbargrundstück umschlossen, auf welchem ein ehemaliger Hof einer Erbengemeinschaft steht.
Mit dem Kauf des ehemaligen Schlachthauses habe die Gemeinde sicherstellen wollen, dass die Parzelle nicht in falsche Hände gerate und vor allem, dass für die Zukunft alle Optionen für eine sinnvolle Überbauung dieses gesamten Areals an bester Lage erhalten bleibe.
Im Verlauf dieses Jahres soll das ehemalige Schlachthaus abgerissen werden. Eine Blumenwiese, zwei Bäume und dazwischen eine Sitzbank sollen die Fläche bis auf weiteres verschönern. Im Budget 2023 sind dafür 40 000 Franken eingeplant.
Bevor der Abbruch erfolgen kann, müssen Offerten für die Arbeiten eingeholt und ein Baugesuch für den Abriss eingereicht werden. Ein weiteres Baugesuch ist nötig für die Gestaltung der freiwerdenden Fläche, das Stellen der Sitzbank und das Pflanzen der beiden Bäume.
Wird das umliegende Grundstück später im Sinne der Gemeinde sinnvoll überbaut, soll die Parzelle – unter Beibehaltung der Ruhebank und der beiden Bäume, so wünscht es die Gemeinde ausdrücklich – mindestens zum Preis der Kauf- und Abbruchkosten weiterverkauft werden können.
Vor dem Vergessen bewahren
Weil immer mehr alte Gebäude aus dem Dorfbild verschwinden – erst kürzlich das «Milchhüsli», nun also bald das «Schlachthüsli» – und mit ihnen auch der einstige Zweck in Vergessenheit zu geraten droht, gibt es im Dorf ein neues Projekt, welches dem Vergessen entgegenwirkt. Mit Fotos, Kurz-Infos und QR-Codes, die zu ausführlicheren Informationen führen, soll die Vergangenheit auf Informations-Tafeln an den jeweiligen Standorten für Interessierte zugänglich bleiben. «Zurzeit gibt es noch Leute, die sich an das Leben in diesen Zeiten erinnern. Dieses Wissen müssen wir nützen, solange es noch möglich ist», so Urs Treier.