Zweibrückenschwimmen ist endgültig Geschichte

  24.05.2021 Wallbach/Mumpf

SLRG Fricktal organisiert den Anlass nicht mehr

Das seit 1985 von der SLRG Sektion Fricktal und der DLRG Ortsgruppe Bad Säckingen organisierte Zweibrückenschwimmen wird aufgelöst: Viele treue Rheinschwimmer bis ins hohe Alter werden das populäre und familiäre Plauschschwimmen mit anschliessendem Fischessen vermissen.

Paul Roppel

Der Jahresbericht 2020 der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft (SLRG) Sektion Fricktal enthält eine wohl vielerorts unerwartete und betrübliche Nachricht. Überraschend hält das Dokument fest: «Der Anlass Zweibrückenschwimmen wird im Jahr 2021 bedauerlicherweise aufgelöst». Somit war das 34. Zweibrückenschwimmen im August 2019 die letzte Durchführung. Dessen Start war nach anfänglich schlechter Witterung um eine Stunde verschoben worden, aber es nahmen trotzdem noch 133 Personen daran teil. Die Ausführung im letzten Jahr musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Was ist die Ursache des definitiven Beschlusses? «Es war kein leichter Entscheid. Denn ins Zweibrückenschwimmen floss immer sehr viel Herzblut. Es war einer der populärsten und beliebtesten Schwimmanlässe am Hochrhein. Aber der Nachwuchs für die Organisation fehlt», sagt Daniel Winter zur NFZ, der seit 2006 OK-Chef des Anlasses war. «Die Sicherheit war für mich immer das oberste Gebot. Wir sind daher auch stolz, dass wir nie einen Unfall hatten», betont er.

Grosse Helferschar
Entsprechend gross ist auch die Schar der Helfer und Aufsichtspersonen. 60 bis 80 Leute waren jeweils aus verschiedensten Organisationen beidseits des Rheins am Ufer und auf dem Wasser in Begleitbooten im Einsatz. Sie wurden gestellt von der SLRG Fricktal, DLRG Ortsgruppen Bad Säckingen, Rheinfelden, Waldshut, Weil am Rhein, den Feuerwehren Bad Säckingen, D-Wallbach, Wehr Abteilung Oef lingen, dem Technischen Hilfswerk (THW) Bad Säckingen, dem deutschen Roten Kreuz und dem Pontonierfahrverein Mumpf. Die Leute seien mit dem Anlass älter geworden, es zeigten sich Ermüdungserscheinungen und es sei schwierig geworden Nachfolger zu finden, ergänzt Winter. «Um die Sicherheit zu gewährleisten, benötigen wir motivierte und zuverlässige Helfer», unterstreicht er. Zudem hätten Feuerwehren künftig den Einsatz kostenpf lichtig abgerechnet, was einige hundert Euro ausgemacht hätte. «Der Anlass war schon vorher erst bei rund 200 zahlenden Teilnehmern selbsttragend», zeigt Winter ein weiteres Dilemma auf, das die Finanzen betrifft. Wenn eine Gruppe entschädigt werde, müsste das auch für andere in Betracht gezogen werden. Die Helfer seien jeweils mit einem Gutschein für einen Fisch und ein Getränk entschädigt worden, welcher am parallel stattfindenden Fischessen eingelöst werden konnte.

Darf nicht zur Belastung werden
Der 80-jährige Walter Rech, Ehrenpräsident der Sektion, der seit der ersten Ausführung 1985 mitgeschwommen ist und im OK mitwirkt, war beim schweren Entscheid dabei. «Der Anlass darf nicht zur Belastung der SLRG Fricktal werden, wo Wechsel in zahlreichen Positionen anstehen», ergänzt Rech. Für den Verein war es eine gute Plattform sich zu präsentieren und auf Verhaltensregeln für sicheres Schwimmen im offenen Gewässer aufmerksam zu machen, betont er. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit den Mumpfer Pontonieren. Dank ihnen war eine zeitlang für viele Teilnehmer nur schon der 30-minütige Transport mit der «Karrenfähre», an den Startplatz nach Bad Säckingen unterhalb des Kraftwerks ein besonderes Erlebnis. Das war eine umzäunte Plattform auf drei Pontons für 40 Personen, angetrieben von zwei PS-starken Motoren. Wegen strikten Vorschriften erfolgten die Transporte später jeweilen mit vier separaten Booten. Ursprünglich ging die Strecke bis nach Wallbach, wurde aber 1993 auf 3,5 Kilometer bis zum Pontonierdepot in Mumpf verkürzt. Initiant des Anlasses war Walter Heim, der 2018 als 91-Jähriger das Schwimmvergnügen nochmals genossen hat. Aus der ganzen Schweiz und aus Deutschland reisten die Schwimmbegeisterten an, was 2003 einen Rekord mit weit über 600 Teilnehmern brachte. «Der Anlass war eine attraktive Ergänzung zu unserem Fischessen für den wir nun einen Ersatz suchen werden; möglicherweise bei den Jungpontonieren», sagt Stefan Weiersmüller, seit fünf Jahren Präsident der Mumpfer Pontoniere. (pro)


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