«Tierliegge» in Etzgen

  16.10.2021 Etzgen, Natur

Anton Peter aus Mettau hat das Pensionsalter erreicht. Doch sich zur Ruhe setzen kommt für ihn nicht in Frage. In Etzgen hat er eine Scheune mit Umgelände gemietet und einen «Tierliegge» geschaffen. Esel, Hühner, Ziegen und weitere Tiere finden sich dort. Der gelernte Mechaniker und seine Frau Silvia (Foto) bieten Kindern und Erwachsenen dort die Möglichkeit, auf einfache Art mit Tieren in Kontakt zu kommen. (bz)


Ein Ort für tierische Begegnungen

Anton Peter hat in Etzgen einen besonderen «Treffpunkt» geschaffen

Der «Tierliegge» in Etzgen ist kein Zoo und kein Gnadenhof. Und es gibt auch keine Öffnungszeiten. Besucher sind aber willkommen. Anton Peter zeigt gerne, wie Eier ausgenommen werden oder ermöglicht es, dass mit einem Esel ein Spaziergang gemacht werden kann.

Bernadette Zaniolo

Gegenüber vom ehemaligen Restaurants National in Etzgen zeigen Gitter, dass sich in und ums Gelände der alten Scheune etwas tut. Anton Peter aus Mettau ist zwar seit Dezember 2019 pensioniert. Doch der gelernte Mechaniker ist noch voller Tatendrang. Einerseits arbeitet er halbtags als Betriebsmechaniker bei einem Gemüse-Verarbeiter weiter und andererseits hat er noch einige «Projekte». Seinen Plan, nach Portugal auszuwandern und dort Oldtimer (vorwiegend Traktoren) zu restaurieren hat er «begraben». Stattdessen hat er die grosse Scheune an der Talstrasse in Etzgen und das dazugehörende Land gepachtet. Und schon bald wurden Ställe und Gehege gebaut und die ersten Tiere fanden dort eine neue Heimat.

«Jedes Tier hat eine Geschichte», erzählt der dreifache Vater und Grossvater «Toni». Und er erzählt von zwei Eselsdamen, die es an ihrem vorherigen Ort nicht gut hatten. Oder von den zwei Ziegen, die vor der Metzgerei angebunden waren und geschlachtet werden sollten. «Ich kaufte sie dem Metzger ab und nahm sie mit.» Toni erzählt auch über sein Staunen, als er das Esel-Fohlen, das auf einer Alp zur Welt kam, abholte. «Es war ein Riesenteil.»

Auch zu den mittlerweile neun Geissen auf dem Gelände könnte Toni von jeder die Geschichte erzählen. So etwa von jener Geiss, die an ihrem vorherigen Ort «eine wirklich Böse war» und bei ihm in Etzgen nun ganz zahm sei. Dadurch, dass auf dem Anwesen Geissen leben, würde es von Füchsen gemieden. Und weil Tonis Umfeld weiss: «Das Tier liegt mir überhaupt am Herzen», wurde ihm bewusst gemacht, dass «zu einem Teich auch Enten gehören». Zu Tonis-«Tierliegge» (kein offizieller Begriff ) gehören mittlerweile ebenfalls noch zwei Gänse und zwei junge Büsi. Diese hat er auf einem ehemaligen Bauernbetrieb (der Bauer ist jung verstorben und deshalb wurde der Hof aufgeben) abgeholt. «Ich habe es auf Anibis gesehen», sagt er auf die Frage, wie er zu solchen Tieren kommt. Gleichzeitig betont er, dass es durch die Büsis zu einer Win-Win-Situation gekommen sei. «Sie machen einen guten Job», verrät er in Sachen Mäusebekämpfung. Und sogleich spricht wieder sein Herz: «So nahe an der Strasse habe ich aber auch Angst, dass sie überfahren werden könnten.»

Für jede Tierart einen Kurs gemacht
«Für jede Tierart habe ich auch einen Kurs besucht», sagt er mit einem Schmunzeln. Die Beziehung zu Tieren kommt bei Toni Peter nicht von ungefähr, haben doch die Grosseltern mütterlicher- und väterlicherseits einen Bauernhof gehabt.

Anton Peter ist in Füllinsdorf aufgewachsen. «Ich ging nie gerne zur Schule», verrät er. Und mit strahlenden Augen schiebt er nach: «Ich habe dennoch die beste Lehrabschlussprüfung im Kanton gemacht. Das war während der Ölkrise. Ich konnte den Lernstoff gut behalten, sprich das Lernen fiel mir leicht.»

Vielseitig interessiert
Toni Peter ist vielseitig interessiert und begabt. So hat er schon so manches Velo geflickt. Mofas, Oldtimer-Taktoren und einiges mehr repariert und restauriert. «Wenn es das Teil nicht mehr gibt, dann fertige ich es an», verrät er. Gerne unterstützt er die Menschen auch bei der Reparatur von Geräten (Haushalt Motorgeräte, Schweissen und so weiter). Weiter: «Drechslerarbeiten mache ich auch gerne und will dies in Zukunft noch mehr machen.» Dabei zeigt er auf zwei beschriftete Schilder, die er gefertigt hat und dass er den Raum, der quasi zur «Stube» oder zum Aufenthaltsort werden soll, isoliert. Es ist zugleich sein «Büro». «Ich weiss nicht wieso, aber heute will es einfach nicht klappen, dass ich die Fotos vom PC auf den Stick verschieben kann», sagt der 65-Jährige.

Auf dem PC will er die Geschichten der Tiere, inklusive Fotos, dokumentieren. «Ich kann gut schreiben», sagt Toni Peter. Obwohl der Tierliebhaber sehr viel selbst macht, ist er froh, um die Helferinnen und Helfer. Insbesondere während der rund achtwöchigen «Zwangspause» aufgrund einer Knieoperation.

Er ist dankbar, dass er wieder fit und wieder in seinem Reich, bei den Tieren sein und wirken kann. Dieses Gefühl will er auch Kindern und weiteren Interessierten näherbringen. «Viele Kinder haben heute gar nicht mehr die Möglichkeit, mit Tieren in Kontakt zu kommen», weiss Toni Peter. «Für die Kinder und Enkelkinder, die schon hier waren, ist es eine Freude, wenn sie die Hühnereier ausnehmen dürfen.» Peter erzählt auch von einer Frau aus Mettau, die mit ihren Enkeln gekommen war und mit einem der drei Esel spazieren gingen. «Sie machten eine tolle Erfahrung.» Solche Erlebnisse will Anton Peter allen Interessierten bieten. Dazu gehört beispielsweise beim Füttern zu helfen. Hier unterbricht Anton Peter das Gespräch: «Das musst du jetzt sehen, wenn meine Frau kommt.» Und als Silvia Peter mit den Futter-Eimer zum Weiher geht, herrscht schon «Hochstimmung» im Hühnergehege. Kaum ist die Türe offen, drängt sich die Schar um Silvia Peter und die Tiere freuen sich über das feine Grüngemüse (Kopfsalat).

Apropos Salat: Anton Peter bekam einige Zeit lang von einem Gemüseverarbeiter den Rüstabfall (Kopfsalat) geschenkt. Ware, die sonst auf dem Kompost landet. Nun habe der Unternehmer das nicht mehr erlaubt. «Ich begreife nicht warum», sagt der Tierfreund und will eine Antwort einfordern. Gleichzeitig hofft er, dass er von privaten Gartenbesitzern Unterstützung erhält, vor allem in Form von Salaten. Und vielleicht kommt er so auch zu «zahlenden» Kunden für die Wachtel- und Hühnereiern. «Ich will kein Geld verdienen. Es wäre aber ein Zustupf an die Kosten für Heu, Stroh, den Tierarzt usw.» 


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