Lernen und spüren mit Tieren

  19.06.2021 Effingen

Einen spannenden Einblick in das Schulheim Effingen und seine Tierpädagogik erhielten Mitglieder vom Verein der Schweizer Gruppe für Therapeutisches Reiten (SG-TR).

Patrizia Kollbrunner

Einige der 13 teilnehmenden Vereinsmitglieder hatten eine lange Anreise in Kauf genommen, um das spannende Angebot zu nutzen. Im Rahmen der Fortbildung ihrer Mitglieder führt die SG-TR einmal jährlich einen Anlass in einem Betrieb durch, in welchem die Pferdegestützte Therapie eine Rolle spielt. Nachdem Eintreffen konnte sich die Gruppe einen ersten Eindruck der grosszügigen, offenen und modernen Anlage verschaffen. Danach brachte ihnen Schulleiter Roger Willen das Schulheim näher. Alle Teilnehmenden hörten ihm gespannt zu und stellten verschiedene Fragen zu dem Betrieb. Willen erzählte von der 150-jährigen Geschichte des Schulheims sowie von den heutigen Möglichkeiten, welche dieser Ort bietet. Zurzeit können 44 Buben im Alter zwischen 7 und 17 Jahren betreut werden. Es gibt fünf Wohngruppen vor Ort sowie eine Aussenwohngruppe in Hausen. Ausserdem arbeitet das Schulheim mit verschiedenen Bauernfamilien im Emmental zusammen, wo ebenfalls vorübergehend Kinder und Jugendliche platziert werden können. Die Jungen, welche im Schulheim Effingen unterstützt werden, sind grösstenteils Buben mit erheblicher sozialer Beeinträchtigung. Hier bekommen sie eine neue Chance und werden motiviert, diese auch zu nutzen. Bei der Vorstellung des Heimes durch Roger Willen fällt auf, wie liebevoll er von seinen Schützlingen spricht und wie sehr er eine generelle Schubladisierung ablehnt.

Die Tierpädagogik
Im Zusammenhang mit dem tierpädagogischen Angebot betont er, dass ihm auf jeden Fall dessen wertvolle Möglichkeiten bewusst sind und er diese auch erhalten möchte. Dennoch müsse das Ganze immer wieder optimiert werden, um Tierwohl, Pädagogik und Wirtschaftlichkeit gerecht zu werden. Nebst den neun Islandpferden, einem Pony, vier Eseln und drei Lamas, wohnen auf dem Gelände des Schulheims auch noch Kupferhalsziegen, Bündner Oberland Schafe und Hühner.

Durch die persönliche Begegnung der Buben mit den Tieren und der Verantwortung, welche sie im Umgang und in der Pflege dieser übernehmen, wird die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen positiv beeinflusst. Zudem hat das Reiten auf den Pferden einen besonderen Reiz. Die Buben lernen dies bei drei Reitlehrerin nen, welche sich ein 100%-Pensum teilen. Dazu gehört Voltigieren und Bodenarbeit, aber auch Ausritte ins Gelände. Als Ausgleich werden die Pferde von den Reitlehrerinnen geritten und in den Sommerferien bekommen sie einen Monat Urlaub. Die sieben Reitpferde haben pro Tag ein bis zwei Einsätze (Montag bis Freitag). Besonders aufgefallen sind den Teilnehmenden auch hier die grosszügigen und modernen Stallungen, welche einer sehr artgerechten Haltung entsprechen. Beeindruckt hat die Besucher zudem, welch riesigen Erfahrungsschatz und Verbundenheit mit diesem Ort die beiden anwesenden Reitlehrerinnen durch ihre langjährige Tätigkeit mitbringen. Nach diesem zweiten Teil, in welchem die Mitglieder der SG-TR die Reitlehrerinnen, ihre Pferde und Infrastruktur sowie alle anderen Tiere des Schulheims kennenlernen durften, kamen sie zurück zur Mehrzweckhalle, wo es neben einem feinen Lunch vor allem auch um den fachlich reitpädagogischen beziehungsweise reittherapeutischen Austausch ging.


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