«Wenn diese Kegelbahn sprechen könnte»
22.05.2021 MöhlinPrivater Kegelklub hört nach 50 Jahren auf
Am Montagabend war für sie eine lange und schöne Ära zu Ende. Die Herren, welche über 50 Jahre lang gemeinsam gekegelt hatten, wurden im Restaurant Löwen in Möhlin würdig verabschiedet.
Janine Tschopp
Während über 50 Jahren sind die fünf Herren Montag für Montag von Deutschland über die Grenze nach Möhlin gefahren, um dort ihr gemeinsames Hobby zu pf legen. Dieter Pairan, Günther Koch, Holger Koch, Karl Klokow und Felix Schalk bilden den fünfköpfigen privaten Kegelclub. In der Zusammensetzung des Clubs gab es in diesem halben Jahrhundert nur wenige Wechsel. «Anfangs kegelten wir im ‹Adler› in Möhlin. Als es dort keine Kegelbahn mehr gab, wechselten wir in den ‹Löwen›. Dort sind wir seit ungefähr 45 Jahren», erzählt Dieter Pairan, der zusammen mit Günther Koch den Club damals gründete. Auch am vergangenen Montag waren die Kegler im «Löwen» anzutreffen. Aber nicht mehr, um zu kegeln, sondern um von den Wirten würdig verabschiedet zu werden. Zwei Abgänge, Günther Koch hört altershalber auf und sein Sohn Holger zieht nach Norddeutschland, gaben für die anderen Kegelclub-Mitglieder den Ausschlag, aufzuhören. Dass das sportliche Ende schon vor ein paar Monaten, ein bisschen früher als geplant, kam, hatte mit Corona zu tun.
«Früher wurde dreimal pro Tag gekegelt»
Bei der Verabschiedung des Kegelclubs war auch Karli Heinzmann anwesend. Er hatte auf dem «Löwen» gewirtet, bevor er vor 25 Jahren an die Kinder seiner Schwester Heidi, Sandra Güntert und Mike Waldmeier, übergab. Karli Heinzmann erzählte, dass es dort schon seit über 100 Jahren eine Kegelbahn gebe. 1935 sei sie modernisiert und mit einem Parkettboden versehen worden. «1956 richtete mein Vater einen Kegelstellautomaten ein», berichtete Karli Heinzmann weiter und betonte: «Damals wurde bis zu dreimal täglich gekegelt.» Wie Mike Waldmeier am Montagabend berichtete, gibt es heute immer weniger Gruppen, die zum Kegeln in die Beiz kommen. «In den kälteren Monaten, zum Beispiel in Zusammenhang mit Firmenanlässen, wird die Kegelbahn vermehrt genutzt.» Die Hochzeiten des Kegelns sind definitiv vorbei. Langsam werde es auch schwierig, Ersatzteile für die Kegelbahn zu finden. «Kleine Sachen haben wir jeweils selber geflickt», erzählt Dieter Pairan.
Den vergangenen Montagabend nutzten die fünf Herren des Kegelclubs, um nochmals gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen. Erinnerungen an viele gesellige und unbeschwerte Stunden unter Freunden. «Wenn diese Kegelbahn sprechen könnte», schmunzelte Heidi Waldmeier-Heinzmann. Die Mutter der heutigen Wirte war damals Serviertochter im «Löwen» und erinnert sich auch noch gerne an die alten Zeiten, als sie ihren Gästen das eine oder andere Bier oder auch eine Runde «Kaffi Elsy» in die Kegelbahn brachte.