Hitzewelle in Eiken

  20.03.2021 Möhlin

«Sicher haben gewisse   Dinge gelitten»

Die Feuerwehr Möhlin: ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie

Es sind besondere Zeiten auch für die Feuerwehr. Möhlins Kommandant Richard Urich spricht über einen Drahtseilakt, der bereits ein Jahr andauert.

Ronny Wittenwiler

Die Bilder sind spektakulär. Unter Berücksichtigung einer Betriebstemperatur bis gegen 700 Grad haben sie beinah etwas Heroisches. Entstanden sind die Fotos im Kantonalen Zivilschutzausbildungszentrum in Eiken, wo Angehörige der Feuerwehr Möhlin ganz schön ins Schwitzen kamen.

Im Glutofen
«Das Training in einer Mobilen Brandsimulationsanlage stand auf dem Programm», sagt Möhlins Feuerwehrkommandant Richard Urich. Solche Container-Anlagen, einem Wohngebäude nachempfunden, sind ausgestattet mit potenziellen Brandherden, die per Knopfdruck bedient werden können. So sehen sich die Einsatzkräfte je nachdem plötzlich einer brennenden Küche, einer einsturzgefährdeten Treppe oder einem lodernden Wohnzimmer gegenüber. Die Aargauische Gebäudeversicherung schreibe regelmässige Übungen in einer solchen Anlage vor, erklärt Urich. Kommende Woche fahren noch einmal Atemschutz-Einsatzkräfte der Feuerwehr Möhlin nach Eiken, um im Glutofen zu trainieren.

Ein Jahr Corona
Dass sich Feuerwehrleute auf den Ernstfall vorbereiten können, kam zuletzt nicht oft vor. «Wir haben den Übungsbetrieb zurückgefahren», sagt Richard Urich mit Blick auf ein Jahr Pandemie. Die angespannte Lage zu Beginn hielt die Feuerwehren der Region in Bereitschaft. Im März 2020 erklärte Urich in der NFZ: «Wir haben vereinbart, uns gegenseitig über die aktuelle Einsatzfähigkeit der eigenen Feuerwehr zu informieren, und wir haben uns gegenseitige Hilfe im Notfall zugesichert.» Bislang ist die Feuerwehr Möhlin mit ihren Einsatzkräften gut durch die Pandemie gekommen. «Es gab vereinzelt Leute, die sich in ihrem Umfeld mit Corona angesteckt haben. Doch Stand heute gehen wir davon aus, dass keine Übertragung innerhalb der Feuerwehr stattgefunden hat. Wir konnten unsere Einsatzfähigkeit auch stets gewährleisten.»

Das dürfte nicht allein mit Glück zu tun haben, sondern ist auch entsprechender Vorsicht geschuldet. Urich erklärt: «Wir haben von Anfang an alle Anlässe gestrichen, die nicht zwingend notwendig waren; das sind natürlich allen voran auch gesellige Anlässe. Auch versuchten wir, sämtliche Einsätze mit möglichst wenig Leuten zu bewältigen.» Wenn man so will, sind die letzten zwölf Monate so etwas wie ein Drahtseilakt gewesen: Soviel wie nötig, so wenig wie möglich. Mit Blick auf den massiv heruntergefahrenen Übungsbetrieb beschönigt der Kommandant allerdings nicht: «Sicher haben dadurch in den letzten zwölf Monaten gewisse Dinge gelitten. Es geht um Automatismen. Diesen Abbau mussten wir aufgrund der angespannten Corona-Situation in Kauf nehmen.»

Weiterhin mit Vorsicht
Doch nun scheint etwas Land in Sicht. Seit diesem Monat, und damit zum ersten Mal seit einem Jahr, fährt die Feuerwehr Möhlin ihren Übungsbetrieb in Kleingruppen von maximal zehn Personen wieder hoch. Denn obschon für Richard Urich klar ist, dass seine Leute in einem Jahr nicht alles verlernt haben, so gehe es darum, den hohen Standard in der Organisation aufrecht erhalten zu können. Corona hin oder her: Tritt der Ernstfall ein, braucht es eine funktionierende Feuerwehr. Dass der Kommandant die Situation rund um die Pandemie dennoch weiterhin ernst nimmt, zeigt sich auch daran: «Mit Ausnahme des obligatorischen Trainings in Eiken findet vorerst der gesamte Übungsbetrieb ausschliesslich rund um das Magazin in Möhlin statt. Wir wollen unsere Leute nicht in Gruppen verschieben müssen und sie somit einem grösseren Risiko aussetzen.»

Noch ist also auch die Feuerwehr Möhlin vom Alltag weit entfernt. Doch mit dem Training im Glutofen unter Temperaturen von bis zu 700 Grad ist wenigstens ein Stückchen Normalität zurückgekehrt.


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