Auf Nimmerwiedersehen!
19.02.2021 MöhlinScheiterhaufen!
Aschermittwoch in Möhlin-Ryburg: historisch anders
Statt den letzten Narr sanft zur Ruhe zu betten, entschied sich die Fasnachtzunft Ryburg für die harte Tour: Ab auf den Scheiterhaufen mit diesem Ding, das eine Auferstehung des Narrentums von Anfang an torpedierte.
Ronny Wittenwiler
Auf dem Freiheitsplatz vor dem Narrenbrunnen ist’s an Aschermittwoch ja immer ein bisschen traurig. Doch gab es dieses Mal überhaupt noch Tränen, die hätten geweint werden können? Denn Corona beerdigte die Fasnacht, lange bevor sie begonnen hatte; genau deshalb warf nun zum Dank für das Debakel die Leitzentrale der Fasnachtzunft Ryburg das Virus auf den Scheiterhaufen.
«Der Weinstock verkümmert»
Zunftmeister Steve Krebs und der Bürkligeist erhielten an jenem Aschermittwoch erneut pastorale Unterstützung. Es hat mittlerweile Tradition, dass der christkatholische Pfarrer Christian Edringer in seiner närrischen Rolle als Don Christiano zur Predigt ansetzt. Soweit, so gut. Und doch war es vorgestern historisch anders. Ja, es stimme: Für das gesellige Narrenvolk sei es eine traurige Fasnachtszeit gewesen. Denn «der Most ist vertrocknet, der Weinstock verkümmert», zitierte der Pfarrer den Propheten Jesaja und fuhr mit dessen Wort fort: «Es seufzen alle, die freudigen Herzens waren. Zu Ende ist der fröhliche Klang der Pauken, der Lärm der Ausgelassenen hat aufgehört, zu Ende ist der fröhliche Klang der Leier.» Ja, man könnte meinen, Jesaja hatte damals schon die Fasnacht von heute beschrieben.
Und so blieb die Frage: Wie zum Geier soll man eine Fasnacht zur Ruhe betten, wenn sie gar nicht erst zum Leben erweckt worden ist? Die Fasnachtzunft Ryburg wechselte deshalb das Programm und damit auch die Fahrtrichtung: Statt für den letzten Narren die Himmelspforte aufzustossen, sollte es für das Ding auf dem Scheiterhaufen ein paar Stockwerke nach unten gehen. Ja, Don Christiano, er sprach es aus: «Man sagt ja, dass Hitze das Virus vernichten kann, da ist es also in der Hölle genau richtig. Sogar wenn der Teufel selbst Kurzarbeit machen muss, dürfte es also für die Vernichtung des Virus langen.»
Corona ging in Flammen auf.
Und dann…
Quasi als Schlusspunkt an diesem anderen Aschermittwoch, bevor der Vorhang einer sonderbaren Fasnacht 2021 geschlossen wurde, sprach Fasnachtspfarrer Don Christiano Worte, die ihn als Menschen und als Seelsorger Christian Edringer womöglich ausmachen: Er bitte heute auch um Gnade und Segen für all jene Menschen, die nicht nur närrisch, sondern auch gesundheitlich oder durch Einsamkeit schwer unter dem Virus leiden mussten oder noch leiden. «Möge hoffnungsvolles Lachen Tränen und Trauer vertreiben.»