Friedensplatz in Stein: Seit 1920 beliebte Aussichts- und Picknick-Stelle

Die alteingesessenen Einheimischen kennen ihr verborgenes Juwel eines schmucken Aussichtsortes und Rastplatzes oberhalb von Stein. Der zufällig vorbeikommende Besucher ist erstaunt ob der fantastischen Aussicht und der gepflegten Ambiance und wird auf dem Friedensplatz sicher wieder mal picknicken.

Paul Roppel

«Den Friedensplatz der Leserschaft näher bringen», lautet der Auftrag der NFZ-Redaktion an den Journalisten. Ein schneller Blick in den Steiner Ortsplan bestätigt die Vermutung; es ist tatsächlich die Stelle, erhöht im Wald oberhalb des Bahnhofs, von wo augenfällig schon seit Jahrzehnten die Schweizerfahne ins Dorf hinunter winkt. Bei fantastischem Herbstwetter wird deshalb dieses markante Ziel per pedes angesteuert. Schon bald wird in den steilen Waldweg abgezweigt. Eine dichte, angenehme Schicht Herbstlaub macht das Wandern zum entspannenden Wohlfühlvergnügen und lässt gar eine Abzweigung verpassen. Aber dank gutem Schuhwerk und zahlreichen Wegweisern wird nach steilem und verwachsenem Abstiegspfad das anvisierte Ziel schliesslich doch noch gefunden.

Phänomenaler Eindruck
Der erste Eindruck ist gewaltig. Der Ausblick auf das Dorf, in die Weite des Sisslerfeldes bis an den Bözberg, auf die beiden Rheinbrücken und Bad Säckingen ist im wechselnden Herbstlicht phänomenal. Man fragt sich einzig, ob wohl Bauten der angrenzenden Bauzone einst diese herrliche Sicht beinträchtigen werden? Der erstaunlich gepflegte und grosszügig mit zahlreichen soliden Holztischen und Bänken ausgestattete Rastplatz mit massiver Grillstelle und bereitgestelltem Brennholz lädt zum Verweilen ein; abgesondert vom hektischen und geräuschvollen Treiben auf der darunter liegenden Autobahn. «Wir schauen mindestens einmal pro Woche auf dem Platz vorbei», bestätigt Patrick Schafroth, Teamleiter beim Bauamt, der selten Unordnung oder Littering feststellen muss. «Früher wurde der Friedensplatz von Familien, Vereinen und Parteien gerne für Feste benutzt, was scheinbar eher zurückgegangen ist», meint er. Es gibt nämlich keine Parkplätze, der direkte Weg führt von unten her über die Rütistrasse (mit beschränktem Fahrverbot belegt) und einer 1953 erstellten, 112 Stufen zählenden Treppe zum Platz.

«Unser jährlicher Konditionstest in der Feuerwehr endet mit dem Atemschutzmarsch jeweilen beim Friedensplatz und dort mit einem Grillfest», fügt er an. Einen sehr wichtigen Beitrag für den Unterhalt und die Pflege leistet unbestrittenerweise aber auch noch der NVS, war zu erfahren.

Land wurde 1920 gekauft
Die Geschichte des engagierten Naturschutz- und Verschönerungsvereins Stein (NVS) ist eng mit dem Friedensplatz verbunden, wo unzählige Arbeitseinsätze registriert wurden, wie die Abklärungen bei Präsident Pierre Sandoz ergaben. 2007 feierte der Verein seinen 100. Geburtstag und dazu hat Ehrenpräsident Fritz Häsler viele Informationen aus der Vereinsgeschichte gesammelt. Daraus ist ersichtlich, dass in den Kriegswirren 1915 das Bedürfnis nach einem speziellen Platz aufkam, wo das Kriegsende gefeiert werden sollte. 1918 wurden 490 Quadratmeter Land für 90 Franken im Rebbergli gekauft. Die Einweihung dieses Friedensplatzes erfolgte am 1. August 1920 mit einem Jugendfest. 1945 wurde beabsichtigt, einen Gedenkstein zu erstellen, was aber wegen des rationierten Zements misslang. 1953 wurde die Bruchsteinumfassung erstellt und zwei Jahre später vier Friedenslinden gepflanzt. Pierre Sandoz ist ein grosser Anhänger des Platzes, der zwar offiziell nicht als Kulturgut eingestuft sei «Aber aufgrund der historisch-emotionellen Bedeutung ist die Kanzel für mich trotzdem ein echtes Kulturgut von Stein und für Geniesser einen Besuch wert», bekräftigt er. Der NVS hat in Stein einen interessant beschilderten und attraktiv verlaufenden Biotop- und Heckenlehrpfad angelegt, dessen Route rund ums Dorf zehn Oekostandorte verknüpft und auch den Friedensplatz für den Zwischenhalt ansteuert. Der Verlauf ist als Plan im Internet erhältlich.