Eine Stadt «wie gemalt»

  13.10.2020 Laufenburg

«Bilder erzählen Geschichten» titelt die neue Ausstellung im Museum Schiff in Laufenburg, die bis April in den historischen Räumen des Hauses an der Fluhgasse 156 zu sehen ist. Die Aquarelle zeigen die malerische Altstadt beider Laufenburg in all ihren Farben und Facetten.

Hildegard Siebold

Wer die neue Ausstellung im Museum Schiff besucht, sollte viel Zeit mitbringen. Denn neben den Aquarellbildern von Friedrich Huster, Renate Kaiser und Rudolf Schütz hat sich Kuratorin Ariane Dannacher etwas ganz Besonderes ausgedacht. Auf der Grundlage des kürzlich erschienenen 139. Band «Kunstdenkmäler der Schweiz» und aus dem vereinseigenen Archiv hat sie menschliche Schicksale und Geschichten zusammengetragen, die in Vitrinen zur Schau gestellt werden. So sind in den Museumsräumen Inseln entstanden, die dazu einladen, in die spannende Vergangenheit von Laufenburg einzutauchen. Apropos spannend: Schon die besondere Art der Vernissage kam wegen der Corona-Pandemie ganz neu daher. In drei Führungen konnten Kunstinteressierte in Gruppen mit maximal zehn Personen einen ersten Blick auf die Bilder werfen und sich von Museumsvereins-Präsident Hannes Burger und Ariane Dannacher mitnehmen lassen auf die Reise durch eine Stadt im Wandel der Zeit. Noch unter der Federführung des Ausstellungsgestalters Alois Schmelzer war die neue Frühjahrsausstellung mit Werken aus der Sammlung von Friedrich Huster geplant worden. Was dann geschah, konnte niemand ahnen: Alois Schmelzer starb überraschend Anfang Mai dieses Jahres. Hinzu kam Corona. Dennoch hielt das Ausstellungsgremium am Vorhaben fest, Bilder aus Husters Sammlung, die das Museum 2017 erworben hatte, zu zeigen.

Zeitzeugen
Der 1919 in Düsseldorf geborene Maler erlangte vor allem Berühmtheit durch Ansichten seiner Wahlheimat Zermatt, wo er 2000 starb. Im Auftrag des Laufenburgers Ernst Sibold brachte er aber auch Ansichten von Laufenburg auf die Leinwand, die durch ihre fast schon fotografische Genauigkeit bestechen. «Wer von Häusergeschichten spricht, kommt am Laufenburger ‹Städtlimaler› Rudolf Schütz nicht vorbei», attestierte Hannes Burger, froh darüber, diesen als Mitaussteller gewonnen zu haben. Schütz Bilder zeichnen sich auch dadurch aus, dass er sie mit Texten versehen hat, die ihre Geschichte erzählen. «Wann immer er von einem Baugesuch hörte, malte er die Häuser, bevor sie etwa abgebrochen wurden und dokumentierte so die Veränderungen in der Stadt», erzählte Burger.

Als dritte Künstlerin konnte Renate Kaiser aus dem badischen Laufenburg ins Ausstellungs-Boot geholt werden. «Sie ist eine tolle Aquarellistin und wir sind ein grenzüberschreitendes Museum», sagte Burger. Die Bilder mit den Geschichten der Häuser zu verbinden, sei dem umfangreichen Archiv des Museums zu verdanken. Herausgekommen ist eine spannende Schau mit Geschichten, die durchaus zum Schmunzeln anregen. Etwa der spektakuläre Rechtsstreit, der im 19. Jahrhundert in die Annalen der grossherzoglichen Gerichte einging und zwischen Apotheker Adolf Zeiser und Bäcker Emil Probst an der Hauptstrasse schwelte. Der neue, moderne Steinkohleofen der Bäckerei, nur durch eine Giebelwand von der Apotheke getrennt, liess durch seine hohen Temperaturen Zeisers Arzneien im Lager vorzeitig verderben. Auf die Anklage folgte die Verurteilung: Probst sollte seinen Backofen um 40 Zentimeter von der gemeinsamen Giebelwand verschieben und eine zweite Mauer einziehen. Der Zuckerbäcker zog es jedoch vor, am 24. Dezember 1884 mit seiner Ehefrau in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wo er 1922 in New York verstarb.

Die Ausstellung «Bilder erzählen Geschichten» mit Aquarellen von Friedrich Huster, Renate Kaiser und Rudolf Schütz ist bis April 2021 im Museum Schiff zu sehen. Die Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr, Mittwoch von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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