Die Öchslegrade sind sehr erfreulich
03.10.2020 ZeiningenDie Trauben versprechen einen guten Wein
Die beiden Zeininger Winzerfamilien Daniel und Désirée Jeck sowie Gerhard und Andrea Wunderlin freuen sich an der diesjährigen Qualität ihrer Trauben. Hohe Öchslegrade zeichnen die Ernte 2020 aus.
Hans Zemp
In den letzten Tagen traf der Wanderer in den Zeininger und Magdener Rebbergen auffallend viele Leute an. Zehn bis fünfzehn Personen – Bekannte, Freunde und Familienangehörige der Rebbauern – durften am Werk beobachtet werden. Die Zeit der Lese ist unterdessen je nach Sorte der Trauben ganz oder beinahe abgeschlossen. Und die beiden Rebbauern Daniel Jeck und Gerhard Wunderlin aus Zeiningen haben leuchtende Augen, wenn sie auf die Ernte angesprochen werden.
Weniger Ertrag, mehr Qualität
Ein guter Saisonverlauf mit weitgehend sehr guten Temperaturen und genügend Wasser bis zur Erntezeit sorgten für eine Qualität des Erntegutes, die für ausgezeichneten Wein vielversprechend ist. «Der Ertrag ist nicht ganz so hoch wie auch schon, dafür die Qualität besser», bilanziert Daniel Jeck. So beurteilen beide den Ist-Zustand.
Daniel und Désirée Jeck haben heuer den Betrieb von Vater Marcel übernommen, ernten erstmals eigene Trauben und freuen sich riesig an der diesjährigen Entwicklung und Ernte. «Da können wir uns schon jetzt auf den Wein freuen. Es ist ganz toll, wenn man so gut beginnen kann», meint Jeck. Familie Jeck bewirtschaftet neben dem Landwirtschaftsbetrieb mit Mutterkuhhaltung und Ackerbau 170 Aren Rebberg. Man findet bei ihr Riesling x Sylvaner, Chardonnay, Zweigelt und Pinot Noir. Der Riesling beinhaltet 95 Öchsle-Grad, was sehr viel ist. Beim Pinot gar zwischen 100 und 110, beim Zweigelt leicht weniger. Gekeltert werden die Trauben bei Volg in Winterthur. Familie Jeck erwartet etwa 15 000 Flaschen in diversen Grössen.
Auch bei den Früchten von Gerhard und Andrea Wunderlin werden gleiche Öchsle-Werte gemessen. Sie pflegen ihre vier Hektaren Reben in Zeiningen, Magden und Elfingen. Entsprechend zufrieden geben sich Wunderlins mit der diesjährigen Qualität. «Die Blütezeit war extrem früh und der Prozess hat sich durchgezogen.» Aus diesem Grund ist die Lese früher als in anderen Jahren. In ihrem Betrieb wird übrigens, und das ist in unserem Gebiet recht selten, ein Winzer-Lehrling ausgebildet.
Corona und der Wein
Die Corona-Pandemie hat auf die Umsätze der Rebbauern Einf luss gehabt. Grossanlässe wie Sportveranstaltungen, Zeininger Markt und andere Anlässe wurden abgesagt. Der Wein dafür blieb im Keller. Und wie man das Ganze positiv sieht, formuliert Gerhard Wunderlin so: «Man kann Neuigkeiten an die Hand nehmen und auch den Privatkundenanteil ausbauen. Die geschlossenen Restaurants haben übrigens auf der ganzen Welt ihre Zeichen gesetzt und beinahe einen ganzen Jahrgang im Keller liegen lassen.» Kleinere Betrieb wie die beiden in Zeiningen haben grössere Chancen, weil sie flexibler sind.
Die Kirschessigfliege war in diesem Jahr im Fricktal nicht so stark verbreitet wie in anderen Jahren. Dank dem Gesteinmehl, dem Kolin, werden weniger Früchte befallen. Auch die trockene Witterung tat zu diesem Umstand ihr Gutes. Dies ist aber regional recht unterschiedlich.
Motivierte Personen bringen die Ernte heim
Sowohl bei Familie Wunderlin wie bei Familie Jeck trifft man topmotivierte Leute bei der Arbeit. Man arbeitet gemeinsam, man verpf legt sich gemeinsam und man feiert am Schluss gemeinsam. «Die gute Laune ist das A und O», sagt Andrea Wunderlin, und Daniel Jeck fasst es mit folgenden Worten zusammen: «Wir alle lieben die Arbeit in den Reben. Das ist eine Leidenschaft. Wenn das Jahr so gut ist wie heuer, freut das erst recht. Das Miteinander beim Herbsten ist halt schön. Man kann zusammen etwas machen.»
Dass die Zeininger guten Wein machen können, zeigt auch die Tatsache, dass Andrea und Gerhard Wunderlin mit ihrem 2018-er Pinot Noir bei einem internationalen Wettbewerb die Goldmedaille erhielten. Etwa zehn Prozent der aufgeführten Weine erhalten dieses Prädikat.