Vielleicht ein Glücksfall für zwei kleine Säuli

  20.03.2020 Kaisten

Schweine müssen mindestens zu zweit gehalten werden. Schwein Paula ist eine Einzelgängerin, mag keine Artgenossen. Um den vom Veterinäramt geforderten Einhaltung des Gesetzes nachzukommen, ist das Team von Kaister Tierlignadenhof trotzdem auf der Suche nach zwei weiblichen Ferkeln.

Susanne Hörth

Paula ist riesig. Aber vor allem auch sehr zufrieden. Eine Zufriedenheit, die sie gerne mit einem Grunzen und einem wahrhaft seligen Lächeln zum Ausdruck bringt. Was das rosa Hausschwein mit seinen Büscheln besetzten Ohren hingegen nicht wirklich mag, ist die Gesellschaft von Artgenossen. Sie schätzt ihr eigenes Stallreich, fühlt sich auf der grossen Weide einfach sauwohl und liebt es, von ihren Menschen gebürstet und gekrault zu werden. Will sie tierische Kontakte, so findet sie diese an ihrem Lebensort auf dem Tierlignadenhof in Kaisten zu Hauf. Eigentlich ein richtiges Schweineglück. Wäre da nicht das Tierschutzgesetz, welches verlangt, dass Hausschweine mindestens zu zweit gehalten werden müssen.

Das kantonale Veterinäramt pocht nach einem Besuch auf dem Kaister Hof deshalb auf die Einhaltung dieser Vorgabe. Und daher kommt, was eigentlich eher ungewöhnlich für den Gnadenhof ist: Wo sonst Tiere aus den unterschiedlichsten Gründen – alt, nicht mehr gewollt, ausgesetzt, beschlagnahmt usw. – abgegeben werden, wird nun aktiv nach jungen Schweinchen gesucht. Genauer nach zwei weiblichen Ferkeln. «Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn jemand von zwei Ferkeln in Not weiss, die dann bei uns platziert werden können», sagt Stefanie Sutter, die zusammen mit ihrer Schwester Janina den Hof führt. Die Zwillingsschwestern sind sich der Wichtigkeit einer Vergesellschaftung unter den Schweinen sehr wohl bewusst, versuchen das auch, wo immer möglich, umzusetzen.

Lange als «Gebärmaschine» im Einsatz
Wie alle Tiere auf dem Kaister Gnadenhof hat auch Paula eine wenig schöne Vorgeschichte. So war ihre einzige Aufgabe über eine lange Zeit, im Akkord Ferkel auszutragen und zu gebären. Als solche «Gebärmaschine» reduzierten sich ihre Sozialkontakte mit Artgenossen auf die eigene Jungmannschaft. Als sie vor zwei Jahren einen Platz auf Lebzeiten auf dem Kaister Tierlignadenhof bekam, zeigte sich schon bald das eigenbrötlerische Wesen des Schweines. So liebenswert sie sich gegenüber ihren Zweibeinern zeigt, so deutlich lehnt sie deren Verkupplungsbemühungen mit Gleichartigen ab. Die Versuche von Stefanie Sutter und ihrem Team, das heute etwas mehr als neun Jahr alte Tier mit dem bereits auf dem Hof lebenden Wildschwein Joker zu vergesellschaften, misslangen kläglich. Paula machte auf unsanfte Art klar deutlich, dass sie auf solche Kontakte verzichten kann. «Sie hat uns allen eindringlich gezeigt, dass sie kein Gspänli möchte», sagt Stefanie Sutter. Und: «Paula wegzugeben, kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Der Tierlignadenhof ist ihr Zuhause.» Deshalb haben sich die Schwestern entschieden, der Auflage des Veterinäramtes nachzukommen. Warum zwei Ferkel? «Wenn Paula sich auch gegen diese wehrt, so haben die beiden auf jeden Fall sich und wir erfüllen die Gesetzesforderung.»

Jetzt hofft man auf dem Tierlignadenhof, dass irgendwo in der Nähe zwei kleine Schweinchen dringend ein Platz benötigen und schon bald auf dem Tierlignadenhof einziehen können. «Wenn sich niemand betreffend in Not geratener Schweinchen meldet, dann werden wir bei einem Bauern zwei kaufen gehen», weist Stefanie Sutter darauf hin, dass auf jeden Fall schon bald zwei neue Vierbeiner zur grossen Hofgemeinschaft voller Individuen mit starken Charakteren gehören werden.

info@tierlignadenhof.ch


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