Geburtstagskind mit Charisma

  13.09.2019 Etzgen

Vor 80 Jahren brach der 2. Weltkrieg aus. Das scheint lange her. Doch in den Köpfen vieler Menschen an der Grenze zu Deutschland ist er noch präsent. Dieser Tage auch das Gelöbnis der Pfarrei Mettau von 1939 und die damit verbundene Entstehung der Bruderklausenkapelle in Etzgen, welche 1949 eingeweiht wurde.

Bernadette Zaniolo

Oberhalb des ehemaligen Bahnhofs in Etzgen, da steht sie: die Bruderklausenkapelle. Umgeben von Schulhaus, Turnhalle, einem Wohnhaus mit Praxis (der früheren Residenz des Pfarrers) und einer KMU. Der Ort lädt zum Verweilen ein. Ein wunderbarer Blick auf die Dörfer ennet dem Rhein, der Grenze bis in den Schwarzwald. So friedlich und idyllisch, wie das heute daher kommt, war es vor 80 Jahren nicht. Davon zeugt auch die Geschichte. An Silvester 1939, einem Sonntag, hielt der Pfarrer der Pfarrei Mettau, Anton Siegrist – er ist vielen älteren Menschen im Mettauertal noch ein Begriff – wie üblich seine Predigt. Am Ende seiner Ausführungen forderte er die Pfarrei auf, «in dieser Zeit von grösster Anspannung und Angst etwas Aussergewöhnliches zu wagen», wie es auf der Homepage des Bruderklausen-Kapellenvereins Mettauertal heisst.

Er forderte die Gläubigen auf, aufzustehen, und im Namen der ganzen Pfarrei ein Gelöbnis abzulegen. In Worten: «Seliger* Bruder Klaus. Wir geloben, wenn unser Land auf Deine Fürbitte hin vom Krieg verschont bleibt, Dir zu Ehren eine Kapelle zu bauen. Bitte für uns am Throne Gottes! Schütze uns mit Deiner mächtigen Fürbitte! Segne unser ganzes, liebes Schweizerland!»

«Damals war wohl jeder im Tal Mitglied»
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges sollte das Gelöbnis der Pfarrei Mettau eingelöst werden. Dazu wurde im Oktober 1947, wenige Monate nach der Heiligsprechung von Bruder Klaus, der Kapellenverein gegründet. «Damals war wohl jeder im Tal Mitglied des Vereins», sagt Hans-Peter Leber aus Etzgen zur NFZ. Er ist seit zirka neun Jahren Präsident des aktuell etwa 125 Mitglieder zählenden Bruderklausen-Kapellenvereins Mettauertal. «Ich fühle mich verpflichtet, für die Kapelle zu schauen», sagt Leber mit einer Selbstverständlichkeit. Schon deshalb, weil seine Grosstanten Hulda und Hermine Leber der Kirchgemeinde Mettau das 55 Aren grosse Land schenkten (1945), unter der Bedingung, dass dort eine Kapelle zu Ehren von Bruder Klaus gebaut werde. Damit Pflege, Unterhalt und Erhalt der Kapelle gewährleistet werden können, ist der Kapellenverein auf Einnahmen angewiesen. Das sind einerseits Mitgliederbeiträge (Jahresbeitrag 20 Franken) und Spenden sowie Nutzungsgebühren.

«Wir erhalten keine öffentlichen Gelder», so Leber. In diesem Zusammenhang erwähnt er auch, dass die Mitglieder des Kapellenvereins altersbedingt «wegsterben». Während die Zahl der Hochzeiten in der Kapelle (wohl auch aufgrund der rückläufigen Eheschliessungen) zurückgehen, nehmen die Taufen eher zu. Seit zehn Jahren sind die Mitglieder der Priesterbruderschaft St. Petrus zu Gast in Etzgen. Für pastorale Angelegenheiten in Zusammenhang mit der Kapelle ist die Pfarrei Mettau zuständig.

*Bruder Klaus wurde am 15. Mai 1947 durch Papst Pius XII heiliggesprochen.


Die Kapelle und der Verein

Im Oktober 1947, wenige Monate nach der Heiligsprechung von Bruder Klaus, wurde der Bruderklausen-Kapellenverein Mettauertal, mit Sitz in Etzgen, gegründet. Er ist konfessionsneutral und zählt aktuell zirka 125 Mitglieder. Zentrale Aufgabe des Vereins ist die Pflege und der Unterhalt der Kapelle, des Bruderklausen-Hofes und der Umgebung. Der Spatenstich für die Kapelle erfolgte im Juli 1948; im Oktober dann die Grundsteinlegung. Im Mai 1949 war die Aufrichtung von Giebel und Turm und im August die Setzung des Altars aus Oberhöfner Schilfsandstein. Am 27. und 28. August 1949, also zehn Jahre nach Kriegsausbruch, wurden die Glocken und die Kapelle eingeweiht. Im Inneren ist das Wandbild speziell; darauf ist unter anderem ein Soldat mit Gewehr zu sehen. (bz)

Anlässlich ihres 125-Jahre-Jubiläums hat die katholische Landeskirche Aargau ein Buch über die Aargauer Kapellen herausgegeben. In einer losen Serie stellte die NFZ die Kapellen im Fricktal vor; die Bruderklausenkapelle in Etzgen in der Ausgabe vom 20. Juni 2014.


Feier zu Ehren des Kapellen-Patrons

Am Sonntag, 22. September, um 10 Uhr, findet zu Ehren von Bruder Klaus, dem Landespatron der Schweiz und dem Patron der Etzger Kapelle, ein Gottesdienst statt. Aufgrund des 70-jährigen Bestehens der Kapelle etwas in einem spezielleren Rahmen.

Der Gottesdienst wird von der Pfarreiseelsorgerin Barbara Metzner und Pater Markus Schulze (Pallottiner) gestaltet. «Pater Schulze kommt seit mehreren Jahren in grösseren aber regelmässigen Abständen zu uns und feiert insbesondere Weihnachten und Ostern mit uns», sagt Metzner. Letztes Jahr war er auch für die Erstkommunion in Mettau anwesend.

«Er ist ein ausgezeichneter Prediger, der begeistert und begeisternd spricht», so die Pfarreiseelsorgerin. Pater Schulze stammt aus Frick. Sein «Heimatkloster» ist Gossau. Er ist Professor für Dogmatik an derTheologischen Hochschule seines Ordens in Vallendar (Deutschland). Der Kirchenchor der Pfarrei Mettau wird das «Patrozinium» mit seinem Gesang bereichern. Im Anschluss an den Gottesdienst lädt der Bruderklausen-Kapellenverein Mettauertal zu einem speziellen Apéro. Dieser wird umrahmt von der Musikgesellschaft Mettau. (bz)

22. September, 10 Uhr, Bruderklausenkapelle Etzgen: Gottesdienst zu Ehren des Kapellenpatrons; anschliessend Apéro mit musikalischer Umrahmung


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