«Wir wollen mehr Punkte holen als vergangene Saison»

  14.09.2019 Möhlin

Es ist eine Mischung aus Kampfansage und Mahnfinger: Jürgen Brandstaeter, Trainer von Möhlins NLB-Handballern, spricht im Interview mit der NFZ über seine Saisonziele.

Ronny Wittenwiler

NFZ: Jürgen Brandstaeter, ein Trainer muss eine Mannschaft weiterentwickeln, richtig?
Jürgen Brandstaeter:
Ja. Er muss dafür sorgen, dass seine Spieler neue Fähigkeiten lernen. Im Idealfall wird ein junger Spieler jedes Jahr besser.

Also müsste Möhlin nach Platz drei letzte Saison nun mindestens Zweiter werden.
Das kommt auch auf die Gegner an. Sie sind besser geworden, fast alle haben sich auf der Ausländerposition verstärkt. Unser Kader hingegen blieb praktisch unverändert und mit Patrik Vizes hat uns der letztjährige Liga-Topscorer verlassen. Er fuhr für uns auch manchen Sieg ein, wenn es dem Team mal nicht gut lief. Jetzt haben wir mit Alexander Velz ein grosses Talent. Ob er in jedem Spiel zehn Tore schiesst? Ich weiss, dass das nicht so sein wird.

Alexander Velz mit Patrik Vizes zu vergleichen wäre falsch?
Er ist ein anderer Spielertyp. Ich habe Alexander Velz bereits in seiner Jugend begleitet und kenne seine Qualitäten. Er wird besser werden als Patrik Vizes – aber ob er das bereits jetzt mit 19 Jahren zeigen kann? Das kommt auch auf die Mitspieler an.

Velz ist also ein grosses Versprechen.
Da muss man nichts versprechen. Das ist einfach so. Er war Deutscher Jugendnationalspieler, gehörte zu den besten seines Jahrgangs.

Wie blicken Sie auf Ihre erste Saison beim TVM zurück?
Nach gewichtigen Abgängen wussten wir nicht, wo wir stehen. Die einheimischen Spieler konnten ihre Leistung aber abrufen. Platz drei war im Grossen und Ganzen in Ordnung.

Hat es Sie gefuchst, dass es nicht für Platz zwei und damit in die Aufstiegsbarrage gereicht hat?
Nein. Wer rechnen kann, für den war gegen Ende klar, dass es nicht mehr reichen würde. Ich möchte nicht wissen, wie es ausgegangen wäre, hätten wir die Barrage gegen Endingen spielen können. Wir schickten Endingen in unserem letzten Heimspiel mit zehn Toren Unterschied nach Hause und waren eine Klasse besser. Das ganze Team war topfit zum Ende der Saison. Ich glaube nicht, dass wir gegen Endingen in einer Barrage dreimal verloren hätten. Und was hätten wir dann gemacht?

Sie wären aufgestiegen.
Und dann? Hätten die Jungs jede Woche mal einen Tag frei genommen und den Ausfall selber bezahlt, weil die NLA auch unter der Woche Spiele austrägt?

Klingt nach einigen Hürden.
Im Endeffekt müsste man als NLA-Spieler halbtags arbeiten. Meine Spieler arbeiten aber alle neun Stunden. Was verdient ein Schweizer in hoher Position? Angenommen er verdient 7000 Franken. Arbeitet er bloss noch halbtags, sind es immer noch 3500 Franken. Die Differenz müsste der Verein bezahlen. Einen solchen Etat haben NLA-Teams, um zweimal pro Woche zu spielen und um mehr zu trainieren, auch vormittags, mit ihren Profis. Das würde hier nicht gehen.

Möhlin würde freiwillig auf einen Aufstieg verzichten?
Das weiss ich nicht, ich bin nicht der Verein, sondern bloss der Trainer. Ich will natürlich aufsteigen – ich habe ja genügend Zeit (lacht).

Ist die Barrage realistisch?
Normalerweise nicht, wenn ich sehe, wie die anderen Teams bestückt sind, quantitativ und qualitativ. Mit Baden, Stans und Stäfa kämpfen schon mal drei Teams mit uns um die Barrage. Gegen NLA-Absteiger Gossau haben wir gar keine Chance. Gossau wird wieder aufsteigen. Aber natürlich wollen wir Spiele gewinnen. Können wir komplett trainieren und kommen ohne Verletzungen durch, dann ist die Zielsetzung klar: Wir wollen mehr Punkte holen als vergangene Saison. Wir haben aber bloss elf Feldspieler und zwei Torhüter im Kader.

Das ist nicht viel.
Wenn sich zwei, drei Führungsspieler verletzen, werden wir Spiele verlieren. Dann ist die Zielsetzung schwierig zu erreichen.

Ist dieser dünne Kader zufriedenstellend?
Nein, aber er ist finanzierbar.

Mehr Punkte als vergangene Saison: Das wären also 39 oder gar 40. Können Sie das in einem Rang ausdrücken?
Vierzig Punkte sind Rang zwei. Hundert Prozent sicher! Dann sind wir in der Barrage.


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