Zerreissprobe wegen der Schule
11.05.2018 Brennpunkt, Schule, MöhlinFür Möhlin kommt Wegenstetten als Schulstandort nicht mehr infrage will mittelfristig keine Sekundarschüler mehr nach Wegenstetten schicken und plant stattdessen, die gesamte Oberstufe auf den Standort Steinli zu konzentrieren. Im Wegenstettertal ist die Enttäuschung riesig.
Ronny Wittenwiler
Gemeinderat und Schulpflege in Möhlin informierten am Mittwoch darüber, wie es mit der Oberstufe in Möhlin weitergehen soll; beziehungsweise, dass es für Möhlin mit der Kooperation am Oberstufenstandort Wegenstetten eben nicht weitergeht. Nicht zu Tisch sassen die Verantwortlichen aus dem Wegenstettertal. Sie informierten separat darüber, was sie vom Möhliner Vorhaben hielten. Frühlingsgefühle kamen keine auf.
Ausbau der Oberstufe im Steinli
Ab Schuljahr 2021/2022 soll die gesamte Möhliner Oberstufe auf den Standort Steinli konzentriert werden. Geplant ist zusätzlich ein viergeschossiger Ergänzungsbau. Der Kredit soll im 2019 vor die Möhliner Gemeindeversammlung gelangen (Grössenordnung 8,5 Millionen Franken). Damit ist klar: Wegenstetten kommt für Möhlin als vierter Schulstandort nicht mehr infrage. Als Möhlin den Schulkreisvertrag mit den Talgemeinden im 2017 gekündigt hatte, liess man verlauten, dass es dennoch Option sei, Wegenstetten künftig gar als Aussenstandort der Schule Möhlin zu betreiben. Diese Option soll nun nicht gezogen werden. Die Oberstufe an einem einzigen Standort, im Steinli, lautet die Möhliner Priorität. Das bedeutet, dass auch vom Standort Fuchsrain Bezirksschüler abgezogen werden. Der geplante Ergänzungsbau im Steinli, obschon für die Oberstufe, sei gemäss Gemeinderat und Schulpflege einem massiven Platzproblem geschuldet – auf Ebene Primarschule. Erst durch die Oberstufen-Konzentration im Steinli könne man die übrigen Standorte für die Primarschule bereitstellen. «Wir bauen in erster Linie für den fälligen Befreiungsschlag der Primarschule», sagte Gemeindeammann Fredy Böni am Mittwoch, dem nicht entgangen ist, dass die vorgestellten Möhliner Pläne bei den Kollegen im Tal nicht gut angekommen waren. «Wir sind uns der politischen Brisanz bewusst», sagte Böni. «Wir haben uns diesen Entscheid nicht leicht gemacht, sind aber an einen Punkt angelangt, an dem wir für unseren Schulstandort Möhlin schauen müssen. Ein Festhalten unsererseits an der Oberstufe in Wegenstetten löst unser Platzproblem nicht.»
«Für Zusammenarbeit belastend»
Keiner der Gemeindeammänner aus den Gemeinden Zeiningen, Zuzgen, Hellikon und Wegenstetten machte aus seiner Enttäuschung einen Hehl. Sie informierten im Anschluss in eigener Sache. Der Entscheid aus Möhlin vereinfacht die Situation für die Oberstufe in Wegenstetten keinesfalls. Im Gegenteil. Rund sechzig Prozent aller Sekundarschüler stammen derzeit aus Möhlin. Bislang war diese Zahl jährlich steigend, und ja, einmal mehr geht es auch ums liebe Geld. Stand jetzt zahlt Möhlin rund 450 000 Franken jährlich Schulgeld (im Gegenzug erhält Möhlin Schulgeld für Bezirks- und Realschüler aus dem Tal). Es steht also auch eine ökonomische Komponente hinter dem Entscheid aus Möhlin. «Wir werden aber für unsere Oberstufe weiter kämpfen und diese nicht einfach so aufgeben», sagte Willy Schmid, Gemeindeammann aus Wegenstetten. «Vielleicht waren wir etwas blauäugig, als es vor einem Jahr in Möhlin geheissen hat, die Kündigung des Schulvertrags sei bloss Formsache, um in Ruhe die weitere Zukunft zu überdenken», meinte Kathrin Hasler, Gemeindeammann Hellikon. «Zu blauäugig aufgrund der bisherigen freundschaftlichen Zusammenarbeit.» Für Hasler ist klar, ebenso für Schmid und die Kollegen Gisela Taufer (Gemeindepräsidentin Zeiningen) und Daniel Hollinger (Gemeindeammann Zuzgen): Die Oberstufe ist für die Standortqualität im Tal überlebenswichtig. «Für die weitere Zusammenarbeit ist das alles sehr belastend», sagte Hasler zudem, sprach von fehlender Solidarität aus Möhlin und von dort lassen Gemeinderat und Schulpflege in einer Medienmitteilung verlauten: «Der Ergänzungsbau für ein Oberstufenzentrum in Möhlin könnte alle Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler aus Möhlin und dem Möhlintal ab 2021 unter seinem Dach beherbergen.» Als Übergangslösung, so weiter, könne der gekündigte Schulkreisvertrag mit einer Zusatzvereinbarung bis zum Schuljahr 2021/2022 verlängert werden. Man wolle das Gespräch suchen.