Der Traum vom Heli-Pilot
05.03.2018 KaistenMichael Bühler hat sich seinen Traum vom Helikopter-Fliegen mit viel Engagement erfüllt
Der Traum vom Fliegen ist uralt. Fast jeder hat schon davon geträumt, frei wie ein Vogel hoch in den Lüften zu schweben. Michael «Mike» Bühlers Traum geht noch einen Schritt weiter. Er wollte Helikopter fliegen und hat viel Zeit und Energie in seinen Traum investiert. Mittlerweile hat er die Berufslizenz als Heli-Pilot in der Tasche und steht kurz vor der Prüfung zum Fluglehrer.
Hildegard Siebold
So mancher Berufswunsch trieb den kleinen Michael in Kindertagen um: Lastwagenchauffeur, Pistenbulli-Fahrer oder Feuerwehrmann wollte er werden. Dann aber kam er durch eine Sandkastenfreundin, deren Vater als Sanitäter bei der Rettungsflugwacht arbeitete, zum ersten Mal hautnah mit einem Helikopter in Berührung. Etwa sieben Jahre war er, als er mit ihm die Basis in Basel besuchen durfte und zum ersten Mal in einem Heli sass. Dazu ist er noch als Bub mit Blick auf das Spital in Laufenburg aufgewachsen und schon immer faszinierten ihn die anfliegenden Rettungshubschrauber. Bis er selbst als Pilot in einem Helikopter sitzen sollte, vergingen aber noch viele Jahre, auch wenn er seinen Traum nie aus den Augen verlor. Nach der Schule folgte eine technische Ausbildung als Automatiker bei der ABB in Baden. Er spezialisierte sich auf Schaltschrank-Verdrahtungen und machte während der Ausbildung die Berufsmatura. Beim Militär absolvierte er den Lastwagenführerschein und erfüllte sich den Traum vom Lastwagenchauffeur aus Kindheitstagen. Es folgte ein Studium als Maschineningenieur an der Fachhochschule in Windisch mit dem Ziel, sich vor allem Kenntnisse im Bereich der Aerodynamik anzueignen. Auch da hatte er den Heli-Piloten im Hinterkopf, es war für ihn der Weg zum Ziel. Zwei Jahre arbeitete er danach bei der Rüstungsfirma Ruag bei Luzern als Systemingenieur. «Das war ein Job, der mich sehr interessierte», erzählt Mike Bühler. Und es war ein Schritt in die Selbständigkeit, zum ersten Mal weg vom Elternhaus musste er sich «selber dure schlah». Nach zwei Jahren zog es ihn zurück ins Fricktal. «Ich war immer sehr mit der Region verbunden durch Vereine und Kollegen», schildert der heute 33-jährige. Kurzzeitig arbeitete er als Lastwagenchauffeur, bevor er eine Anstellung bei der Schweizer Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid fand. Dort arbeitet er seit mittlerweile sechseinhalb Jahren als Operator in der Netzleitstelle.
Seinen Traum leben
Und immer spukte der Heli-Traum in seinem Kopf herum. Nach einem Beziehungsaus und dem Tod seines Göttis wollte er endlich seinen Traum leben. Im Frühling 2012 startete er mit der Grundausbildung in Schindellegi. Vorzu hat er die Ausbildung von seinem Lohn bezahlt. Zuerst lerne man das Drumherum eines Helis von A bis Z, die verschiedenen Steuerelemente, das geradeaus Fliegen, Kurven fliegen, steigen und sinken. Dann kommt die Königsdisziplin: «Das Schweben an Ort und Stelle, das ist das A und O, wer das kann, schafft alles andere auch», sagt Mike Bühler. Den Prüfungsflug zum Privatpiloten absolvierte er im Juni 2013. «Mit der Privatpilotenlizenz kann man im Heli Fluggäste bis zum Selbstkostenpreis mitnehmen, man darf jedoch nichts daran verdienen», erklärt Mike Bühler. Für die weitere Ausbildung zum Berufspiloten musste er 155 Flugstunden nachweisen – und finanzieren. Mit Unterstützung von Freunden, die mitflogen, wurde das erst möglich. Als seine Flugschule in Schindellegi sich neu ausrichtete, musste sich Mike Bühler nach einem neuen Unternehmen umschauen. Er landete bei der Helitrans in Basel. Dort fand er die nötige Unterstützung für die benötigten Flugstunden auf dem Weg zum Berufspiloten. Die Lizenz hat er seit Mai 2015 in der Tasche, aktuell bringt er es auf knapp 300 Flugstunden. Da müssen noch einige dazukommen, um daraus einmal einen Job zu machen, denn Heli-Piloten seien nicht unbedingt gesucht, und schon gar nicht mit wenig Erfahrung. «Mein Weg zum Ziel ist es, als Fluglehrer Flugstunden und Erfahrung weiter auszubauen», erklärt Mike Bühler. So bleibt er kontinuierlich dran an seinem Traum, eines Tages als Rettungspilot arbeiten zu können.
Weitester Flug
Sein bisher weitester Flug führte ihn nach Georgien. 21 Flugstunden in sechs Etappen brachte er dabei hinter sich. Und sein bisher schönster Flug? Er lächelt und sein Blick fällt auf ein Bild über dem Sofa im gemütlichen Wohnzimmer: Es ist das Hochzeitsfoto mit seiner Frau Ramona – vor einem Helikopter. Nur selbst zu fliegen hat sie ihm damals nicht erlaubt. Das Brautpaar wurde geflogen, von Schupfart bis nach Hallau bei Schaffhausen, der Heimat der Braut, wo das Hochzeitsfest stattfand. Heute sind beide glückliche Eltern der 15 Monate alten Lena und im Mai kommt ein Geschwisterchen dazu. Woher kommt die Motivation, neben Job und Familie viel Zeit und Geld in das Fliegen zu investieren? «Einerseits fasziniert mich natürlich die gesamte Technologie, die notwendig ist, um überhaupt mit einem Helikopter fliegen zu können.» Andererseits war und ist es für Mike Bühler ein grandioses Gefühl, am Steuer eines Helikopters zu sitzen: «Du erlebst die Schönheit unserer Region aus einer ganz anderen Perspektive. Ich liebe das Spiel von Farben, Lichtern, Wolken, die verschiedenen Jahreszeiten, Sonnenuntergänge und so weiter. Kurz: Es ist der beste Arbeitsplatz, den ich mir vorstellen kann», schwärmt er.