In Etzgen ist die Zukunft schon angekommen

  24.09.2019 Etzgen

Kundenanlass des Werkzeugbauers Jehle AG

Ist der Industriestandort Schweiz vorbereitet auf die Herausforderung der Zukunft – die Digitalisierung, die Robotisierung, die Globalisierung?

Edi Strub

Für die Jehle AG bot sich an diesem Event die Gelegenheit, ihre neue Produktionshalle vorzustellen. Da ist die Zukunft bereits angekommen. Die Halle ist voll von selbsttätig arbeitenden Robotern, die von Computern gesteuert werden. Die wenigen Menschen, die noch in dieser Halle arbeiten, sind meist mit dem Programmieren der Roboter und Maschinen beschäftigt. Kaum etwas wird mehr von Hand gemacht, alles geht automatisch, weil ein Mensch mit den althergebrachten Methoden die Produkte gar nicht mit der geforderten Effizienz und Präzision herstellen könnte. Am Schluss passt dann alles zusammen: Preis und Qualität stimmen und die Produkte sind genau auf die Bedürfnisse der Kunden (unter anderem der Autoindustrie) zugeschnitten.

Was es für eine solche Fabrik braucht, sind hochqualifizierte Mitarbeiter. Jehle selber hat im Laufe der Jahre 140 Lehrlinge ausgebildet. Der Aargauer Regierungsrat Alex Hürzeler bezeichnete die Jehle AG als grosses Vorbild. Um die Facharbeiter der Zukunft auszubilden, müssten nun aber auch die Lehrlingsausbildung und die Berufsorientierung in den Schulen umgebaut werden. In den Schulen werde mit dem Lehrplan 21 ein neues Kapital aufgeschlagen. Berufsorientierung wird zum obligatorischen Lehrfach. Die Schüler müssten früh mit der Berufswelt und deren Anforderungen bekannt gemacht werden, sie müssten ihre Stärken und Möglichkeiten realistisch einschätzen lernen, sagte Alex Hürzeler in seinem Vortrag am Jehle-Event. Vielen mache das noch immer Mühe, was nicht selten zum Lehrabbruch führe. Umgebaut wird auch die Berufsausbildung: sie wird auf eine kleinere Anzahl hochqualifizierter Kompetenzzentren konzentriert.

Weniger Optimismus verbreitete Stefan Brupbacher, der Direktor von Swissmem (Schweizerische Maschinen- Elektro- und Metallindustrie). Das Schweizer Parlament und der Bundesrat hätten es leider noch immer nicht geschafft, für das Rahmenabkommen mit der EU grünes Licht zu geben. Dabei sei die EU doch mit Abstand unser wichtigster Handelspartner. Allein Deutschland sei für die Maschinen, Elektro- und Metallindustrie wichtiger als die USA und China zusammen. Das könne sich die Schweiz schlicht nicht leisten. Die Industrie habe sich zwar von der Finanzkrise 2008 zum grössten Teil erholt, gleichzeitig aber drohten neue Gefahren: Handelskriege, ein zu hoch bewerteter Franken und im schlimmsten Falle sogar ein Krieg im Nahen Osten.

Wichtig sei eine prosperierende Industrie auch wegen des Klimawandels. Die damit verbundenen Probleme liessen sich nicht mit Demonstrationen lösen. Dafür brauche es neue, innovative Produkte, die unsere Ölabhängigkeit reduzieren und den Treibhausgas-Ausstoss vermindern. Klimabewussten jungen Burschen und Mädchen empfahl Stefan Brupbacher, einen technischen Beruf zu ergreifen. Dann könnten sie in den Industriebetrieben Lösungen erarbeiten, mit denen eine Klimakatastrophe abgewendet werden könne.


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