«Densbüren ist halt unsere Heimat»
08.12.2019 DensbürenJulia Senn (18) und Yanick Senn (18) sind in Densbüren geboren und aufgewachsen. Auf einem Spaziergang mit der NFZ erzählen sie, warum sie nicht wegziehen möchten – und falls doch, dann nicht für lange.
Andrea Marti
Julia und Yanick Senn haben zwar beide den gleichen Nachnamen, sind aber nicht verwandt. «In Densbüren heissen die meisten entweder Amsler, Nussbaum oder Senn», erklären die beiden ihre nicht-Verwandtschaft mit einem Lachen, «das sind die drei grossen Familien.»
Julia und Yanick sind zwar nicht verwandt, kennen sich aber schon fast so lange wie Geschwister dies tun würden: Die beiden sind zusammen in den Kindergarten, dann in die Primarschule und später in Frick in die Oberstufe gegangen. Getrennt haben sich ihre Wege – wenn auch nur schultechnisch – erst nach Ende der obligatorischen Schulzeit, als Julia eine KV-Lehre anfing, während Yanick Schreiner lernte. Doch man merkt während dem Gespräch: Die beiden kennen sich immer noch gut – und ebenso ihr Heimatdorf, Densbüren.
Der sagenhafte Schatz der Ruine Urgiz
Beim Spaziergang mit der NFZ wollen sie zuerst die Ruine Urgiz, einen ihrer Lieblingsplätze im Dorf, zeigen. Früher, erzählt Yanick, seien sie oft zur Ruine gegangen – manchmal mit den Eltern, um bei der Feuerstelle neben der Ruine zu bräteln, manchmal mit der Schule, manchmal aber auch mit Freunden, um einen Schatz zu suchen, der angeblich bei der Ruine begraben sei.
Auf der Ruine erzählen die beiden auch, was denn der Unterschied zwischen Asp und Densbüren ist. «Eigentlich ist alles gleich», mein Yanick. Die Vereine seien alle für Densbürer und für Asper offen und auch an der Gemeindeversammlung sowie an Dorfanlässen seien alle zusammen. Aber, wirft Julia ein: «Wenn mich jemand fragt, woher ich komme, dann sage ich trotzdem Asp – und niemals Densbüren. Trotzdem steht im Ausweis Densbüren als Heimatort. Und darauf bin ich halt auch stolz.» Und Yanick fügt hinzu: «Es gibt auch einen Asper und einen Densbürer Strihen. Und darauf sind dann auch beide Ortsteile für sich stolz.»
Für Aussenstehende wird der Unterschied zwischen Asp und Densbüren nicht ganz klar – der kleine, feine Unterschied, der zwar irgendwie existiert, aber irgendwie eben auch nicht. Asperin und Densbürer gemeinsam weisen dann noch auf die Aussicht von der Würz – einer Feuerstelle oberhalb von Densbüren – aus, hin. Es ist zwar ein kalter, nebliger Tag, aber «an sonnigen Tagen sieht man von hier aus bis in den Schwarzwald. Das ist schon toll. Soweit sieht man sonst von nirgendwo in Densbüren.»
Vereinsleben trägt zur Dorfseele bei
Dass Asp und Densbüren nicht viel trennt, merkt man vor allem, wenn Yanick und Julia vom lebendigen Vereinsleben im Dorf erzählen. Es gibt alles, von der Musikgesellschaft über den (neu gegründeten) Turnverein bis zum Schützenverein. In letzterem seien sogar viele Junge, erzählen die beiden. In Densbüren ist fast jeder und jede in mindestens einem Verein. Die Densbürer und Asper engagieren sich in den Vereinen, und die Vereine engagieren sich im Dorf. Zahlreiche Anlässe und Feste finden jedes Jahr statt. Fasnacht, Herbstmarkt und Adventsfenster sind nur wenige Beispiele. Ein aussergewöhnlicher Anlass ist das Densbürer «Säulibraten». Eine ganze Feuerstelle wurde, zumindest inoffiziell, nach diesem Anlass der Männerriege benannt. Am Säulibraten, erklärt Julia, brät jeweils die Männerriege schon am Morgen ein ganzes Schwein über dem Feuer. Ab etwa drei Uhr am Nachmittag kommen dann die ersten Densbürer, um Schweinefleisch, Kaffee und Kuchen zu essen, zu trinken und zu reden, sowie eine gute Zeit zu verbringen. An diesem Anlass erzählen die beiden lächelnd, sei jeweils das ganze Dorf dabei. «Da trifft man immer alle und es gibt immer was zu reden», freut sich Yanick.
Neben dem «Säulibraten» finden in Densbüren auch noch zahlreiche andere Anlässe im Jahr statt. Einer, der Julia besonders schön findet, ist die «Nähvereinweihnacht». Dabei treffen sich alle Asper Kinder, bekommen ein kleines selbstgemachtes Geschenk und singen zusammen Weihnachtslieder. Diese Tradition, hat sich Julia von ihrer Grossmutter erzählen lassen, stammt noch aus dem Zweiten Weltkrieg: «Damals war die Nähvereinweihnacht vor allem für jene Kinder, deren Eltern sich sonst keine Weihnachtsgeschenke leisten konnten.» Die Tradition hat die vergangenen Jahrzehnte seit dem Krieg überdauert und ist jetzt für alle Dorfkinder offen.
Die Schule ist der Stolz von Densbüren
Neben der «Nähvereinweihnachten» bietet Densbüren den jüngsten Densbürern und Densbürerinnern auch sonst viel: Eine Spielgruppe hat das Dorf, eine Schule und einen Spielplatz. Als Yanick und Julia in die Schule kamen, wurden aus ihrem Jahrgang gerade einmal drei Kinder eingeschult. Einige Jahre seien nur etwa 30 Kinder in Densbüren zur Schule gegangen.
Doch der Schulstandort Densbüren wurde trotzdem nie angezweifelt, nicht wirklich zumindest. Denn: Die Densbürer Schule, so Yanick und Julia, ist der ganze Stolz der Gemeinde. Das merke man beispielsweise daran, dass der Schulstandort bei den Fusionsgesprächen, die schon seit 2010 mit Aarau laufen, das wichtigste Thema gleich nach den Steuern sei, so Julia.
Auf die Fusionsgespräche angesprochen meinen die beiden nur: «Uuuh, heikles Thema!». Denn es steht eine zweite Abstimmung über Fusionsgespräche mit Herznach-Ueken an, die Asper Strassen sind schon mit gelben Plakaten, auf denen ein grosses «NEIN» prangt, gesäumt. Densbüren-Asp, das zwar im Fricktal liegt und dessen jüngere Einwohner meist in Frick die Oberstufe besuchen und dort viele ihrer Freunde haben, gehört schliesslich trotzdem zum Bezirk Aarau – entsprechend geteilt sind auch die Meinungen zu den Fusionen. Und wie sehen das Yanick und Julia? «Wir sind für Eigenständigkeit», sind sich die beiden einig. «Es läuft gut für unser Dorf im Moment. Ich sehe nicht, warum man jetzt etwas ändern muss.», erklärt Julia ihren Standpunkt. Doch dass das nicht alle so sehen, hat die letzte Gemeindeversammlung, bei der sogar einige Bürger im Gang sitzen mussten, weil der Saal zu klein für den grossen Andrang war, gezeigt.
Die, die wegziehen, kommen wieder
Wenn Yanick und Julia so von Densbüren erzählen, hat man fast den Eindruck, dass in Densbüren absolut alles rund läuft. Von den Problemen anderer Gemeinden – der Abwanderung der Jungen beispielsweise – hört man nicht viel. Darauf angesprochen, meinen Yanick und Julia: Doch, es zögen schon einige weg. Aber die meisten kämen wieder.
Julia und Yanick wollen selbst noch nicht wegziehen. Zwar, schränkt Julia ein, wolle sie nicht für immer bei den Eltern wohnen. «Aber falls ich wegziehe, komme ich sicher wieder.» In Densbüren hält die beiden 18-Jährigen vor allem das Gemeinschaftsgefühl: «In Densbüren kennt jeder jeden. Man kann bei den Nachbarn einfach reingehen und einen Kaffee trinken; wenn man auf der Strasse jemanden trifft, kann man sich für mindestens eine halbe Stunde über Gott und die Welt unterhalten.» Die, die neu nach Densbüren ziehen, können sich leicht integrieren. Fängt man ein neues Hobby an, erzählt Julia, heisst es nur: «Schön bist du hier, willkommen bei uns.» Und Yanick ergänzt: «Wir helfen uns hier gegenseitig. Fehlt zuhause etwas, geht man nicht zuerst einkaufen. Man klopft erstmal bei den Nachbarn – vielleicht haben ja die noch ein bisschen Mehl.»
Densbüren, da sind sich die beiden einig, sei eben einfach Heimat. Und auch wenn manchmal nicht so viel los sei – die Ruhe und das Gemeinschaftsgefühl sorgen dafür, dass zumindest Julia und Yanick garantiert nie lange von Densbüren wegbleiben.