Piraterie auf dem Rhein

  27.02.2020 Möhlin

Unbekannte klauen Motoren, elektronische Einrichtungen und ein Boot

Piraterie im Jahr 2020, und das auf dem Rhein bei Möhlin: Unbekannte schlitzen Bootsplachen auf und klauen dann, was ihnen gerade so in die Finger kommt. Danach, über den Rhein nach Deutschland, machen sie sich wieder aus dem Staub.

Ronny Wittenwiler

Es geschah nicht am helllichten Tag, doch es war auf jeden Fall eine böse Überraschung. Unbekannte richteten an einer Anlegestelle für Fischerboote grossen Schaden an. Über die sozialen Netzwerke ging danach der Hinweis rheinauf- und abwärts raus: «Liebe Bootsbesitzer, ob auf Schweizer oder Deutscher Seite – Augen auf.»

Das war geschehen
Es war vor zwei Wochen, als sich eine bislang unbekannte Täterschaft Zugang zu einem Anlegesteg mit rund dreissig eingestellten Booten verschafft hatte. Der Steg befindet sich auf Möhliner Boden und stösst direkt an den Forst an. Die Bootsplätze werden vom Fischerei Verein Bezirk Rheinfelden einerseits, von der Fischerzunft Möhlin-Ryburg andererseits, an jeweils eigene Mitglieder dauervermietet. Am Morgen des 13. Februars fehlte an zwei Booten plötzlich der Motor, ein anderes Boot war schon gar nicht mehr da – es wurde gestohlen.

An sieben bis acht weiteren Booten verschaffte sich die Täterschaft einen Einblick nach möglichem Diebesgut, indem sie die Abdeckplachen kurzerhand aufschlitzte. «Zudem wurde in ein Boot mit Kabine eingebrochen», sagt Herwig Bode, der für die Bootsplätze des Fischerei Vereins zuständig ist. «Dort in diesem Boot wurden sämtliche Angelruten gestohlen, ein Echolot mit gesamter elektronischer Einrichtung. Der gesamte Schaden an diesem Boot dürfte sich bis gegen 20 000 Franken belaufen», sagt Herwig Bode. Es ist nicht das einzige Boot, aus dem Material gestohlen wurde.

So gingen die Täter vor
Die dreiste Diebestour müssen die Unbekannten zuerst in Deutschland begonnen haben, darauf jedenfalls deutet ein herrenloses Ruderboot, das tags darauf auf Schweizer Seite unter dem Ufer-Geäst gefunden wurde und dessen rechtmässiger Besitzer schliesslich in Schwörstadt ausfindig gemacht werden konnte. Die «Freibeuter» dürften zuerst dieses Boot entwendet haben, um so über den Rhein an den Möhliner Bootssteg zu gelangen. Das sagt auch die betroffene Person, dessen Boot gleich samt Motor gestohlen wurde. «Sie dürften mein Boot als Transportmittel für das gesamte Diebesgut wieder zurück nach Deutschland benutzt haben.» Tatsächlich tauchte jenes Boot wieder auf, wieder gefunden auf deutscher Seite in Schwörstadt: Der Bug beschädigt, wahrscheinlich beim Hochziehen ans Ufer, der dazugehörende Motor abmontiert, geklaut, und auch sonst ausgeräumt, was einen gewissen Wert darstellt, vom Echolot samt Bildschirm über einen Schalthebel bis zum Anker. Auch hier läuft der Schaden auf einen fünfstelligen Betrag hinaus. «Einmal abgesehen vom emotionalen Wert», sagt der Betroffene, der genau wie alle anderen Geschädigten des Möhliner Bootsplatzes Anzeige gegen Unbekannt eingereicht hat.

Einen ähnlichen Fall habe es auf dem Rheinabschnitt in Möhlin vor Jahren schon einmal gegeben, sagt Herwig Bode. Auch damals liessen Unbekannte Bootsmotoren mitlaufen. Bei den drei geklauten Motoren handelt es sich ausschliesslich um solche der Marke Yamaha.


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