Kaister Weihermatt war Vorbild für Rheinfelder Augarten

  01.04.2020 Kaisten

Vom Bauerndorf zur Wohngemeinde mit Arbeitsplätzen

Viele der Mehrfamilienhäuser im Quartier Weihermatt in Kaisten sind zurzeit eingerüstet. Es wird saniert. Das Quartier, welches 1971 bezugsbereit wurde, war der Prototyp der Rheinfelder Grossüberbauung Augarten. Als sich die Pharmabranche in Kaisten ansiedelte, wollte sie auch Wohnungen für ihre Mitarbeiter bereitstellen. Die Weihermatt entstand.

Susanne Hörth

«Nach der Schneeschmelze entstand dort immer ein Weiher. Wenn es sehr kalt war, gefror er und die Kinder hatten eine willkommene Eisfläche zum Rutschen», erklärt Georg Winter den Kaister Gebietsnamen «Weihermatt». Der Name ist geblieben, die Weiher auf der Matte hingegen sind verschwunden. Seit fast einem halben Jahrhundert steht hier eine Wohnsiedlung mit rund 100 Einheiten, verteilt auf Wohnblöcke und Reihenhäusern. Ein Quartier, das zugleich auch der Prototyp Siedlung Augarten in Rheinfelden war.

1971 wurde in Kaisten die «Weihermatt» bezugsbereit. Es war eine intensive Zeit für den damals noch jungen Gemeindeschreiber Georg Winter. Die Entstehung des neuen, grossen Wohnquartiers stand im unmittelbaren Zusammenhang mit der Ansiedlung der chemischen Industrie in Kaisten. In der Chronik «Kaisten – unser Dorf» wird dazu festgehalten: «Der im schweizerischen Vergleich beispielslose Vorgang, dass drei Firmen derselben Branche eine bisher ausgesprochen agrarisch geprägte Region als neuen Entwicklungsstandort wählten, führte neben einem prägenden Eingriff in das Landschaftsbild auch zu einem grundlegenden Wandel der Erwerbs- und Bevölkerungsstruktur.» Die Pharmaindustrie wollte aber nicht nur neue Arbeitsplätze schaffen. «Die Ciba-Geigy sagte, sie bräuchten auch ein Areal für eine Überbauung mit günstigen Wohnungen für die Mitarbeiter», erinnert sich alt Gemeindeschreiber Winter. Das bisher als Landwirtschaftsfläche genutzte Gebiet «Weihermatt» Richtung Laufenburg bot sich als geeignet an. Das Land wechselte die Besitzer.

Weihermatt und Augarten
Für die Überbauungspläne zeichneten die Architekten Gelpke und Dübi verantwortlich. So auch beim Rheinfelder Augarten-Quartier, welches ebenfalls im Auftrag der Pharmaindustrie realisiert wurde. In Kaisten, so Georg Winter «verlangte die Ciba als Bauherrin, dass der Wohnungsbau gleichzeitig auf Fabrikationsbeginn im neuen Werk bezugsbereit wurde.» Was auch gelang. Nach dreijähriger Bauzeit konnten die Mehrfamilien- wie auch Reihenhäuser 1971 bezogen werden. Anfänglich nur für die Werksangehörige gedacht, setzte schon bald eine Durchmischung der Mieter ein.

Für die Kaister Gemeindebehörde war das neue Quartier dem gleichzeitig auch die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen im Dorf vorausging eine grosse Freude. «Es war die Weiterentwicklung von dem, was 1940 mit der Güterregulierung schon begonnen hatte.» Mit der Industrialisierung wurde Kaisten vom einstigen Bauerndorf zur wachsenden Wohngemeinde mit Arbeitsplätzen.

Während in Kaisten die neuen Wohnungen und Reihenhäuser in der Weihermatt bereits bezogen werden konnten, begann 1971 die Ciba-Geigy AG (heute Novartis) im Gebiet «Weiherfeld» im Westen von Rheinfelden mit dem Bau der Siedlung «Augarten». Drei Jahre später konnten die rund 1050 Wohneinheiten ebenfalls bezogen werden.

Die Kaister Überbauung Weihermatt befindet sich längst nicht mehr im Eigentum der chemischen Industrie. «Die 72 Mietwohnungen in den Mehrfamilienhäusern sind alle im Besitz der CSA Real Estate Switzerland, einer Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung», sagt Remo Fumagalli, Filialleiter Wincasa Basel. Sie verwalten die Liegenschaft im Auftrag der Eigentümer. «Von den 22 Reiheneinfamilienhäuser gehören drei zum Immobilienportfolio der Anlagegruppe CSA RES, die restlichen sind in Privatbesitz.» Bei der laufenden Sanierung handle es sich um eine sanfte Renovation der Fassade in bewohntem Zustand.


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