Eine zuversichtliche Welt-Anschauung

  16.08.2020 Nordwestschweiz

Buchrezension: «Der Mensch im Kosmos» von Roland Buser

Der ehemalige Astronomieprofessor der Universität Basel, Roland Buser, hat ein Buch über den Mensch im Kosmos herausgegeben. Wenn man das Buch konzentriert durcharbeitet, kann sich Zuversicht einstellen.

Roland Stiefel

Die Krise der Moderne nagt am Menschenbild. Wer sind wir schon? Wir scheinen den Boden zu verlieren und laufen in eine falsche Richtung, welche markiert wird durch Ausbeutung, Klimawandel, Dominanz von Kommerz und Egoismen. Und unsere innere Verantwortung delegieren wir an die Digitalisierung.

Die Welt als Dialog
Der emeritierte Basler Astronomieprofessor Roland Buser untersucht in seinem Buch «Der Mensch im Kosmos» die Stellung und die Zukunft des Menschen im Grossmassstab. Es geht um die kosmische Einordnung – und immer im Dialog zwischen Astronomie und Philosophie. Gibt es Antworten, Wegrichtungen, Einsichten auf die drängenden Fragen unserer Zeit?

Ein Schlüsselwort ist «Kommunikation». Der Autor äussert sich in einem Interview: «Die Geburt des Universums durch Teilung bedeutet für mich eigentlich die Verwirklichung der Kommunikation. Entwicklung beruht auf der Kommunikation. Und was sich entwickelte und weiter entwickelt, das wissen nun sogar auch wir. Weil auch wir selber durch diese universelle Kommunikation mit allem, auch mit dem Anfang der Welt verknüpft sind»

(S. 204). Und Kraft unserer evolutionär bedingten Vernunft machen wir uns Bilder, Weltbilder, Menschenbilder, «Anschauungen», Einsichten, die wiederum kommende Entwicklungen mitgestalten.

Der Autor zeigt auf, wie gemäss dem Grundprinzip der Kommunikation die auf Energie beruhende unaufhörliche Transformation vom einfachsten Elementarteilchen über die Atome, Galaxien, Sterne und das Leben bis zu menschlicher Erkenntnis, zu Freiheit und Frieden führt.

Das Göttliche
Bezeichnenderweise formuliert Buser in der direkten Form eines Briefs: «Alles, was die Naturforschung findet, deutet ja ebenfalls darauf hin, dass die ganze Vielfalt unserer Welt eigentlich eine Einheit ist (…), die Erfahrung eines Umfassenden, (….), das jeden einzelnen Teil durchdringt (…) Ich selber kann dieser Art, wie mich das Göttliche im Innersten berührt und erfasst, am besten dadurch gerecht werden, dass ich es als dasjenige auffasse, was von Anfang an immer und überall alles durchklingt, was sich in allem als jene Schwingung erweist, deren Energie die ihr innewohnende Ordnung auch in Alles hinein fortpflanzen kann.»

Fortgang zum Frieden
«An Erkenntnis, Freiheit und Frieden hat also auch der Mensch schon heute teil. In seinen Händen bilden diese drei aber noch nicht jene Einheit, die sie sein könnten. Der Mensch hat offenbar immer noch eine allzu beschränkte Sicht auf das Ganze und kann sich daher auch noch nicht richtig als Teil ein- oder ihm unterordnen» (S. 10f.). Wenn er an der universellen Weiterentwicklung der Welt mithalten will, muss er seine durch Erkenntnis gewonnene Freiheit auch entschieden mit der Ethik kommunizieren lassen.

Kommunikative Spiegelung des Weltganzen
Roland Busers Buch widerspiegelt in Stil und Form seine ausgreifenden Darlegungen gemäss der Einsicht einer allseitigen Kommunikation. Es ist ein dialogisches Buch, methodisch einprägsam und durchdringend klar gestaltet. Direkt und nah auch bei hochkomplexen Sachverhalten. Der ganze Text beruht auf ursprünglich frei gehaltenen Vorlesungen. Und zahlreiche bildhafte Darstellungen öffnen und vertiefen das naturphilosophische Prinzip der «Anschauung». Leserfreundlichkeit meint auch: Das Buch macht geistig frohgemut. Wir gelangen in riesige kommunikative Räume. Wir sind nicht allein und nichts ist vergebens. Dank unserer Vernunft, dem Geschenk der Evolution, sind wir in der Lage, lebensfreundlich zu handeln. Wenn man das Buch konzentriert durcharbeitet, kann sich Zuversicht einstellen. Das ist das grosse Geschenk des lebensengagierten Wissenschaftlers an alle Interessierten.

Roland Buser: Der Mensch im Kosmos – Weltbild und Menschenbild. Astronomie und Philosophie im Dialog. Verlag des Kantons Basel-Landschaft, 2. Auflage, Liestal 2020.

ISBN 978-3-85673-804-5


Roland Buser ist als Sohn des Reallehrers Wilhelm Buser und der Helene, geb. Martin, geboren, im Baselbieter Dorf Sissach aufgewachsen, hat dort und in Basel die Primar- und Mittelschulen bis zur Maturität besucht, an der Universität Basel im Hauptfach Astronomie und in den Nebenfächern Mathematik, theoretische Physik und Philosophie studiert und 1975 bei Uli W. Steinlin zum Dr. phil. promoviert mit einer Dissertation über Photometrische Mehrfarben-Systeme zur Erforschung der Milchstrasse. Als Astronom ist Buser nicht nur Naturwissenschafter, sondern auch Philosoph. Er war auch wissenschaftlicher Berater der NASA und massgeblich am Hubble-Teleskop-Projekt beteiligt. Mit seiner Frau hat er zwei erwachsene Kinder und wohnt in Füllinsdorf BL. 2018 erhielt Buser den Kulturpreis Basel-Landschaft.


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